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Das Lied der Dunkelheit

Das Lied der Dunkelheit

Titel: Das Lied der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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ihren gigantischen Fäusten gegen die dicke, gepanzerte Brust, während der stachelige Schwanz hin und her peitschte. Dann fegte sie die anderen Horclinge beiseite, um die Beute für sich zu beanspruchen.
    Scheinbar ohne Angst näherte sich der Tätowierte Mann dem Monster. Er stieß einen hohen Pfiff aus und rüstete sich, hochzuspringen, sobald der Dämon angriff.
    Doch ehe der Horcling zuschlagen konnte, platzten durch seine Brust zwei massive, in einem magischen Feuer sprühende Dorne. Der Tätowierte Mann schnellte nach vorn, knallte dem Dämon seine Ferse gegen das Knie, und die Bestie kippte um.
    Als sie stürzte, sah Leesha dahinter einen monströsen schwarzen Umriss. Das Tier stampfte zurück, riss seine Hörner aus dem Rumpf des Dämons, dann richtete es sich mit einem schrillen Wiehern auf und ließ seine Hufe mit einem Donnerknall aus magischer Energie auf den Rücken des Horclings niedersausen.

    Der Tätowierte Mann machte Jagd auf die übrigen Dämonen, doch die ergriffen vor ihm die Flucht. Ein Flammendämon spuckte Feuer auf ihn, aber der Mann hob nur seine gespreizten Hände, und der Flammenstoß verwandelte sich in eine kühle Brise, die durch die tätowierten Finger strich. Vor Angst schlotternd, folgten Rojer und Leesha ihm in sein Lager und traten unsagbar erleichtert in seinen Schutzkreis.
    »Schattentänzer!«, rief der Mann und stieß abermals einen Pfiff aus. Das riesige Pferd hörte auf, den am Boden liegenden Dämon mit den Hufen zu zerstampfen, galoppierte herbei und sprang in den Zirkel.
    Wie sein Besitzer, so glich auch Schattentänzer einer Erscheinung aus einem Alptraum. Der Hengst war ungeheuer groß, wuchtiger als jedes andere Pferd, das Leesha je gesehen hatte. Das schwarze Fell glänzte wie Ebenholz, und der Körper trug einen Panzer aus mit Siegeln bedecktem Metall. Am Stirnriemen des Zaumzeugs waren zwei lange Metallhörner mit eingeritzten Symbolen angebracht, und selbst in die schwarzen Hufe hatte man magische, silbern bemalte Siegel eingekerbt. Dieser Koloss war mehr Dämon als Pferd.
    An dem schwarzen Sattel waren verschiedene Waffen befestigt, unter anderem ein Bogen aus Eibenholz mit einem Köcher voller Pfeile, lange Messer, eine Bola und Speere von unterschiedlicher Länge. Über dem Sattelknauf hing ein runder, gewölbter Schild, griffbereit, damit er in jedem Moment eingesetzt werden konnte. Längs des Randes waren komplizierte Siegel eingeritzt.
    Schattentänzer blieb ruhig stehen, als der Tätowierte Mann ihn nach Verletzungen absuchte, scheinbar unbeeindruckt von den Dämonen, die nur wenige Schritte von ihnen entfernt den Zirkel belauerten. Als er sich davon überzeugt hatte, dass das Tier unversehrt war, wandte sich der Mann Leesha und Rojer
zu, die ängstlich in der Mitte des Kreises standen und sich immer noch nicht von dem Schrecken der letzten Minuten erholt hatten.
    »Schür das Feuer«, forderte er Rojer auf. »Ich habe etwas Fleisch zum Braten und einen Laib Brot.« Er ging zu seinen Vorräten und rieb sich dabei die Schulter.
    »Du bist verletzt«, stellte Leesha fest, schüttelte ihre Erstarrung ab und eilte zu ihm, um die Wunden zu inspizieren. An einer Schulter entdeckte sie einen Schnitt, und eine zweite, tiefere Wunde klaffte an seinem Schenkel. Seine Haut war hart und kreuz und quer von Narben überzogen, sodass die Oberfläche höckerig war, aber sie fühlte sich nicht unangenehm an. Als sie ihn berührte, merkte sie ein leichtes Prickeln in den Fingerspitzen, wie wenn man einen statisch aufgeladenen Teppich anfasste.
    »Es ist nicht der Rede wert«, wiegelte der Tätowierte Mann ab. »Manchmal hat ein Horcling Glück und erreicht mit einer Kralle meinen Körper, ehe die Siegel ihn vertreiben.« Er wollte sich ihrer Berührung entziehen und griff nach seiner Kleidung, aber sie blieb hartnäckig.
    »Eine Verletzung durch einen Horcling darf man niemals unterschätzen«, wies sie ihn zurecht. »Setz dich hin, dann versorge ich die Wunden«, bestimmte sie und drängte ihn, sich mit dem Rücken gegen einen großen Stein zu lehnen. In Wahrheit fürchtete sie sich genauso vor diesem Mann wie vor den Dämonen, aber sie hatte ihr Leben der Heilkunst gewidmet, und die vertraute Arbeit lenkte sie von den Schmerzen ab, die sie immer noch peinigten.
    »In dieser Satteltasche findest du einen Beutel mit Kräutern«, erklärte der Mann mit einer Handbewegung. Leesha öffnete die Tasche und holte den Beutel heraus. Im Schein des Feuers beugte sie sich darüber und

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