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Das Licht der Toten: Roman (German Edition)

Das Licht der Toten: Roman (German Edition)

Titel: Das Licht der Toten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cyrus Darbandi
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bedauerlich.
    Sie hatte ihn bestohlen – und das war ÄRGERLICH. Und DUMM.
    Er war DUMM.
    Er wünschte sich plötzlich, er hätte das Messer aus Markowitz’ Wohnung wieder mitgenommen, um sich seine Dummheit ins Gesicht zu schneiden. Später vielleicht. Die Frage war, ob sie nicht vielleicht doch bei den Bullen saß. Als er sie angerufen hatte, mit Mevissens Handy, da hatte sie schon etwas geahnt. Beck hatte das Blaue vom Himmel gelogen, aber es nicht geschafft, sie zurück zum Haus zu lotsen. Er hatte das Handy entsorgt – die Bullen konnten so etwas heutzutage orten. Es sei denn, natürlich, das Miststück hatte ihnen seine Adresse gegeben.
    Dann saßen sie vielleicht schon auf der Lauer.
    (DER VERFOLGER SCHICKTE SEINE HÖLLENHUNDE AUS.)
    Beck hielt sich dicht am Boden auf, duckte und krümmte seinen Körper, glitt, schlängelte, huschte durch die Straßen, weil er es nicht wagte, in den Himmel zu blicken. Eben hatte er es getan und war beinahe völlig abgedreht. Der Himmel hing voll GLÜHENDER ROTER AUGEN. Sie hingen dort oben herum wie ein Haufen abgestorbener Sterne, riesige Monde, die jeden Moment auf die Erde fallen und sie zertrümmern würden. Beck wimmerte und stieß einen lauten, panischen Angstschrei aus. Er legte seine Hände vor die Augen und stieß gegen einen Laternenpfahl, was ein paar in seiner Nähe lungernde Schulkinder zum Lachen brachte. Beck sprang um eine Ecke und kotzte auf den Boden.
    Die AUGEN starrten ihn an. Sie warfen … nun ja, man könnte glatt sagen … ein Auge auf ihn.
    Er rief: »DAS IST JA WIRKLICH SCHRECKLICH LUSTIG.«
    Ja, zum Totlachen. Oder Totmachen.
    War nicht beides ein und dasselbe?
    Der Weg zurück.
    Unter Beobachtung.
    Türen öffnen sich in seinem Kopf, Menschen gingen ein und aus. Menschen, keine Stimmen im Kopf, sondern Menschen mit Armen und Beinen und Gesichtern. Keiner von ihnen lebte noch, aber da waren sie nun einmal, schrecklich munter und damit beschäftigt, ihm Vorwürfe zu machen. Immer die gleiche alte Leier: Du Mörder, Mörder, Mörder, MÖRDER. Sie schmiedeten ständig Verschwörungen gegen ihn und flüsterten so leise miteinander, dass er sie nicht verstand.
    Ich brauche dringend ein Loch im Kopf, dachte der Killer, um diese Arschlöcher zu vertreiben. Ich schmeiß sie raus und dann fülle ich Zement in dieses Loch und SPERRE EUCHAUS. Diese Idee gefiel ihm wirklich. Endlich kein Druck mehr. Endlich würde sein Kopf nur ihm alleine gehören.
    War daran was falsch?
    Wo waren die Bullen?
    Keine Streifenwagen vor dem Haus, keine Hackfressen auf der Straße. Es war ihm auch egal. Er war jetzt wie eine Handgranate ohne Splint.
    Er musste seine Schätzchen holen.
    ER MUSSTE.
    Auf den Bändern hatte er alle Nutten gefangen, sie gehörten ihm, ihre nutzlosen Geschichten, ihr Jammern und Flehen, ihre Schreie, alles seins. Ihre Körper waren längst verfault, aber ihr wahres Selbst GEHÖRTE IHM.
    Er rannte die letzten Meter und stürmte wie nur sonst was ins Haus. Er hatte kein Auge für die realen Augen, die jeden seiner Schritte beobachteten.
    SEK-Schneider brüllte in Abrahams Ohr. »Er ist da, er kommt die Straße runter, was sollen wir tun?«
    »Nichts«, sagte Abraham. »Lassen Sie ihn durch. Der soll ruhig ins Haus gehen.«
    SEK-Schneider stieß einen saftigen Fluch aus. »Hören Sie, Abraham, etwas stimmt nicht mit dem. Der schlingert und torkelt und quatscht laut mit sich selbst und sieht völlig irre aus.«
    Kleber schaltete sich ein. »Ist er bewaffnet?«
    SEK-Schneider sagte: »Kann ich nicht erkennen. Der ist so dünn angezogen, da würden wir eine Pistole erkennen. Was mit Messern ist, sehen wir nicht. Aber er ist kräftig, nur Muskeln, ein robuster Scheißkerl.«
    »Ruhig Blut«, sagte Abraham, »kugelfest ist er nicht.«
    »Da kommt eine Dampframme auf Sie zu«, sagte SEK-Schneider, »geben Sie bloß acht.«
    Kleber sagte: »Ich komme zu dir hoch.«
    »Nein, du bleibst dort. Vielleicht geht er doch zuerst in seine Wohnung.«
    Obwohl er das nicht glaubte. Das, was Beck wollte, befand sich hier.
    »Na, darauf freue ich mich jetzt schon.« Klebers Stimme klang ein wenig erstickt. Nur Angst, dachte Abraham, Angst und Erwartung. Die Erinnerung an das, was Dorfmann zugestoßen war.
    »Ich bin nur einen Atemzug von dir entfernt«, sagte er.
    Kleber lachte, aber es war kein befreiendes Lachen.
    Er sagte: »Ich glaube, ich schieße zuerst und warte dann auf dich.«
    »Das Schießen sollten Sie uns überlassen«, zischte SEK-Schneider. »Er geht jetzt ins

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