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Das Leuchten der schottischen Wälder

Das Leuchten der schottischen Wälder

Titel: Das Leuchten der schottischen Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Canetta
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geschaffen sind, und dann wird sie erkennen, dass ich der richtige Mann für sie bin. Papperlapapp, Spezies und Freundschaft, ich weiß, was ein Mann zu tun hat, wenn das Verlangen ihn packt.
    Im Dorf sah es noch immer katastrophal aus. Zwar waren die umgestürzten Bäume beiseite geräumt, aber der Marktplatz glich eher einem Schlachtfeld als einem gepflegten Dorfmittelpunkt.
    Die Feuerwehr hatte glücklicherweise die Feldsteinkirche und den Glockenturm aus dem 16. Jahrhundert – eine Sehenswürdigkeit für die Touristen – gerettet, aber eine große Eiche war dem Blitzschlag zum Opfer gefallen. Der Marktplatz und Teile des Friedhofes waren mit Ästen übersät. Der vergoldete Wetterhahn war sogar bis in eine Nebenstraße geflogen, als sich der Turm der Kraft des Sturmes beugte, und eine Flut von Fledermäusen war in die Friedhofsbäume geflüchtet. Dennoch versuchte Ellen eine heile Welt zu zeigen. Sie wusste, dass sich im Lauf der nächsten Tage zahlreiche Touristen einfinden würden, um das Drama der geschichtsträchtigen Kirche zu besichtigen. Immerhin war das 500 Jahre alte Gotteshaus eine Attraktion und wurde in vielen Reiseführern als sehenswert angepriesen.
    Also forderte Ellen ihren Mann auf, den Platz vor dem Pub zu säubern und stellte eigenhändig Tische und Stühle vor die Tür. Sie war gerade dabei, die Tischtücher festzuklammern, als sie das fremde Auto bemerkte. Erwartungsvoll sah sie dem Gast entgegen. Sie kannte den Mann, denn in dieser Gegend vom Benderloch gab es nicht viel Abwechslung für Touristen, und so war er schon einige Male in das Pub gekommen, um ein Bier zu trinken, wenn ihn die Langeweile auf der Farm überfiel.
    Der Fremde stieg aus und kam auf sie zu. „Guten Tag, hätten Sie noch ein Zimmer für mich?“
    „Tag auch. Heute Nacht hat es auch die Brownsen-Farm erwischt, wollten Sie da wieder Ferien machen?“ Ellen war eine kluge Frau und eine gewiefte Wirtin, sie durchschaute ihre Gäste sofort.
    „Ja, aber ich bin gar nicht erst bis zur Farm gekommen. Alles war abgesperrt, und hierhin ließ man mich auch nicht fahren.“
    „Ich weiß, wir hatten überall höchste Alarmstufe wegen der extremen Trockenheit in den Highlands, und dann drohte der Kirchturm einzustürzen. Wo waren Sie denn dann in der Nacht?“
    „Ich habe gerade noch das Arzthaus erreicht, als der Wolkenbruch begann.“
    „So, so. Ja, die Ärztin ist für ihre Hilfsbereitschaft bekannt. Da haben Sie aber Glück gehabt.“
    „Ich habe mich revanchiert und heute Vormittag das Grundstück aufgeräumt. Sah wüst aus. Haben Sie nun ein Zimmer für mich?“
    „Ja, kommen Sie rein, ich zeige es Ihnen.“
    Robert Newborg holte sein Gepäck und folgte Ellen. An der Gaststube und der Küche vorbei führte sie ihn bis in einen Anbau und dann die Treppe hinauf. Alle Räume sahen sauber aus, eine schlichte, rustikale Einrichtung unterstrich die ländliche Atmosphäre. Ellen schloss eines der Zimmer auf. „Hier können Sie wohnen, wenn es Ihnen zusagt. Werden Sie länger bleiben?“
    Newborg zuckte mit den Schultern. „Ich weiß noch nicht. Ein paar Tage? Vielleicht auch zwei Wochen?“
    „Wie Sie wollen. Das Zimmer steht zu Ihrer Verfügung. Essen können Sie unten im Pub zu den normalen Zeiten.“
    Newborg sah sich um. Das Zimmer gefiel ihm. Es roch nach frischer Wäsche und Seife. Er öffnete eine zweite Tür. Auch das Bad war schlicht, entsprach aber allen Bedürfnissen.
    „Wir haben letztes Jahr erst angebaut“, erklärte die Wirtin, „wir wollten eine rustikale, aber moderne Einrichtung, die auch den Stadtgästen gefallen sollte.“
    „Es ist sehr schön, ich werde mich hier wohlfühlen.“ Newborg wollte die neugierige Frau loswerden. „Jetzt werde ich erst einmal auspacken, und später komme ich zum Abendessen. Vielen Dank.“
    Ellen nickte. Sie hatte verstanden. Während sie das Zimmer verließ, warf sie noch einen Blick auf den Mann. Er gefiel ihr. Ein rechtschaffenes Mannsbild, dachte sie. Das gebräunte Gesicht, in dem hellblaue Augen strahlten, die straffe Haut, die noch keine Altersfalten aufwies, und die wohlgeformte, schmale Nase verrieten Bildung und Niveau. Ellen seufzte und schloss die Tür. Schade, dachte sie, ich habe eine Menge verpasst, als ich so früh diesen Wirt hier heiratete. Sie ging die Treppe hinunter und sah die vollen Lippen ihres Gastes vor sich, die so viel Sinnlichkeit verrieten.
    Newborg packte seinen Koffer aus, legte Buch und Lesebrille auf den Nachttisch und griff nach der

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