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Das Licht der Hajeps (German Edition)

Das Licht der Hajeps (German Edition)

Titel: Das Licht der Hajeps (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doska Palifin
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zurück und teilten pustend und keuchend ihrer Familie mit, was sie dort Schreckliches gesehen hatten.
    „Blut?“ fragte Paul. Die Kleinen nickten, immer noch nach Atem ringend. „Ihr bleibt bei Oma! Margrit und ich sehen nach!” befahl Paul. Die Kinder gehorchten, wenn auch ungern.
    Es dauerte ein Weilchen, bis Margrit und Paul den Weg hoch waren. Es wurde hier so windig, dass sie sich ihre Jacken zuknöpfen und die Schals enger um ihre Hälse wickeln mussten. Suchend schauten sie umher. Da war es kalkig und steinig, borstiges Gebüsch überdeckte größtenteils den kargen Boden.
    „Dort!“ Paul hob plötzlich einen der stacheligen Zweige an. „Da ist tatsächlich eine kleine Lache!“ Er erschauerte unwillkürlich. Was war geschehen? Sollten sie nicht doch lieber umkehren?
    Margrit beantwortete seinen fragenden Blick mit einem Kopfschütteln. „Lass uns mit dem Suchen fortfahren, vielleicht ist es der Verletzte vom Dorf, der alleine weitergeflohen ist und unsere Hilfe braucht.“
    „Warum sollte der denn alleine ...? Ich habe dir doch vorhin schon gesagt, dass die zwei todsicher bekannt miteinander sind!”
    „Darin bin ich eben anderer Meinung, Paul!”
    „Du bist nur trotzig! Du mit deinem komischen Helfer ... äh ... Dingens!“ knurrte er missmutig. „Diese Macke wird uns noch eines Tages den Kopf kosten. Aber ich ahne schon, du willst dem Hajep unbedingt in die durchtrainierten Arme laufen, nicht wahr?“
    „Ich lasse mich von dir nicht ärgern, Paul!“ Margrit errötete kurz, stemmte aber die Hände in die Hüften, während sie weiter umherblickte. „Hm, nichts mehr zu sehen ! Na, vielleicht war es ja auch nur ein verletztes Tier, das sich irgendwohin zurückgezogen hat! Wenn es jedoch unser Dörfler sein sollte, dann muss er ganz in der Nähe sein. Höher kann er nämlich nicht, denn es wird hier viel zu steil! Aber weshalb sollte er sich überhaupt von George getrennt haben? Das ist mir ein Rätsel!“
    „Weil er eben gar nicht verletzt ist, und man Frau Klugschnacker nur anlocken will!”
    „Hä, hä, Paul! Es ist aber wirklich eigenartig, dass wir ihn nicht finden. Ob ich mal rufe?“
    „Untersteh dich! Oder willst du uns noch mehr Hajeps auf den Hals hetzen?“
    „Wenn, dann Loteken , Paul, hier ist das Gebiet der Loteken !“
    „Ach ja? Ist doch alles derselbe Brei!“
    „Das stimmt, aber sie nehmen diesen Unterschied sehr ernst.“ Margrit lief nun mit energischen, raumgreifenden Schritten bis zum Rande des Abgrundes, der dort sein zerklüftetes Maul weit geöffnet hatte. Eine Schar Krähen flog von unten auf, während sie sich hinüberbeugte.
    „Nein!“ schrie sie gellend, presste sich die Hand vor den Mund und taumelte zurück.
    „He, Margrit, was ist?“ Mit zwei, drei Sätzen war Paul bei ihr. Er hielt sie fest und beide blickten gemeinsam die Schlucht hinunter. Da lag ein Mann, mit dem Rücken ihnen zugewandt, halb zerschmettert auf dem felsigen Grunde der Schlucht. Dennoch erkannten Paul und Margrit in ihm sofort den verletzten Dörfler, der ihnen gestern begegnet war.
    „Er ... er hat ihn in den Abgrund hinabgestoßen!“ stammelte Paul, er sich als erster wieder gefangen hatte. „Sie müssen eine Abkürzung gekannt und uns überholt haben.“
    „Meinst du mit ‚er’ etwa George?“ Margrit wartete keine Antwort ab, sondern setzte schnell hinzu: „Der hat ihn ganz gewiss nicht gestoßen!“
    „So? Und wenn ich dir sage, dass dieser liebe, nette George auch bei mir bereits Anstalten dazu gemacht hat?“
    Sie starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. „Nein, du hast mir nur erzählt, dass er auf dich geschossen hätte. Das hast du dir bestimmt auch nur eingebildet, Paul! Er wollte dich gewiss nur halten, damit du eben nicht stürzt!“
    „Das habe ich mir eingebildet?“ Paul ließ sein merkwürdiges Gelächter hervorquietschen. „Du hast mich heute Nacht davor nur bewahren können, indem du erschienen bist. Er wollte dir unbedingt gefallen! Nun, wo er ohne dich weiter musste, war das nicht mehr nötig! Also hat er sich einfach des lästigen Verletzten auf diese Weise entledigt.“
    „Nein!“ Margrit starrte ihren Paul noch immer fassungslos an. „Das ist doch alles gar nicht wahr! Na, immerhin war der Dörfler schon mal kein Hajep!” versuchte sie sich dennoch zu trösten.
    „Wenn, dann kein Loteke , Margrit, hier ist das Gebiet der Loteken!“
    „Wie witzig Paul!“
    „Naja, selbst in solch einer Situation musst du irgendwie Recht haben wollen!”

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