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Das Lied der Dunkelheit

Das Lied der Dunkelheit

Titel: Das Lied der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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Leute, im Takt zu klatschen, und um diesen Rhythmus herum wob er seine Musik. Er spielte schneller und schneller, wobei er wie ein Wirbelwind über die Bühne tanzte. Als er sich dann noch mit einem Fuß abstemmte und einen Salto rückwärts vollführte, ohne in seinem wahnwitzigen
Spiel innezuhalten, brüllte die Menge vor Begeisterung.
    Der Lärm riss ihn aus seiner Trance, und er sah, dass der Platz dicht mit Menschen gefüllt war; sogar außerhalb drängten sich die Leute, um ihm zuzuhören. Es war schon lange her, seit selbst Arrick so viele Zuhörer angelockt hatte! Vor Schreck über diesen Anblick kam Rojer beinahe aus dem Takt; aber er biss die Zähne zusammen und konzentrierte sich auf die Musik, bis er wieder ganz in seinem Spiel versank.

    »Das war eine großartige Vorstellung«, gratulierte jemand, während Rojer die lackierten Holzmünzen in seinem Hut zählte. Fast dreihundert Klats! Keven würde sie einen vollen Monat lang in Ruhe lassen.
    »Danke …«, setzte Rojer an, doch die Worte blieben ihm im Hals stecken, als er hochblickte. Vor ihm standen Meister Jasin und Meister Edum. Vertreter der Gilde!
    »Wo steckt dein Meister, Rojer?«, fragte Edum ernst. Er war ein Meister der Schauspielkunst und der Pantomime, und um ihn auf der Bühne wirken zu sehen, kamen die Zuschauer angeblich selbst aus so weit entlegenen Orten wie Fort Rizon angereist.
    Rojer schluckte krampfhaft, und er spürte, wie sich eine flammende Röte über sein Gesicht ausbreitete. Er senkte den Blick, in der Hoffnung, die beiden Männer würden seine Angst und sein schlechtes Gewissen als Demut auffassen. »Ich … ich weiß es nicht«, stotterte er. »Er hatte fest vor, auf den Kleinen Platz zu kommen und seine Vorstellung zu geben.«

    »Ich wette, er war wieder mal sturzbetrunken«, schnaubte Jasin. Man kannte ihn auch unter dem Namen »Goldkehle«, den er sich, wie man munkelte, selbst zugelegt hatte, doch er galt als recht passabler Sänger. Aber in erster Linie bildete er sich etwas darauf ein, dass er der Neffe von Lord Janson war, Herzog Rhinebecks Erstem Minister, und er sorgte dafür, dass jeder von diesem Verwandtschaftsverhältnis erfuhr. »Seit einiger Zeit säuft er, als wolle er seine Honigstimme im Alkohol konservieren.«
    »Es schon fast ein Wunder, dass man dieser Sauerstimme die Lizenz nicht schon längst entzogen hat«, spottete Edum. »Wie ich hörte, hat er sich im letzten Monat während seiner Vorstellung in die Hosen geschissen!«
    »Das ist nicht wahr!«, brauste Rojer auf.
    »Ich an deiner Stelle würde mir mehr Sorgen um meine eigene Zukunft machen als um die meines versoffenen Meisters«, versetzte Jasin und zeigte mit seinem langen Finger auf Rojers Gesicht. »Kennst du die Strafe, die jemandem blüht, wenn er für eine nicht lizensierte Vorstellung Geld kassiert?«
    Rojer wurde blass. Das konnte Arrick tatsächlich seine Lizenz kosten. Wenn die Gilde obendrein den Stadtrat informierte, war es sehr gut möglich, dass er und sein Meister demnächst Seite an Seite Holz hackten - aber mit Sträflingsketten an den Füßen.
    Edum lachte. »Keine Sorge, Junge«, gackerte er. »So lange die Gilde ihre Quote bekommt«, er nahm sich einen beträchtlichen Teil der Münzen, die Rojer eingesammelt hatte, »brauchen wir diesen Vorfall gar nicht an die große Glocke zu hängen.«
    Rojer war klug genug, um nicht zu protestieren, als die Männer mehr als die Hälfte der Münzen unter sich aufteilten und in ihre Taschen steckten. Nur ein Bruchteil der Einnahmen
würde - wenn überhaupt - in der Kasse der Jongleurgilde landen.
    »Du hast Talent, Junge«, meinte Jasin im Fortgehen. »Vielleicht solltest du dir einen Meister suchen, der dir bessere Chancen bietet. Melde dich bei mir, wenn du es leid bist, den Dreck von diesem Säufer aufzuwischen.«
    Rojers Enttäuschung hielt jedoch nur so lange an, bis er den Rest der Münzen, die sich noch in dem Sammelhut befanden, ausschüttete. Selbst weniger als die Hälfte seiner Ausbeute war immer noch mehr, als er je zu verdienen gehofft hatte. Er hetzte zum Gasthof zurück und legte unterwegs nur einen einzigen Halt ein. Meister Kevens Miene verdüsterte sich, als er den Jungen sah.
    »Hoffentlich bist du nicht gekommen, um dich für deinen Meister einzusetzen, Rojer«, grollte er.
    Rojer schüttelte den Kopf und reichte dem Mann einen Geldbeutel. »Mein Meister sagt, hier drin sind genug Münzen, um die Miete für die nächsten zehn Tage zu bezahlen.«
    Keven blickte

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