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Das Lied der Dunkelheit

Das Lied der Dunkelheit

Titel: Das Lied der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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Toten verzehrten.
    Silvy ging zu den anderen Frauen, die sich um die kleineren Kinder kümmerten und unter den wachsamen Augen der Kräutersammlerin von Tibbets Bach, der Schmucken Coline, die Verwundeten versorgten. Doch kein Kraut vermochte die Schmerzen der Überlebenden zu lindern. Brine der Holzfäller, der auch Brine der Breite genannt wurde, war ein wahrer Hüne, ein Mann wie ein Bär, der gern und schallend lachte und Arlen immer in die Luft warf, wenn sie zu ihm kamen, um Holz einzuhandeln. Nun kauerte Brine in der Asche seines niedergebrannten Hauses und rammte seinen Kopf immer wieder langsam gegen die geschwärzte Wand, während er unverständliches Zeug brabbelte und die Arme um sich schlang, als würde er frieren.
    Arlen und die übrigen Kinder bekamen den Auftrag, Wasser herbeizuschleppen und die Holzstapel nach verwertbarem Material zu durchwühlen. In diesem Jahr konnte man noch mit ein paar warmen Monaten rechnen, aber die Zeit reichte auf gar keinen Fall mehr aus, um genügend Holz für den gesamten Winter zu schlagen. Also mussten sie wieder einmal Dung verbrennen, und der Gestank würde das ganze Haus verpesten.

    Abermals wurde Arlen von Schuldgefühlen übermannt. Er lag nicht auf dem Scheiterhaufen, noch schlug er im Schock seinen Kopf gegen eine Wand, vor lauter Verzweiflung, weil er alles verloren hatte. Es gab schlimmere Schicksale als in einem Haus zu wohnen, in dem es nach Mist roch.
    Im Laufe des Vormittags trafen immer mehr Dorfbewohner ein. Sie brachten ihre Familien mit und die Vorräte, die sie entbehren konnten. Aus sämtlichen umliegenden Flecken, die die aus mehreren Dörfern bestehende Gemeinde ausmachten, kamen sie angereist - aus Fischweiher und Stadtplatz, aus Torfhügel und Sumpfland. Einige hatten sogar den langen Weg von Südwache auf sich genommen. Selia begrüßte jeden einzelnen der Neuankömmlinge mit einer knappen Schilderung der entsetzlichen Vorkommnisse und teilte sie zur Arbeit ein.
    Mit mehr als fünfzig Paar Händen, die kräftig zupacken konnten, verdoppelten die Männer ihre Anstrengungen. Eine Hälfte der Gruppe fuhr fort, in den Trümmern zu graben, während die anderen sich dem einzigen Gebäude im Weiler zuwandten, das sich noch zu retten lohnte: dem Haus von Brine dem Holzfäller. Selia führte Brine aus der Ruine heraus; irgendwie schaffte sie es, den riesenhaften Mann zu stützen, während er wie betäubt vorwärtsstolperte. Unterdessen räumten die Männer den Schutt beiseite und begannen damit, neue Steine heranzuwuchten. Ein paar holten ihre Zeichenausrüstung und fingen an, frische Schutzsiegel zu malen, derweil Kinder Binsenbüschel für das Dach flochten. Vor Einbruch der Nacht würde das Haus wieder instandgesetzt sein.
    Arlen wurde Cobie Fischer zugewiesen, um mit ihm gemeinsam Holz zu schleppen. Die Kinder hatten einen beachtlichen Teil aus dem verbrannten Stapel geborgen, obwohl es nur ein Bruchteil der Menge war, die das Feuer verschlungen hatte. Cobie war ein großer, massiger Junge mit schwarzen Locken
und dicht behaarten Armen. Bei den meisten Kindern war er beliebt, aber seine Beliebtheit errang er sich auf Kosten anderer. Nur wenige Kinder hatten den Mumm, sich seinen Beleidigungen auszusetzen, und noch weniger waren erpicht darauf, sich von ihm verprügeln zu lassen.
    Schon seit Jahren wurde Arlen von Cobie gepiesackt, und die anderen Kinder machten mit. Jephs Hof war das am nördlichsten gelegene Anwesen in Tibbets Bach, und bis zum Weiler Stadtplatz, wo die Kinder sich zu treffen pflegten, musste man ein gutes Stück laufen; deshalb verbrachte Arlen den größten Teil seiner freien Zeit damit, allein am Bach entlangzuwandern. Den meisten Kindern erschien es nur recht und billig, ihn Cobies Wüten zu überlassen.
    Jedes Mal, wenn Arlen zum Angeln ging oder auf dem Weg nach Stadtplatz am Fischweiher vorbeikam, schienen Cobie und seine Spießgesellen davon zu wissen. Mitunter riefen sie ihm nur Schimpfworte hinterher oder schubsten ihn herum, doch gelegentlich kam er auch blutend und mit blauen Flecken übersät nach Hause, und seine Mutter schalt ihn nach Strich und Faden aus, weil er sich mit den anderen geprügelt hatte.
    Doch dann kam der Augenblick, als Arlen genug hatte und sich nichts mehr gefallen lassen wollte. An dem Platz, an dem Cobie ihm mitsamt seinen Kumpanen aufzulauern pflegte, versteckte er einen dicken Knüppel. Als die Jungen ihn das nächste Mal verfolgten, tat Arlen so, als würde er davonlaufen, um dann wie aus

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