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Das Licht der Phantasie

Das Licht der Phantasie

Titel: Das Licht der Phantasie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Schnee. »Daf ift die Gefichte meinef Lebenf. Ich bin feit achtzig Jahren im Gefäft, und waf habe ich davon? Rückenfmerzen, Hämorrhoiden, Verdauenfftörungen und mindeftenf hundert verfiedene Rezepte für Fuppen. Fuppen! Ich haffe Fuppen!«
    Bethan runzelte die Stirn. »Fuppen?«
    »Suppen«, erklärte Rincewind.
»Ja, Fuppen«, bestätigte Cohen kummervoll. »Wegen meiner Zähne,
    wifft ihr. Niemand nimmt jemanden ernft, der keine Zähne mehr hat. Die Leute fagen nur immer: ›He, Opa, fetz dich anf Feuer und iff ein wenig Fuppe…‹« Cohen kniff das Auge zusammen. »Du haft einen ziemlich üblen Huften, mein Junge.«
    Rincewind wandte sich von ihm ab und mied Bethans Blick. Dann zuckte er plötzlich zusammen. Zweiblum lehnte noch immer friedlich und bewußtlos am Baumstamm, wirkte so vorwurfsvoll, wie es sein gegenwärtiger Zustand erlaubte.
    Cohen schien sich ebenfalls an ihn zu erinnern. Ungelenk stand er auf und schlurfte zu dem Touristen. Er hob beide Lider des Ohnmächtigen, untersuchte die Schläfenwunde, fühlte auch den Puls.
    »Er ift hinüber«, sagte er.
    »Meinst du, er ist… tot?« fragte Rincewind erschrocken. Im Diskussionssaal seines Bewußtseins erhoben sich mehrere Gefühle und begannen zu schreien. Erleichterung hielt einen längeren Vortrag, wurde jedoch von Schock unterbrochen, der einen Antrag zur Geschäftsordnung stellte. Verblüffung, Entsetzen und Bedauern begannen eine hitzige Debatte, die erst endete, als Scham aus dem Nebenzimmer hereinkam, um festzustellen, was es mit dem Durcheinander auf sich hatte.
    »Nein«, erwiderte Cohen nachdenklich. »Nicht unbedingt. Er ift einfach nur… verfwunden.«
    »Verschwunden? Wohin?«
    »Keine Ahnung«, sagte der Barbar. »Aber ich kenne eine Perfon, die unf den Weg weifen könnte.«
     
     
    W eit draußen in der schneebedeckten Landschaft glühten einige rote Lichter in schwarzer Nacht.
    »Er ist nicht mehr weit entfernt«, sagte der Zauberer, der die Suchgruppe leitete. Er starrte in eine kleine Kristallkugel.
    Das Brummen und Murmeln der anderen Magier hinter ihm bedeutete ungefähr folgendes: Ganz gleich, welche Distanz sie noch von Rincewind trennte – sie konnte kaum größer sein als die zu einem angenehm warmen Bad, einer ordentlichen Mahlzeit und einem herrlich weichen Bett.
    Der Zauberer, der den Abschluß bildete, blieb plötzlich stehen und sagte: »Horcht!«
    Sie lauschten und hörten, wie der Winter seine Herrschaft über das Land festigte! Felsen knackten leise in der Kälte, und unter der dicken Schneedecke krochen kleine Tiere durch ihre unterirdischen Baue. In einem fernen Wald heulte ein Wolf und brach beschämt ab, als ihm niemand antwortete. Das silberne Licht des Mondes glitt mit einem leisen Knistern über die Ebene. Darüber hinaus erklang auch noch das dumpfe Schnaufen von sechs Zauberern, die versuchten, möglichst leise zu atmen.
    »Ich kann überhaupt nichts…« begann einer.
»Pscht!«
    »Schon gut, schon gut…«
Dann vernahmen sie es alle: ein leises, beständiges Knirschen. Irgend etwas eilte ziemlich schnell über die Schneekruste.
    »Wölfe?« fragte einer der Magier. Seine Gefährten stellten sich mindestens hundert zottige hungrige Körper vor, die durch die Finsternis stürmten.
    »N-nein«, antwortete der Anführer. »Das Geräusch ist zu gleichmäßig. Vielleicht ein Kurier?«
    Das Knirschen wurde lauter, ein anschwellender, monotoner Rhythmus, so als stopfe jemand Sellerie in sich hinein und finde immer größeren Gefallen daran.
    »Ich beschwöre einen Blitz«, verkündete der Anführer. Er griff nach einer Handvoll Schnee und preßte ihn zu einem Ball zusammen, den er in die Höhe warf. Unmittelbar darauf lösten sich oktarine Funken von seinen Fingerspitzen und entzündeten die kalte Kugel. Blaues Licht gleißte grell.
    Stille folgte, und nach einigen Sekunden sagte ein anderer Zauberer: »Du blöder verkalkter Trottel! Jetzt kann ich überhaupt nichts mehr sehen.«
    Dies war das letzte, was sie hörten, bevor irgend etwas Schnelles, Hartes und Lautes aus der Nacht heranraste, die Gruppe durcheinanderwirbelte und wieder in der Dunkelheit verschwand.
    Nachdem sich die Magier gegenseitig aus dem Schnee geholfen hatten, fanden sie kleine Abdrücke im Weiß. Sie stammten von Hunderten winziger Füße, die zwei schnurgerade Linien bildeten.
     
     
    » E ine Nekromantin!« entfuhr es Rincewind.
    Die alte Frau auf der anderen Seite des Feuers zuckte mit den Schultern und zog schmierige Karten aus einer

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