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Das Licht der Phantasie

Das Licht der Phantasie

Titel: Das Licht der Phantasie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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verborgenen Tasche.
    Trotz der Kälte draußen herrschte im Innern der Jurte eine Hitze, die an die Werkstatt eines Schmieds erinnerte, und der Zauberer wischte sich den Schweiß von der Stirn. Pferdedung stellte gutes Brennmaterial dar, aber das Reitervolk mußte erst noch lernen, wie nützlich Belüftung war – angefangen mit dem Bedeutungsinhalt dieses Wortes.
    Bethan beugte sich zu Rincewind heran.
»Hat Nekromantie irgend etwas mit Romantik zu tun?« fragte sie leise. »Ich fürchte nein. Eher mit Totenbeschwörung.«
    »Oh«, flüsterte Bethan ein wenig enttäuscht.
Ihre Mahlzeit hatte aus Pferdefleisch, Pferdekäse, Pferde-Blutwurst,
    Pferdekeksen und einem faden Bier bestanden, über dessen Ursprung sich Rincewind lieber keine Gedanken machte. Cohen (der Pferdesuppe löffelte) meinte, das Reitervolk der weiten Steppen im Scheibenweltzentrum werde im Sattel geboren, was Rincewind für eine gynäkologische Unmöglichkeit hielt. Des weiteren wies der Barbar darauf hin, es beherrsche die natürliche Magie. Wenn man in der Ebene lebte, so behauptete er, könne man nicht umhin festzustellen, wie lückenlos sich das Himmelsgewölbe an den Horizont schmiege, und solche Entdeckungen stimulierten profunde Überlegungen, wie zum Beispiel »Warum?«, »Wann?« und »Weshalb versuchen wir’s zur Abwechslung nicht einmal mit Rindfleisch?«
    Die Großmutter des Stammesoberhaupts nickte dem Zauberer zu und breitete die Karten aus.
    Es wurde bereits angedeutet, daß Rincewind der schlechteste Magier der ganzen Scheibenwelt war: Als es sich Der Zauberspruch in seinem Bewußtsein gemütlich machte, blieb dort für andere Formeln kein Platz mehr – ebensogut hätte ein Karpfen versuchen können, in einem Teich mit Hechten zu überleben. Dennoch hielt er an dem typischen Stolz von Zauberern fest, die mit Unmut reagieren, wenn sie Frauen bei der Beschwörung selbst einfacher Thaumaturgie beobachten. Die Unsichtbare Universität nahm keine weiblichen Lehrlinge auf, als Grund führte man meistens irgendwelche sanitären Probleme an. In Wirklichkeit aber fürchteten die Angehörigen der traditionellen Orden, daß Frauen ein geradezu peinliches Geschick bewiesen, wenn man ihnen die Möglichkeit gab, magische Studien zu betreiben…
    »Wie dem auch sei: Ich halte nichts von Karockarten«, brummte er. »Meiner Ansicht nach ist das Gerede von der konzentrierten Weisheit des Universums völliger Unsinn.«
    Die erste vergilbte und zerknitterte Karte…
    Sie sollte eigentlich Den Stern zeigen, doch statt der vertrauten Scheibe mit den stachelförmigen Strahlenmustern sah Rincewind einen kleinen roten Fleck. Die alte Frau murmelte etwas Unverständliches, strich mit der Fingerkuppe über die Karte und warf dem Zauberer einen scharfen Blick zu.
    »Mich trifft keine Schuld«, versicherte er hastig.
    Sie legte die nächsten Karten: die Wichtigkeit, Sich Die Hände Zu Waschen, die Oktagramm-Acht, die Himmelskuppel, die See der Nacht, Elefanten-Vier, Schildkröten-As und – was Rincewind nicht weiter überraschte – den Tod.
    Auch mit dem Tod schien irgend etwas nicht in Ordnung zu sein. Eigentlich hätte es eine recht realistische Darstellung des Sensenmannes auf einem weißen Roß sein müssen. Nun, die schwarze Gestalt fehlte natürlich nicht. Aber der Himmel glühte in einem unheilvollen Scharlachrot, und im Licht der Pferdefettlampen konnte man auf der Kuppe eines fernen Hügels eine winzige Gestalt erkennen. Es fiel Rincewind nicht weiter schwer, sie zu identifizieren, denn dicht dahinter sah er eine Truhe mit vielen hundert kleinen Beinen.
    Der Koffer folgte seinem Eigentümer überallhin.
Rincewind hob den Kopf und beobachtete Zweiblum, der blaß und reglos auf einigen Pferdefellen lag.
    »Ist er wirklich tot?« fragte er. Cohen übersetzte seine Worte, und die alte Frau schüttelte den Kopf. Sie öffnete eine kleine Holzkiste, die neben ihr stand, schob einige Beutel und Krüge beiseite und griff schließlich nach einer winzigen grünen Flasche, deren Inhalt sie ins Bier des Zauberers kippte. Argwöhnisch runzelte er die Stirn.
    »Fie meint, ef fei eine Art Medizin«, erklärte Cohen. »Wenn ich an deiner Ftelle wäre, würde ich mich beeilen, daf Zeug zu trinken. Diefe Leute hier werden ziemlich fauer, wenn man ihre Gaftfreundschaft nicht zu schätzen weiff.«
    »Und du bist sicher, mein Kopf bleibt auf den Schultern?« vergewisserte sich der Magier.
»Fie meint, ef fei fehr wichtig, daff du die Medizin trinkft.«
    »Nun, wenn sie

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