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Das Lied der Maori

Das Lied der Maori

Titel: Das Lied der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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tat weh, und sie wand sich unter seinem Griff, doch er lachte nur und machte Anstalten, in sie einzudringen.
    »Oder lieber was Wildes? So vielleicht?«
    Elaine wimmerte, als er sie umdrehte.
    Männer und Frauen sehen sich normalerweise dabei an ..., hatte Inger gesagt. Aber was war hier noch normal?
     
    Im Laufe des nächsten Tages verlief der Reiseweg bergab. Sie kamen rasch vorwärts, und es wurde wärmer. Zwischen den Felsen wuchs jetzt wieder Gras. Gelbe und weiße Frühlingsblumen wagten sich hervor; sie wollten so gar nicht zu Elaines düsterer Stimmung passen. Am Lake Wanaka, das wusste sie schon von ihrer ersten Reise, war die Landschaft lieblicher als bei Queenstown. Die Felsen fielen nicht so schroff zum See hin ab, sondern es gab Strände und Wälder am Ufer. Der Tag war freundlich. Zum ersten Mal seit der Hochzeit herrschte schönes Wetter, und der Blick auf den See enthüllte eine märchenhafte Landschaft. Das Wasser war tiefblau, der Strand schmiegte sich daran, gewaltige Bäume spiegelten sich im Wasser, und alles schien völlig menschenleer zu sein. Das aber täuschte, denn die Ortschaft Wanaka lag in der Nähe – eine kleine Stadt, vergleichbar mit Haldon bei Kiward Station, nur sehr viel schöner gelegen. Die Sideblossoms durchquerten Wanaka am frühen Nachmittag, folgten dann aber dem Cardrona River in Richtung des Lake Hawea. Das war ein Umweg, doch die Strecke führte direkt am See entlang durchs Gebirge, und es gab kaum Straßen, die man mit Fahrzeugen passieren konnte.
     
    Die letzte Nacht der Reise verbrachten sie erneut in einem Farmhaus am Hawea River. Und endlich war Elaine eine Atempause vergönnt. Die Männer betranken sich mit dem selbst gebrannten Whisky des irischen Farmers so sehr, dass Thomas nicht einmal den Weg ins Bett fand. Elaine schlief endlich durch und war deutlich besser gestimmt, als am nächsten Tag die letzte Etappe der Reise anstand. Unterwegs wurde sie allerdings immer nervöser. War sie bei ihrem ersten Besuch auf Lionel Station auch durch diese menschenleeren Gebirgslandschaften geritten? Die Gegend war wunderschön, und ein Ausblick auf den tiefblauen See inmitten der Gebirgskulisse war atemberaubender als der andere, doch den ganzen Tag war kein einziges Haus oder gar eine Ansiedlung zu erblicken. Elaine sah der Wahrheit ins Auge: Selbst wenn sie ihr Pferd zur Verfügung hätte – zwischen Lionel Station und Wanaka lagen zwei Tagesritte! Was sie vorher kaum realisiert hatte, wurde ihr nun zu deutlich klar: Die Sideblossoms, Zoé und vielleicht noch ein paar Viehhüter waren die einzigen Weißen, die sie jetzt monatelang zu Gesicht bekommen würde.
     
    Lionel Station lag in Makaroa, an der Westseite des Sees Pukaki. Das Anwesen beherrschte eine Bucht an der Mündung des Makaroa River, und rund um das Herrenhaus sowie den Fluss entlang bis hinauf in die McKenzie Highlands erstreckte sich das Weideland für Sideblossoms Schafe. Die Dienerschaft im Haus bestand ausschließlich aus Maoris, aber ein Dorf lag offensichtlich nicht in unmittelbarer Nähe; die Leute schliefen in provisorischen Unterkünften auf Lionel Station. Selbst Elaine, die sich mit den Sitten der Maoris nicht allzu gut auskannte, hätte sagen können, dass dies eine hohe Fluktuation unter den Angestellten nach sich zog. Maoris waren Familienmenschen; es zog sie zu ihrem Stamm zurück, auch wenn sie gern bei den 
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 arbeiteten. Die Belegschaft, die sie heute erwartete, bestand demnach auch schon größtenteils aus anderen Stammesangehörigen als bei Elaines erstem Besuch. Zoé hatte unterwegs darüber geschimpft; sie war ständig damit beschäftigt, neue Leute einzuarbeiten. Das schien ihr allerdings zu liegen, denn auch das neue Personal verhielt sich untadelig. Allerdings wurde es wohl auch von seinesgleichen überwacht: Elaine erkannte eine ältere Frau wieder, die ihr im Winter als Emere vorgestellt worden war. Ihr Gesicht trug noch Tätowierungen, hätte aber sicher auch ohne die traditionelle Verzierung der Maoris grimmig gewirkt. Emere war größer als die meisten Maori-Frauen. Sie trug ihr langes schwarzes Haar, in das sich schon weiße Fäden mischten, offen – ungewöhnlich für Hausangestellte einer so strengen Herrin wie Zoé, die auf westliche Kleidung und aufgestecktes Haar Wert legte und bei den Zimmermädchen sogar auf Häubchen bestand. Doch Emere schien sich nicht viel sagen zu lassen. Sie wirkte selbstbewusst und musterte sowohl Zoé als auch Elaine mit abschätzenden

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