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Das Lied der Dunkelheit

Das Lied der Dunkelheit

Titel: Das Lied der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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Kreatur zurückwarfen. Derart beschäftigt, sah er den anderen Flammendämon, der ihn von hinten attackierte, erst als es schon zu spät war. Der Horcling schnellte in die Höhe, aber der Tätowierte Mann schnappte sich den drei Fuß großen Dämon aus der Luft und schleuderte ihn fort, während das Fleisch der Kreatur unter seinem Griff verschmorte.
    »Zurück in die Höhle!«, befahl er.

    »Nicht ohne dich!«, schrie Rojer. Das karottenrote Haar klebte klatschnass an seiner Stirn, er blinzelte angestrengt gegen den Wind und den peitschenden Regen an, doch er behauptete sich vor dem Tätowierten Mann und wich keinen Zoll von der Stelle.
    Zwei Baumdämonen griffen an, doch der Tätowierte Mann ließ sich in den Matsch fallen und fegte mit einem gezielten Tritt Rojers Beine unter ihm weg. Die durch die Luft sausenden Krallen trafen ins Leere, als Rojer stürzte, und die Fäuste des Mannes trieben die Kreaturen zurück. Noch mehr Horclinge versammelten sich, angezogen durch die von den Siegeln ausgehenden Lichtblitze und den Kampflärm. Gegen so viele Gegner kamen sie nicht mehr an.
    Der Tätowierte Mann blickte auf Rojer hinunter, der im Schlamm lag, und der Wahnsinn wich aus seinen Augen. Er streckte eine Hand aus, und der Jongleur ergriff sie. Dann rannten beide in die Höhle zurück.

    »Was habt ihr euch bloß dabei gedacht?«, schimpfte Leesha, als sie den letzten Verband anlegte. »Ihr seid beide verrückt!«
    Rojer und der Tätowierte Mann, die in Decken gehüllt am Feuer hockten, ließen ihre Tirade wortlos über sich ergehen. Nach einer Weile verstummte Leeshas Redeschwall, sie kochte eine Brühe aus Kräutern und Gemüse und servierte sie den beiden Männern.
    »Danke«, sagte Rojer leise; es war das erste Wort, das er seit ihrer Rückkehr in die Höhle sprach.
    »Ich bin immer noch wütend auf dich«, beschied ihm Leesha, ohne ihm in die Augen zu sehen. »Du hast mich belogen.«

    »Hab ich nicht«, protestierte Rojer.
    »Du hast mir etwas verschwiegen«, entgegnete sie. »Das ist dasselbe.«
    Rojer musterte sie nachdenklich. »Warum bist du überhaupt aus dem Tal der Holzfäller fortgegangen?«, fragte er.
    »Was? Wechsle jetzt nicht das Thema!«
    »Wenn die Leute, die dort wohnen, dir so viel bedeuten, dass du bereit bist, alles für sie zu riskieren und jede Strapaze auf dich zu nehmen, nur um wieder zurückzukommen«, beharrte Rojer, »warum hast du das Dorf dann verlassen?« »Meine Ausbildung …«, begann Leesha.
    Rojer schüttelte den Kopf. »Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie es ist, wenn man vor seinen Problemen davonläuft, Leesha. Es steckt mehr dahinter als deine Ausbildung.«
    »Ich glaube nicht, dass dich das etwas angeht«, versetzte Leesha steif.
    »Wieso hocke ich dann mitten in der Wildnis in einer Höhle, umgeben von Horclingen, und warte auf das Ende eines Unwetters?«, fragte er.
    Leesha betrachtete ihn eine Weile, dann seufzte sie; sie hatte keine Lust mehr, sich zu streiten. »Vermutlich wirst du es ohnehin bald erfahren. Die Leute aus meinem Dorf waren noch nie besonders gut darin, ein Geheimnis für sich zu behalten.«
    Sie erzählte ihnen die ganze Geschichte. Eigentlich hatte sie das nicht vorgehabt, doch in gewisser Weise wurde die kalte und feuchte Höhle zum Beichtstuhl eines Fürsorgers, und als sie erst einmal begonnen hatte, sprudelten die Worte nur so aus ihr heraus. Sie erzählte von ihrer Mutter, von Gared, von den Gerüchten, wie sie sich dann zu Bruna flüchtete und fortan als Außenseiterin galt. Als sie Brunas flüssiges Dämonenfeuer erwähnte, beugte der Tätowierte Mann sich voller Interesse vor
und machte den Mund auf, doch dann klappte er ihn wieder zu und lehnte sich zurück, ohne Leeshas Schilderung zu unterbrechen.
    »So, jetzt wisst ihr alles«, schloss sie. »Ich wollte in Angiers bleiben, aber anscheinend hat sich der Schöpfer einen anderen Plan für mich ausgedacht.«
    »Du hast etwas Besseres verdient«, meinte der Tätowierte Mann.
    Leesha nickte und sah zu ihm hin. »Und jetzt habe ich eine Frage an dich. Verrate mir, warum du vorhin nach draußen gerannt bist.« Mit dem Kinn deutete sie auf den Höhlenausgang.
    Der Tätowierte Mann ließ die Schultern hängen und starrte auf seine Knie. »Ich habe ein Versprechen gebrochen.«
    »Ist das alles?«
    Er hob den Kopf, und zum ersten Mal sah sie nicht die Tätowierungen, die sein Gesicht bedeckten, sondern nur seine Augen, die sich mit einem bohrenden Blick auf sie richteten. »Ich hatte geschworen,

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