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Das Lied der Maori

Das Lied der Maori

Titel: Das Lied der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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ein wenig Auflockerung sorgen«, sagte Elaine mit eiserner Beherrschung. »Und wenn Pita so freundlich wäre, seiner Schwester zu helfen, die Vorhänge etwas beiseitezuschieben ... Du brauchst mich übrigens nicht ›Madame‹ zu nennen, Pita. In meinem Haus bin ich ›Miss Elaine‹ oder ›Miss Lainie‹.«
    Pita und Rahera schauten sie an wie verschreckte Kaninchen, doch Pai unterdrückte ein Kichern.
    »Wir erwarten dich um acht Uhr zum Dinner.« Zoé verließ den Westflügel in majestätischer Haltung.
    »Ziege!«, knurrte Elaine.
    Pai grinste sie an. »Was haben Madame gesagt?«
     
    Es war fast acht Uhr, als endlich alle Truhen geleert und sämtliche Möbelstücke in den Zimmern verteilt waren. Die meisten hatte Elaine in ihrem Schlafzimmer und dem Ankleidezimmer untergebracht; dafür hatte sie ein paar der ursprünglichen Möbelstücke auf andere Räume verteilt. Das Wohnzimmer wirkte jetzt ziemlich überladen, aber das war Elaine egal; sie würde sich hier sowieso nicht viel aufhalten. Und jetzt hatte sie nur noch zehn Minuten, um sich zum Dinner umzuziehen. Sie wusste noch von ihrem Besuch, dass es dabei ziemlich förmlich zuging. Ob John Sideblossom darauf bestand? Oder Zoé? Davon würde es auf jeden Fall abhängen, wie streng die Männer die Regelung nahmen. Elaine glaubte nicht, dass Zoé in diesem Haushalt so viel zu sagen hatte, wie sie vorgab. Auf der Reise hatte sie sich John gegenüber stets ziemlich unterwürfig gezeigt.
    Doch in einem verschmutzten Reisekleid hätte Elaine sich selbst in Queenstown nicht an den Esstisch gesetzt. Sie musste sich wenigstens notdürftig reinigen und ein anderes Kleid anziehen. Zum Glück legte Pai schon eines heraus. Aber zunächst wollte der Fahrer ihres Vaters sich noch rasch von Elaine verabschieden.
    »Wollen Sie denn jetzt schon weg, Pat?«, fragte sie verwundert. »Sie können doch morgen in aller Ruhe aufbrechen. Bestimmt findet sich hier irgendwo ein Bett für Sie.«
    Patrick O’Mally nickte. »Ich schlafe in den Dienstbotenquartieren, Miss Lainie. Pita hat mich eingeladen. Ansonsten hätte ich auch im Wagen übernachtet, wie auf der Reise ...«
    Das stimmte. Elaine vermerkte mit leisem Bedauern, dass keiner der Sideblossoms je an ein Quartier für Pat gedacht hatte. Sie fand das rücksichtslos. Zumindest in den Hotels hätte es Zimmer gegeben.
    »Aber ich will morgen in aller Herrgottsfrühe los. Ohne Ladung, und wenn mich die Damen nicht aufhalten, komme ich glatt bis Wanaka ...« Pat sah Elaines ein wenig gekränktes Gesicht und verbesserte sich sofort. »Entschuldigung, Miss Lainie, so ... äh ... war das nicht gemeint. Ich weiß, Sie sind sonst eine schneidige Reiterin. Aber die Chaise von Mrs. Sideblossom und diese lahmen Gäule davor ...«
    Elaine lächelte verständnisvoll. Auch ihr war aufgefallen, dass die edlen Rösser vor Zoés Chaise nicht mit einem Zugpferd wie Owen oder dem Cob-Stutengespann vor Pats Frachtwagen mithalten konnten.
    Pat hätte sich jetzt verabschieden können, doch er schien noch irgendetwas auf dem Herzen zu haben.
    »Miss Lainie ... ist wirklich alles in Ordnung?«, stammelte er schließlich. »Auch mit ...« Er warf einen Seitenblick auf Callie. Elaine hatte ihm nicht erzählt, warum sie die Hündin auf der Reise bei ihm ausquartiert hatte, aber Patrick war nicht dumm.
    Elaine suchte nach Worten. Sie hätte auch dann nicht gewusst, was sie auf seine Fragen antworten sollte, wäre Thomas Sideblossom nicht eben hinter Pat aufgetaucht.
    »Mrs. Sideblossom, wenn ich bitten darf!«, sagte er scharf. »Die vertrauliche Anrede verbitte ich mir, Bursche. Das ist respektlos. Außerdem wolltest du doch fahren, oder? Also verabschiede dich jetzt, wie es sich gehört. Ich will noch heute die Hintereisen deiner Pferde aufblitzen sehen!«
    Pat O’Mally grinste ihn an. So leicht war er nicht einzuschüchtern.
    »Sehr gern, Mr. Sideblossom«, sagte er gelassen. »Aber ich wüsste nicht, dass ich Ihr Leibeigener wäre. Also bitte keine allzu vertrauliche Anrede. Ich kann mich nicht erinnern, Ihnen das Du angeboten zu haben.«
    Thomas blieb ruhig, doch seine Pupillen weiteten sich. Wieder sah Elaine die Abgründe in seinen Augen. Was würde er jetzt wohl tun, wenn Pat wirklich auf ihn angewiesen wäre?
    Der jedenfalls erwiderte den Blick furchtlos, beinahe schon frech.
    »Auf Wiedersehen, Miss Lainie!«, meinte er dann. »Was soll ich also Ihrem Vater sagen?«
    Elaines Mund war trocken, ihr Gesicht blass. »Sagen Sie meinen Eltern ... es

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