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Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2

Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2

Titel: Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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keine Zeit verschwenden und abzischen. Aber er fing an, seine Angst zu verlieren und wütend zu werden. Er fing an, richtig wütend zu werden, daß sie versucht hatten, ihn umzubringen – ihn umgebracht hätten, wenn er sich nicht Wasser ins Gesicht hätte spritzen wollen – , und er wollte sich rächen. Sie hatten ihn zum Narren gehalten, hatten ihn reingelegt, ihn verraten.
    Das war absurd. Wie konnten sie mich verraten, dachte er. Das wäre, als wenn Christus nach dem Kuß Judas erschösse. Trotzdem war er wütend. Und hatte Angst. Jemand hatte versucht, ihn zu töten, und er wußte nicht warum, und das war gefährlich. Er zog das schwarze Sweatshirt an, Jeans, Tennisschuhe, dann schmierte er sich schwarze Farbe ins Gesicht. Wenn sie irgendwo draußen darauf warteten, ihn abzuknallen, konnte er es wenigstens ein bißchen schwieriger machen. Dann öffnete er das Fenster und warf seine Tasche heraus, legte beide Hände auf die Fensterbank und sprang hinterher. Er fiel in irgendwelches Grünzeug. Er brauchte zehn Minuten, um den passenden Baum zu finden, eine hohe, dicke Zeder mit tiefhängenden Zweigen. Er kletterte so hoch, wie seine Höhenangst ihn ließ: vielleicht drei Meter.
    Er konnte das Haus gut sehen. Vor allem wollte er sehen, was passierte, wenn jemand kam, um einen Körper wegzuschaffen, der sich schon selbst weggeschafft hatte. 
     
    Drei Stunden sind eine lange Wartezeit, besonders oben auf einem Baum. Neal verfluchte jeden, der ihm einfiel, zuerst Joe Graham, dann den Chef, Levine, Pendleton, die Kendalls und dann eine gewisse Li Lan, eine echte Künstlerin im weitesten Sinne. Sie hatte wirklich was drauf.
    Er dachte immer noch an sie, als der Wagen – ein blöder Saab – die Einfahrt hinauffuhr und die Kendalls ausstiegen. Wenn sie sich schuldig fühlten oder nach Blut gierten oder von diesem ziemlich absonderlichen Abend genervt waren, war das nicht zu ahnen. Olivia ging direkt ins Haus, Tom zu der Plattform. Neal sah ihm zu, wie er eine blaue Plastikfolie über den Jacuzzi zog und die Lichter ausschaltete. Wenn ein toter Neal Carey dort hätte treiben müssen, dann wußte dieser Typ jedenfalls nichts davon.
    Vielleicht habe ich mir die ganze Scheiße eingebildet, dachte er. Dann erinnerte er sich an Li Lan, wie sie nackt vor ihm stand, nur mit einem Lächeln, und er konnte wieder das Geräusch der Kugel wie durch einen Kopfhörer hören, und er wußte, daß er sich nichts eingebildet hatte. Jemand hatte versucht, ihn aus dem Spiel zu werfen, und er wußte nicht, wer oder warum. Er wartete noch eine halbe Stunde, um zu sehen, ob etwas Interessantes passierte. Das tat es nicht, also kletterte er vom Baum herunter.
    Er ging vorsichtig unter den Bäumen entlang. Er wußte, es würde schwieriger werden, je näher er der Stadt kam, und in einer Telefonzelle zu stehen wäre das größte Risiko dabei, aber das mußte er eingehen. Er erinnerte sich, daß es einen Supermarkt auf der anderen Seite der Stadt gab, und dahin war er unterwegs. Sein Weg würde ihn über den Terminal Square und direkt am Buchladen und der Galerie vorbeibringen. Nein, das war zu offensichtlich, also bog er vor dem Platz ab und ging in Richtung des Wasserrauschens. Er ließ sich ins Bachbett hinab und ging nach Süden. Da war mehr Bach als Bett, also latschte er die meiste Zeit durch knöcheltiefes, fließendes Wasser – oder fiel in knöcheltiefes, fließendes Wasser –, und er brauchte eine Stunde, um bis dahin zu kommen, wo er den Supermarkt vermutete. Er kletterte aus dem Bachbett und sah sich um. Er war eine Viertelmeile zu weit gegangen, konnte aber schon die Telefonzelle auf dem Parkplatz erkennen.
    Neal ging im Bachbett zurück, kletterte wieder heraus, sah sich auf der leeren Straße um und ging zum Telefon.
    Er wählte eine Nummer, die er in seiner Tasche gefunden hatte.
    Eine wütende Stimme meldete sich nach dem achten Klingeln. »Was!«
    »Crowe?«
    »Wer sonst?«
    »Neal Carey hier. Ich brauche deine Hilfe.«
    »Hast du eine ästhetische Krise?«
    »So was ähnliches.« 
     
    Crowes Porsche 911 – schwarz, natürlich – rollte kurz vor Sonnenaufgang auf den Parkplatz. Neal hatte sich im nassen Gras am Rande des Bachbettes zusammengerollt, jetzt sprang er auf, lief zur Straße und sprang auf den Beifahrersitz.
    »Fahr«, sagte Neal, »und stell die Heizung an.«
    Crowe legte den Gang ein, stellte die Heizung an und betrachtete Neals schwarze Klamotten und schwarzes Gesicht.
    »Ich kann verstehen, daß ein

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