Das Lied der Maori
sie die Stadt links liegen und rasteten auf einer Schaffarm, deren Besitzer die Sideblossoms kannten. Das Haus hatte allerdings wenig Ähnlichkeit mit Kiward oder Lionel Station; es war eher schlicht, die Gästezimmer winzig. Die Besitzer erwiesen sich jedoch als vorzügliche Gastgeber, wie eigentlich alle Farmer auf Neuseeland. Schließlich lag auch Garden Station ziemlich abgelegen, und Besuch war selten. Elaine bemühte sich nach Kräften, Mrs. Gardeners Bedürfnis nach Neuigkeiten aus Queenstown und Otago zu befriedigen, obwohl ihr eigentlich nicht der Sinn nach einem Plausch stand. Tatsächlich war sie todmüde und erschöpft nach der Fahrt, andererseits erfüllt von Angst vor der Nacht mit Thomas. Während der Reise und auch am Morgen hatte ihr Gatte kaum ein Wort mit ihr gewechselt, und auch jetzt bestritten ausschließlich die männlichen Sideblossoms die Unterhaltung mit Mr. Gardener. Die Frauen blieben unter sich. Zoé war auch dabei keine rechte Hilfe. Schweigend aß sie etwas von den angebotenen Speisen. Elaine bekam vor Müdigkeit und Nervosität kaum einen Bissen herunter, während Mrs. Gardener sie aushorchte. Schließlich bat Zoé, sich zurückziehen zu dürfen. Elaine schloss sich ihr nur zu gern an. Mrs. Gardener schien ein wenig enttäuscht, zeigte aber Verständnis.
»Sie müssen ja müde sein, Kindchen, nach der Hochzeit ... und dann gleich diese weite Reise. Ich erinnere mich noch gut daran, als ich jung vermählt war ...«
Elaine befürchtete eine längere Schwärmerei über die Wonnen der Ehe, doch Mrs. Gardener schien anderes andeuten zu wollen. Als sie Elaine Wasser zum Waschen brachte, stellte sie ganz selbstverständlich einen Tiegel Salbe neben das Waschgeschirr.
»Vielleicht haben Sie Verwendung dafür«, meinte sie, ohne Elaine direkt anzusehen. »Ich stelle sie selbst her, aus Schweinefett und Pflanzenextrakten. Ich habe Ringelblumen im Garten, wissen Sie.«
Elaine hatte sich vorher noch nie selbst im Schambereich berührt, doch als Mrs. Gardener sie verlassen hatte, griff sie mit klopfendem Herzen in den Salbentiegel und rieb die wunden Stellen zwischen ihren Beinen damit ein. Der Schmerz wurde augenblicklich gelindert. Aufatmend zog Elaine sich aus und ließ sich aufs Bett fallen. Thomas trank noch mit Gardener und dessen Söhnen – er schien ähnlich trinkfest zu sein wie sein Vater –, und so schlief Elaine schließlich ein, bevor Thomas zu ihr kam. Das rettete sie allerdings nicht. Entsetzt erwachte sie davon, dass jemand sie an der Schulter fasste und auf den Rücken zwang, und schrie erschrocken auf. Callie, die vor dem Zimmer geschlafen hatte, bellte laut.
»Bring das Biest zur Ruhe!«, grollte Thomas heiser.
Elaine sah, dass er sich bereits entkleidet hatte. Außerdem hielt er sie fest. Wie sollte sie da hinausgehen und den Hund beruhigen?
»Aus, Callie! Alles in Ordnung!« Elaine versuchte, das Tier zu rufen, doch ihre Stimme klang so verschreckt, dass sie sich selbst nicht geglaubt hätte. Und Hunde hatten ein feines Gespür für Stimmungen ... Schließlich ließ Thomas noch einmal von seiner Frau ab, ging zur Tür und strafte den Hund mit einem derben Fußtritt. Callie wimmerte, bellte aber weiter. Elaine fürchtete sich jetzt nicht mehr nur um sich, sondern auch um die Hündin. Sie atmete auf, als sie Mrs. Gardeners freundliche Stimme auf dem Gang vor den Zimmern hörte. Sie schien die widerstrebende Callie wegzuführen. Elaine dankte dem Himmel und ihrer Gastgeberin und lag ergeben still, während Thomas sich ihr wieder zuwandte.
Er hielt sich auch heute nicht mit Zärtlichkeiten auf. Stattdessen drang er in seine junge Frau ein, ohne sie auch nur zu entkleiden. Er schob ihr Nachthemd so gewaltsam hoch, dass es einriss.
Elaine hielt den Atem an, um nicht zu schreien – es wäre schrecklich peinlich gewesen, wenn die Gardeners sie gehört hätten. Aber diesmal tat es längst nicht so weh wie in der Nacht zuvor, als er sich in ihr bewegte. Die Salbe erleichterte Thomas überdies das Eindringen. In dieser Nacht beschränkte er sich auch auf ein einziges Mal und schien gleich einzuschlafen, nachdem sein Atem sich beruhigt hatte. Er machte sich nicht einmal die Mühe, dazu von Elaines Körper abzulassen. Sie roch seinen Schweiß und den durchdringenden Gestank nach Whisky. Er musste viel getrunken haben. Elaine schwankte zwischen Furcht und Ekel. Würde er aufwachen, wenn sie sich unter ihm wegbewegte? Sie musste es versuchen; es war ausgeschlossen, in dieser
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