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Das Lied der alten Steine

Das Lied der alten Steine

Titel: Das Lied der alten Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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seiner weit entfernten Quelle im Herzen Afrikas zurückträumte. Dann drehte sie sich um und blickte über die weite Wüste, an deren Rand die große glutrote Sonne unaufhaltsam unterging. Sie drehte sich wieder um, fast atemlos überwältigt von der Schönheit der Aussicht, trat einen Schritt zurück, rutschte in dem weichen Sand aus, der stets in Bewegung zu sein schien und von allen Seiten herdrang, und griff lachend Hassans Arm, bevor sie fallen konnte. Jetzt sah sie in der Ferne auch den Eseljungen. Der Schatten des Tiers, das heim in sein Dorf trottete, breitete sich überlang vor ihnen aus. Die beiden Gestalten waren nicht größer als winzige Spielzeugfiguren und sie sah ihnen nach, wie sie in der Dunkelheit des Flusstals verschwanden.
    »Bald ist die Sonne untergegangen.« Hassan legte seinen Arm um ihre Schultern. »Schau, sie geht hinüber in die Welt der Götter und wir sehen ihr dabei zu.« Der Bogen über der Horizontlinie wurde immer kleiner, das Rot unmerklich dunkler.
    Louisa konnte sich von dem Anblick nicht losreißen. Sie hielt ihren Atem an, während die Sonnensichel schmaler und schmaler wurde, bis kaum mehr ein Splitter davon sichtbar war.
    Dann war sie untergegangen.
    Sie hatte Tränen in den Augen, wie sie dort zusammen das Abendrot schwinden sahen. Inzwischen war es dunkel und die Sterne erschienen. Louisa hatte ihren Sonnenhut abgenommen.
    Sie schüttelte ihr Haar frei und blickte voller Entzücken hinauf in den Himmel. »Ich kann jeden Stern am Firmament erkennen!
    Wenn ich mich auf die Zehen stelle, kann ich sie berühren! Der Himmel ist wie ein schwarzer, diamantenbestickter Samtrock!«
    Hassan schwieg. Er sah ebenfalls nach oben, in Gedanken verloren. So standen sie lange Zeit beieinander, bis es Louisa plötzlich kalt wurde und sie sich daran erinnerte, dass die Luft hier schnell abkühlte.
    Hassan hatte eine ihrer Taschen auf der Schulter hergetragen.
    Jetzt packte Louisa sie aus, während er zu der Stelle zurückging, wo der Eseljunge sie verlassen hatte, und die beiden anderen Taschen mit allem, was sie für die Übernachtung brauchten, holte. Den Teppich, das Zelt, Essen und Trinken. Er hatte sogar an ihre Farben in der Stofftasche gedacht, aber sie machte keine Anstalten, sie auszupacken, also ließ er sie am Fuß einer der Säulen stehen.
    »Ich fürchte, dass ich einschlafen werde und den Sonnenaufgang verpasse.« Louisa saß, einen Teppich um sich geschlungen, in der Mitte des Tempels und sah ihm zu, wie er beim Licht einer kleinen Lampe das Essen auspackte.
    Hassan lächelte. Er hatte das Zelt aufgebaut, ließ die Körbe stehen und setzte sich neben sie. »Fürchte dich nicht. Ich werde für dich wach bleiben.«
    »Die ganze Nacht?« Sie spürte die Wärme seines Körpers nah bei sich. Beinahe zögernd streckte sie ihre Hand aus und berührte seinen Arm. Die Flamme in der Lampe flackerte und rauchte unter den Säulen des Tempels.
    »Die ganze Nacht, meine Louisa.« Er nahm ihre Hand, führte sie in den Halsausschnitt seines Hemdes, das er unter dem roten wollenen Burnus trug, und drückte sie an seine Brust. Dann zog er sie an sich. »Frierst du?«
    Sie nickte. Ihr Herzschlag beschleunigte sich.
    »Die Wüste ist sehr kalt, wenn die Sonne untergegangen ist.
    Dafür ist sie tagsüber immer heißer. Und bald kommt der Wind aus dem Süden, der Khamsin, und bringt Sandstürme mit sich.
    Niemand will dann in der Wüste sein.« Er streichelte zärtlich ihr Haar. An ihn geschmiegt, hob sie ihr Gesicht zu ihm und fühlte die Berührung seiner Lippen im Dunkeln.
    Traumselig ließ sie sich von ihm in das Zelt führen und auf die Kissen betten, die er dort ausgelegt hatte. Sie spürte, wie er eine Decke um sie hüllte, dann zog er ihr sanft, jede Bewegung eine Liebkosung, die Kleidung von den Schultern und schob sie beiseite, bis sie nackt in seinen Armen lag. Sie schloss die Augen spürte, wie sich ihr Körper entspannte, bis sie in einen Traum sank. Seine Hände, seine Lippen fuhren zart über ihre Haut und sie fühlte sich wie ein Instrument, dem er eine wilde Musik entlockte.
    Weit weg heulte ein Schakal über die Wüste. Sie zog sich zusammen, doch seine Hände hielten sie und besänftigten sie und als sein Mund sich auf ihren legte, überließ sie sich ganz und gar der Ekstase, die in jedem Teil ihres Körpers zuckte.
    Hinterher schlief sie ein, sicher in der Beuge seines Arms.
    Seinem Versprechen treu lag er wach und sah aus dem Zelt in den Sternenhimmel hinauf.
    Irgendwann vor

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