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Das Lied der Dunkelheit

Das Lied der Dunkelheit

Titel: Das Lied der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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wirbelte er neben einem der primitiven Symbole das Erdreich auf, »ist nicht mal ein richtiges Siegel.«
    »Kannst du den Zirkel ausbessern?«, fragte Leesha hoffnungsvoll, löste sich aus Rojers Griff und ging auf den Mann zu.

    »Leesha, nein«, flüsterte Rojer eindringlich, doch sie ignorierte ihn.
    Der Mann blickte nicht einmal in ihre Richtung. »Dazu ist keine Zeit mehr«, erwiderte er mit einer Geste auf die Horclinge, die bereits am Rand der Lichtung erschienen.
    »Oh nein«, wimmerte Leesha, und ihr Gesicht verlor jede Farbe.
    Der erste Horcling, der stoffliche Gestalt annahm, war ein Winddämon. Er zischte, als er sie sah, und duckte sich wie zum Sprung, aber dazu ließ der Mann ihm keine Zeit. Verblüfft sah Leesha zu, wie er sich einfach auf den Horcling stürzte und ihn bei den Vordergliedmaßen packte, damit er die Schwingen nicht spreizen konnte. Unter der Berührung fing das Fleisch des Dämons an zu zischen und zu qualmen.
    Der Winddämon kreischte und riss das Maul auf, das angefüllt war mit nadelspitzen Zähnen. Der Mann warf seinen Kopf nach hinten, damit die Kapuze abrutschte, dann rammte er dem Horcling seinen kahlen Schädel in den Rachen. Blitze aus Energie entluden sich, und der Dämon wurde zurückgeschleudert. Benommen schlug er auf dem Boden auf. Der Mann streckte seine Finger aus und stieß sie dem Horcling in den Hals. Noch ein Blitz zuckte, und in einer Fontäne sprudelte schwarzes Blut aus der Wunde.
    Mit einer schnellen Drehung machte der Mann kehrt und marschierte, sich das schwarze Blut von den Fingern wischend, an Rojer und Leesha vorbei. Jetzt konnte sie sein Gesicht sehen, aber es hatte nur wenig Menschliches an sich. Der Schädel war völlig kahl geschoren, selbst die Augenbrauen waren abrasiert, und statt mit Haaren war die Haut über und über mit Tätowierungen bedeckt. Er hatte Tätowierungen rings um die Augen und auf dem Schädeldach, sie zogen sich um seine
Ohren und füllten die Haut an den Wangen aus, verliefen sogar längs der Kiefer und der Lippen.
    »Mein Lager befindet sich in der Nähe«, begann er, ohne ein Wort darüber zu verlieren, dass sie ihn in maßloser Verblüffung angafften. »Kommt mit mir, wenn ihr noch einmal das Tageslicht sehen wollt.«
    »Und die Dämonen?«, fragte Leesha, als sie hinter ihm her liefen. Wie um ihrer Frage Nachdruck zu verleihen, tauchten zwei knorrige Baumdämonen auf und stellten sich ihnen in den Weg.
    Der Mann streifte seine Kleidung bis auf ein Lendentuch ab, und Leesha sah, dass die Tätowierungen sich nicht auf seinen Kopf beschränkten. Komplizierte Muster aus Siegeln verliefen über seine muskulösen Arme und Beine, die Ellenbogen und Knie waren mit größeren Zeichen versehen. Ein Schutzzirkel bedeckte seinen Rücken, und eine andere große Tätowierung prangte mitten auf seiner kräftigen Brust. Jeder Zoll Haut war mit Siegeln tätowiert.
    »Der Tätowierte Mann!«, ächzte Rojer. Leesha kam der Name vage bekannt vor.
    »Ich kümmere mich um die Dämonen«, antwortete der Mann. »Halte das«, befahl er und reichte Leesha sein Gewand.
    Er stürmte auf die Horclinge zu, schlug einen Salto, streckte mitten im Sprung die Beine und knallte beiden Dämonen seine Füße gegen die Brust. Auf den Schlag folgte eine Explosion von Magie, der die Baumdämonen zur Seite fegte.
    Nur wie durch einen Nebel bekam Leesha mit, wie sie durch den Wald hetzten. Der Tätowierte Mann legte ein gnadenloses Tempo vor, unbehindert durch die Horclinge, die sie von allen Seiten angriffen. Aus einer Baumkrone sprang ein Dämon auf Leesha, aber dann war auch schon der Mann da und rammte der Kreatur mit voller Wucht seinen tätowierten Ellenbogen
gegen den Schädel. Ein Winddämon flitzte herunter, um seine Krallen in Rojer zu hacken, doch der Tätowierte Mann wehrte ihn ab, indem er mit einem einzigen Boxhieb eine der Schwingen durchschlug und das Biest zu Boden stürzte.
    Bevor Rojer ihm danken konnte, rannte der Tätowierte Mann weiter, wobei er sie zwischen den Bäumen hindurchlotste. Rojer half Leesha, damit sie bei diesem ungeheuren Tempo mithalten konnte, und befreite sie, als sie mit ihren Röcken im Gestrüpp hängenblieb.
    Sie rannten aus dem Wald heraus, und auf der anderen Straßenseite sah Leesha ein Feuer: Das Lager des Tätowierten Mannes. Doch der Weg in die Sicherheit wurde ihnen versperrt durch eine Gruppe Horclinge, darunter ein gewaltiger, acht Fuß großer Felsendämon.
    Die riesenhafte Kreatur brüllte und trommelte sich mit

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