Das Leuchten der schottischen Wälder
die Rettungsfolien, damit ich die Verletzten abdecken kann, sobald ich sie erreiche.“
Die Männer begannen wieder mit der Arbeit. Nach einiger Zeit zog ein dritter Mann die ersten Metallteile auseinander. Sie waren glühend heiß.
„Kommen Sie nicht dran“, warnte er, „Sie verbrennen sich.“
Lena leuchtete mit dem Scheinwerfer ins Innere des Autos. Das Dach lag in voller Breite auf den Rücken von Mann und Frau. Der Mann blutete stark aus einer Kopfwunde, seine Augen waren geschlossen, aber er atmete. Die Frau konnte sie nicht erkennen, aber sie schien von dem schweren Ast getroffen zu sein.
Lena zog sich zurück. „Machen Sie weiter, schnell, der Mann atmet noch, die Frau kann ich nicht sehen. Aber wir müssen die beiden so schnell wie möglich herausholen, der Mann verblutet sonst.“
Ein zweiter Feuerwehrwagen kam die Dorfstraße entlang. Männer sprangen ab, kamen mit Schneidewerkzeugen dazu und halfen, die Bleche auseinanderzubiegen. Dann hatten sie die Vorderfront des Wagens so weit geöffnet, dass die Ärztin zwischen die Karosserieteile kriechen und die beiden Verletzten mit Folien abdecken konnte. Als das Armaturenbrett und das Steuerrad entfernt waren, gab sie zuerst dem Mann eine Spritze, dann fühlte sie den Puls der Frau an der Halsschlagader und gab ihr ebenfalls eine Injektion.
„Ich musste die beiden erst einmal stabilisieren“, erklärte sie Robert Marloff. „Den Mann könnt ihr jetzt vorsichtig herausziehen. Für die Frau müssen wir das Dach mit dem Ast komplett entfernen. Der Baum hat die Frau am Rücken getroffen. Wahrscheinlich ist die Wirbelsäule verletzt. Also größte Vorsicht.“
Es dauerte fast eine Stunde, bis die beiden Verletzten geborgen und auf Decken an den Straßenrand gelegt werden konnten. Endlich kam auch ein Krankenwagen aus Barcaldine. „Wir hatten ständig blockierte Straßen vor uns, wir sind einfach nicht schneller durchgekommen“, entschuldigten sich die Sanitäter und begannen sofort mit der Versorgung der Verletzten, damit sie den Transport überstanden. Dann wurden die Tragen in den Wagen geschoben, einer der Sanitäter nahm das schlafende Baby auf den Arm, und der Wagen begab sich auf die nächtliche Rückfahrt.
Lena war am Ende ihrer Kräfte. Sie hatte getan, was sie konnte, aber ob die drei Menschen den Unfall überlebten, wusste sie nicht.
Einer der Feuerwehrmänner bot ihr einen Becher Kaffee aus seiner Thermoskanne an. Sie trank in langsamen Schlucken und kämpfte mit den Tränen.
Das Autowrack wurde zur Seite geräumt, Robert Marloff machte sich letzte Notizen, und die Feuerwehr räumte ihre Geräte ein. Lena bedankte sich für die Hilfe und den Kaffee, sammelte ihre Sachen ein und ging zu ihrem Wagen.
Es war zwei Uhr morgens, als sie die Farm erreichte. Das Cabriolet stand noch auf der Straße, aber das Dach war jetzt geschlossen. Die abgebrochenen Äste in ihrer Einfahrt waren zur Seite geräumt. Sie konnte unbehindert in den Schuppen fahren. Im Haus brannte noch Licht. Sie stellte den Wagen ab und ging hinein. Sie war zu Tode erschöpft und zitterte am ganzen Körper. Im Flur stand noch der Stuhl. Sie setzte sich und brach in Tränen aus.
Robert Newborg hatte sie gehört und kam aus der Wohnstube.
„Mein Gott, was ist passiert?“ Er kniete vor ihr nieder und zog ihr die nassen Schuhe aus. „Kommen Sie, ich bringe Sie nach oben und lasse Ihnen ein Bad ein, und Sie ruhen sich in dem schönen warmen Wasser erst einmal aus.“ Er half ihr aufzustehen und brachte sie Stufe für Stufe nach oben in ihr Schlafzimmer. Während sich Lena entkleidete, lief nebenan das Wasser in die Wanne, und ihr geliebter Wildblumenduft zog bis zu ihr ins Schlafzimmer. Er hat mein Badeöl gefunden, dachte sie dankbar und zog den Morgenrock an. Sie warf einen kurzen Blick in den Spiegel und erschrak. Ein schwarz verschmiertes Gesicht starrte ihr entgegen, Haare hatten sich aus dem Zopf gelöst und standen steif vor Schmutz und Russ um ihren Kopf. Als sie sie zurückstreifen wollte, sah sie zum ersten Mal auf ihre Hände. Zwischen all dem Schmutz hatten sich ein paar Brandblasen gebildet, die sie noch gar nicht bemerkt hatte. Die Erschöpfung war größer als der Schmerz dieser Wunden.
Sie ging ins Badezimmer. Ein wohltuender Dunst umfing sie. Dieser eigentlich fremde Mann kontrollierte die Wassertemperatur. „So, jetzt ist es richtig.“ Er richtete sich auf und trocknete die Hände an einem Handtuch ab. „Rufen Sie mich, wenn Sie etwas brauchen, ich lasse
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