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Das Lied der Dunkelheit

Das Lied der Dunkelheit

Titel: Das Lied der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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ganze Dorf vernichtet werden können.«
    Smitt drehte sich um, und plötzlich blickte er Leesha direkt an. Als er die Hand hob und auf sie zeigte, war ihr zumute, als träfe sie ein Faustschlag. »Leesha!«, brüllte er. »Erst dreizehn
Jahre alt, und sie rettete Bruna das Leben! In jedem Menschen, der im Tal der Holzfäller lebt, schlägt das Herz eines Helden!«, rief er mit einer alle Anwesenden umfassenden Geste. »Die Horclinge unterziehen uns schweren Prüfungen, und die vielen Tragödien härten uns ab. Aber wir sind wie Milneser Stahl - wir zerbrechen nicht!«
    Die Leute brüllten ihre Zustimmung heraus. Diejenigen, die geliebte Menschen verloren hatten, schrien am lautesten, während ihnen gleichzeitig die Tränen über die Wangen rannen.
    Inmitten des allgemeinen Lärms stand Smitt und schien frische Kräfte zu gewinnen. Nach einer Weile klatschte er in die Hände, und die Dörfler verstummten.
    »Fürsorger Michel«, fuhr er fort, »hat das Heilige Haus für die Verwundeten geöffnet, und Stefny und Darsy haben sich freiwillig gemeldet, die Nacht bei ihnen zu verbringen und sie zu pflegen. Darüber hinaus bietet Michel die Siegel des Schöpfers all denen an, die kein Zuhause mehr haben.«
    Dann reckte Smitt die Faust in die Höhe. »Aber Helden sollten ihr müdes Haupt nicht auf harte Bänke betten müssen! Nicht, wenn sie sich im Kreis ihrer Familie befinden. In meiner Taverne kann ich bequem zehn Leute unterbringen, notfalls auch mehr. Wer von euch ist noch bereit, Menschen aufzunehmen, die alles verloren haben, und ihnen den Schutz seiner Siegel und eine Ruhestatt zu bieten?«
    Wieder brüllten alle durcheinander, dieses Mal sogar noch lauter, und Smitt strahlte. Abermals klatschte er in die Hände. »Der Schöpfer lächelt wohlgefällig auf euch herab«, verkündete er, »aber mittlerweile ist es spät geworden. Ich nehme jetzt die Zuteilungen vor …«
    Elona stand auf. Auch sie hatte ein paar Krüge Bier getrunken, und als sie sprach, lallte sie ein wenig. »Erny und ich werden Gared und Steave bei uns aufnehmen«, erklärte sie, worauf
Erny sie verblüfft ansah. »Wir haben genügend Platz, und da Gared und Leesha einander versprochen sind, gehören die beiden praktisch schon zur Familie.«
    »Das ist sehr großzügig von dir, Elona«, entgegnete Smitt, der seine Überraschung nicht verbergen konnte. Elona war nicht gerade für ihre Hilfsbereitschaft bekannt, und wenn sie sich denn einmal erbot, anderen Leuten unter die Arme zu greifen, tat sie es nur aus Berechnung.
    »Bist du sicher, dass sich das gehört?«, warf Stefny mit lauter Stimme ein und zog damit die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich. Wenn sie nicht in der Taverne ihres Mannes arbeitete, beschäftigte sie sich aus freien Stücken im Heiligen Haus oder studierte den Kanon. Sie hasste Elona - was Leeshas Ansicht nach für sie sprach -, aber sie war auch die Erste gewesen, die sich gegen Klarissa wandte, als deren Schwangerschaft bekannt wurde.
    »Zwei Kinder, die einander versprochen sind, sollen unter ein und demselben Dach schlafen?«, fragte Stefny, doch dabei blickte sie Steave an, nicht Gared. »Wer weiß, zu welchen Unschicklichkeiten es da kommt. Vielleicht wäre es besser, wenn ihr andere Leute in eurem Haus beherbergt und Gared und Steave beziehen in der Taverne Quartier.«
    Elona kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. »Ich denke, drei Elternteile sollten genügen, um zwei Kinder zu beaufsichtigen, Stefny«, gab sie frostig zurück. Sie wandte sich an Gared und drückte seine breiten Schultern. »Mein künftiger Schwiegersohn hat heute die Arbeit von fünf Männern verrichtet«, meinte sie. »Und Steave«, sie streckte die Hand aus und stach neckisch mit dem Zeigefinger auf dessen mächtigen Brustkorb ein, »hat für zehn Kerle geschuftet.«
    Sie schwenkte herum, um sich Leesha zuzuwenden, doch dabei geriet sie ins Taumeln. Ehe sie die Balance verlieren und
hinfallen konnte, schlang Steave lachend seinen Arm um sie. Seine Pranke sah riesengroß aus auf ihrer schmalen Taille. »Selbst meine«, sie verkniff sich das Wort »nichtsnutzig«, aber Leesha hörte es trotzdem heraus, »Tochter, hat sich heute bewährt. Ich werde nicht zulassen, dass sich meine Helden eine andere Bleibe suchen.«
    Stefny runzelte missbilligend die Stirn, doch die übrigen Dorfbewohner betrachteten das Thema als abgeschlossen und begannen, all jene, die kein eigenes Dach mehr über dem Kopf hatten, als Gäste in ihre Häuser einzuladen.
    Wieder

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