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Das Licht der Phantasie

Das Licht der Phantasie

Titel: Das Licht der Phantasie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Pochen, wie ein Herzschlag. Er kroch vor, bis er den Rand erreichte, spähte vorsichtig darüber hinweg.
    Genau in diesem Augenblick flog der Felsen über eine Lücke in der dichten Wolkendecke, und Rincewind schnappte erschrocken nach Luft, als er in der Tiefe – weit unter ihm – zerklüftete Berggipfel sah.
    Er röchelte und schob sich rasch wieder zurück.
    »Das ist doch lächerlich«, sagte er zu Zweiblum. »Felsen schweben nicht hoch über dem Boden. Sie haben den Ruf, ziemlich schwer zu sein.«
    »Vielleicht würden sie gern aufsteigen, wenn sie könnten«, erwiderte der Tourist. »Möglicherweise hat dieser gerade das Fliegen gelernt.«
    »Wollen wir nur hoffen, daß er es nicht wieder vergißt«, brummte Rincewind. Er zog sich den klammen Mantel enger um die Schultern und starrte bedrückt auf die Wolken in der Nähe. Er vermutete, daß es irgendwo Leute gab, die eine gewisse Kontrolle über ihr Leben hatten, die des Morgens aufstanden, abends zu Bett gingen und sicher sein konnten, nicht über den Rand der Welt zu fallen, von Verrückten angegriffen zu werden oder auf einem Felsen aufzuwachen, der es sich in den steinernen Kopf gesetzt hatte, wie ein Vogel zu fliegen. Er erinnerte sich vage daran, selbst einmal ein solches Leben geführt zu haben.
    Rincewind schnüffelte. Irgend etwas briet, und der Duft wehte ihm aus dem milchigen Dunst entgegen, übte eine sehr anregende Wirkung auf seinen knurrenden Magen aus.
    »Riechst du etwas?« fragte er.
»Ich glaube, es ist Schinken«, antwortete Zweiblum.
    »Ich hoffe, daß es Schinken ist«, sagte Rincewind fest, »denn ich werde ihn essen.« Er erhob sich, schwankte auf dem zitternden Untergrund, stapfte an faserigen Wolkenfetzen vorbei und versuchte, die feuchten Nebelschwaden mit seinen Blicken zu durchdringen.
    Am vorderen Ende des Felsens – gewissermaßen am Bug – saß ein schmächtiger Druide mit gekreuzten Beinen vor einem kleinen Feuer. Ein Öltuch ruhte auf seinem Kopf und bildete einen dicken Knoten unterm Kinn. Mit einer Schmucksichel drehte er mehrere Scheiben Schinken um, die in der Pfanne vor ihm brutzelten.
    »Ähem«, räusperte sich Rincewind demonstrativ laut. Der Druide sah sich um und ließ die Pfanne ins Feuer fallen. Er sprang auf, schloß die Hand fester um den Sichelgriff und nahm eine so drohende Haltung ein, wie es jemandem möglich war, der ein langes weißes Nachthemd und ein tropfnasses Kopftuch trug.
    »Ich warne euch«, stieß er hervor, schnitt eine Grimasse und nieste heftig. »Entführer fliegender Felsen haben von mir keine Gnade zu erwarten.«
    »Wir halten von solchen Leuten ebenfalls nichts«, sagte Rincewind und warf einen sehnsüchtigen Blick auf den verkohlenden Schinken. Dieses Verhalten schien den Druiden zu verwirren. Übrigens soll hier nicht unerwähnt bleiben, daß der schmächtige Mann zu Rincewinds großer Überraschung ziemlich jung war. Die Theorie ließ natürlich Platz für junge Druiden, aber aus irgendeinem Grund hatte er sich solche Leute immer mit runzligen Gesichtern und langen Bärten vorgestellt.
    »Ihr habt gar nicht die Absicht, den Felsen zu stehlen?« fragte der Druide, völlig aus dem Konzept gebracht.
»Ich weiß nicht einmal, wie man Felsen stiehlt«, erwiderte Rincewind lustlos.
»Entschuldigt bitte«, warf Zweiblum ein. »Ich glaube, das Frühstück verbrennt im Feuer.«
    Der Druide drehte sich um und versuchte vergeblich, die Flammen zu ersticken. Rincewind zögerte nicht eine Sekunde, ihm zu helfen. Es folgte ein Durcheinander aus Rauch, Asche und leisen Flüchen, und der geteilte Triumph, tatsächlich einige braunschwarze Schinkenstücke gerettet zu haben, bewirkte weitaus mehr als ein zweistündiger Vortrag über Diplomatie.
    »Wie seid ihr überhaupt hierher gekommen?« fragte der Druide. »Wir sind rund zweihundert Meter hoch – es sei denn, ich habe die Runen schon wieder durcheinandergebracht.«
    Rincewind versuchte, nicht an Höhen und tiefe Abgründe zu denken. »Wir flogen gerade vorbei und sagten uns: ›He, warum machen wir nicht einen kleinen Abstecher zu dem Felsen dort?‹« erwiderte er.
    »Wie waren auf dem Weg nach unten«, fügte Zweiblum hinzu. »Und stürzten hier ab«, meinte Rincewind. Sein Rücken beschwerte sich erneut. »Zum Glück«, brummte er.
    »Ich glaube, wir sind vor einer Weile in eine Turbulenz geraten«, sagte der Druide, der, wie sich später herausstellte, Belafon hieß. »Offenbar wurde sie von euch verursacht.« Er schauderte. »Inzwischen hat

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