Das Lied der alten Steine
tiefen Seufzer die Augen. »Okay. Es tut mir doppelt Leid. Ich krieche im Staub. Bitte, Toby, wir brauchen Ihre Hilfe. Machen Sie mir das Leben nicht so schwer.«
Ohne Zweifel würde er irgendwann in der Lage sein, ihr zu erklären, was eigentlich los war. Bis dahin musste sie ihm einfach vertrauen und warten.
Er sah sie einen langen Moment an, dann senkte er den Blick.
»Nein, Sie haben Recht. Ich bin es, der sich entschuldigen sollte. Ich bin in manchen Dingen etwas überempfindlich. Okay.
Gehen wir. Wir können ebenso gut auch gleich anfangen. Wenn Andy an Land gegangen ist, können wir seine Kabine ohne Gefahr unter die Lupe nehmen.«
Die Tür war abgeschlossen.
»Verdammt!« Toby rüttelte am Türgriff.
»Versuchen Sie Ihren Schlüssel.« Anna blickte sich nervös um. Andy und Ben, so hatte sich herausgestellt, waren segeln.
Toby wühlte in seinen Taschen und zog ihn schließlich hervor.
Er passte nicht.
»Und Ihrer?« Er sah sie an.
Sie hatte ihn bereits in der Hand, da tauchte Ali am Ende des Gangs auf. »Probleme?« Er zeigte ein strahlendes Lächeln.
»Wir müssen in die Kabine.« Anna wusste, dass es keinen Zweck hatte, sich zu verstellen. Zu deutlich hatte er sie gesehen.
»Okay.« Ali vergrub seine Hand tief in der Tasche seiner Djelaba versinken und brachte einen Schlüsselbund zum Vorschein. »Dieser hier passt für alle. Sehr nützlich. Sie dürfen nicht Ihren Schlüssel verlieren.« Er öffnete die Kabinentür und stieß sie auf, dann schlurfte er mit seinen flachen losen Sandalen über den Korridor davon.
»Puuh!« Toby schaute sie an und grinste. »Er wollte nicht wissen, was wir hier zu suchen haben!«
»Er dachte wahrscheinlich, dass es unsere ist.« Anna trat ein und sah sich um. In der Kabine herrschte ein unbekümmertes Chaos, überall lagen abgelegte Kleidungsstücke und Schuhe herum. Auf einem der beiden Nachttische stand eine Kamera, auf dem anderen eine Flasche Wasser und allerlei Toilettenartikel Auf einem Bett lagen zwei Reiseführer und ein paar Postkarten auf dem anderen ein umgekrempelter Pullover und ein feuchtes Handtuch.
»Es dürfte versteckt sein. Schubladen. Koffer. Hinter oder unter irgendetwas.« Sie zog die Schublade des Toilettentischs auf und übersah den spöttischen Blick, den Toby ihr zuwarf. Sie durchsuchten systematisch alle möglichen Verstecke, unter den Matratzen, in der Garderobe, im Badezimmer, sogar hinter den gerahmten David Roberts-Drucken, die an den Wänden hingen.
»Nirgendwo eine Spur.« Anna schüttelte den Kopf.
»Sie müssen hier sein. Er hat sie nicht zum Segeln mitgenommen. Das wäre viel zu gefährlich.«
»Dann muss es eine Stelle geben, an die wir noch nicht gedacht haben.« Sie drehte sich langsam um und versuchte sich irgendein Versteck vorzustellen, worauf niemand kam, irgendetwas Offensichtliches. »Es ist nicht hier. Keins von beiden ist hier drin.« Kläglich schüttelte sie ihren Kopf. »Wir haben jeden Quadratzentimeter abgesucht.«
»Das haben Sie in der Tat!«
Die Stimme von der Tür ließ sie zusammenfahren. Beide drehten sich um.
Andy stand auf der Türschwelle und starrte sie an. »Darf ich fragen, wonach genau ihr sucht?«
»Ich denke, diese Frage erübrigt sich!« Toby hatte sich aufgerichtet, nachdem er tief hinten in der Schublade eines der Nachttische gegraben hatte. »Anna möchte ihr Tagebuch zurück und ihr Parfümfläschchen.«
»Und Sie glauben, dass ich sie habe?« Andys Gesicht war knallrot. Sie konnten seine Bierfahne riechen.
»Ich weiß, dass Sie die Flasche haben, Andy, und ich will sie wiederhaben. Und ich habe den Verdacht, dass Sie auch das Tagebuch haben.« Anna bemühte sich, ihre Stimme ruhig klingen zu lassen. »Ich glaube, dass Sie Toby beschuldigt haben, um mich auf eine falsche Fährte zu locken, und das hat auch leider eine Weile funktioniert. Aber jetzt nicht mehr. Geben Sie mir die Sachen bitte zurück.«
»Ich habe das Fläschchen an einen sicheren Ort gebracht, was Sie als Erstes hätten tun sollen! Aber hierher zu kommen und mir zu unterstellen, ich hätte Ihr Tagebuch genommen! Das ist empörend!« Andy steigerte sich in selbstgerechte Wut. »Raus hier! Verschwinden Sie augenblicklich!« Er packte Anna am Arm und schleuderte sie zur Tür. »Ab jetzt. Raus hier!«
»Rühr sie nicht an, du Scheißkerl!« Toby näherte sich ihm von hinten.
Andy ließ Anna los und wich zur Seite.
Als er sich wegdrehte, packte Toby ihn an der Schulter und drehte ihn um, sodass er ihm ins Gesicht
Weitere Kostenlose Bücher