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Das Lied der roten Erde (German Edition)

Das Lied der roten Erde (German Edition)

Titel: Das Lied der roten Erde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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Ann, klatschnass und zitternd. Sie schrie auf, als Duncan neben ihr auftauchte.  
    »Du bist … du bist …« Sie wich einen Schritt zurück und schlug hastig das Kreuzzeichen.  
    »Hör auf, ich bin nicht tot!«  
    »Nicht?« Sie schien nicht ganz überzeugt.  
    »Nein. Wo ist Moira?«  
    Sie starrte ihn an, am ganzen Körper bebend, dann seufzte sie auf. »Ich … ich habe solche Angst!«  
    »Es wird alles gut. Hörst du, Ann? Wo ist Mrs McIntyre?« Am liebsten hätte er sie geschüttelt. Stattdessen zog er sie zur Seite, um einer Holzschindel auszuweichen, die von einem Dach wehte.  
    Ann zog die Nase hoch, etwas Leben kehrte in ihre Züge zurück. »Der Doktor und sie … sie haben sich so schrecklich gestritten! Wegen dir! Und … und jetzt ist die Ma’am weg, nach Parramatta! Ich hab gesehen, wie sie weggeritten ist.«  
    »Zu Dr. Wentworth?«  
    Ann schüttelte den Kopf. »Zum Gouverneur! Sie … sie will da um Gnade für dich bitten.«  
    Moira war seinetwegen zum Gouverneur geritten? Ein warmes Gefühl von Liebe und Dankbarkeit stieg in ihm auf, gefolgt von Erleichterung. In Parramatta war sie in Sicherheit.  
    Anns Augen waren schreckgeweitet. »Aber jetzt … jetzt wollen die … die anderen Sträflinge auch dahin.«  
    »Zu Moira?«  
    »Nein, zum Gouverneur«, flüsterte sie. »Sie … sie wollen ihn als Geisel nehmen!«  

20.  
     
    Der Pferderücken schaukelte bei jeder Bewegung. Nach rechts. Nach links. Und wieder nach rechts. Alistair hasste das Reiten. Es verwandelte ihn in ein hilfloses Wesen, dem Tier unter sich wehrlos ausgeliefert. Wenigstens hatte der verheerende Regen endlich nachgelassen, aber der Weg war schlammig und mit Pfützen übersät, ein schnelleres Vorankommen kaum möglich. Vor ihm ritt Major Penrith, schneidig anzusehen in seiner roten Uniform mit den goldenen Litzen, dann folgte Alistair und dahinter zwei Soldaten.  
    Der Tag verlief gänzlich anders als vorgesehen. Weder fand die erneute Auspeitschung von Duncan und diesem anderen Sträfling statt, noch hatte man die beiden nach Norfolk Island geschafft. Stattdessen war Moira weggelaufen, und in Toongabbie war die Hölle losgebrochen. Die vielen Sträflinge, die plötzlich frei und ohne Ketten Läden und Häuser plünderten und die Einrichtungen verwüsteten, hatten ihn zutiefst erschreckt. Zum ersten Mal hatte Alistair um sein Leben gefürchtet.  
    Er hatte gerade versucht, seine Sachen vor dem steigenden Wasser in Sicherheit zu bringen, als er sich plötzlich mitten in seiner Schlafkammer mehreren zerlumpten Sträflingen gegenübergesehen hatte. Einer von ihnen hielt eine Axt in den Händen. Alistair wich zurück bis zur Wand und stand dann da wie gelähmt, nicht fähig, auch nur ein Wort herauszubringen. Als die Sträflinge begannen, seine Schränke zu durchwühlen, packte ihn die blanke Angst. Dann hallte ein Schuss durch die Luft, und ein Sträfling brach zusammen. Er fiel mit dem Gesicht nach unten in das trübe Wasser, zuckte einmal und blieb dann bewegungslos liegen. Die anderen rannten in Panik davon. In der Tür stand Major Penrith, Wasser umspülte seine blankgeputzten Stiefel.  
    Noch nie war Alistair so froh gewesen, den Major zu sehen. Er hätte sich denken können, dass Penrith in Toongabbie weilte, schließlich wollte er es sich sicher nicht nehmen lassen, Duncans erneuter Bestrafung und anschließender Verbannung beizuwohnen.  
    »Schon gut, McIntyre«, erwiderte der Major gönnerhaft, als Alistair sich stammelnd bedankte, und lud seine Pistole neu. »Ich war sowieso auf dem Weg zu Euch. Und jetzt schnappt Euch ein Pferd, wir reiten nach Parramatta. Möglicherweise werdet Ihr gebraucht.«  
    »Nach Parramatta?«, hatte Alistair schwach gefragt. »Wieso?«  
    »Weil die Rebellen unterwegs zum Gouverneur sind, wie ich hörte. Aber diese Faxen werden wir ihnen gründlich austreiben!«  
    Und hier saß er nun, hin und her geworfen auf einem schwankenden Pferderücken, und umklammerte krampfhaft seine Arzttasche. Gemeinsam mit den Soldaten befand er sich auf dem Weg zur Kaserne von Parramatta, um militärische Verstärkung zu holen. Es könne Verwundete geben, hatte der Major gesagt. Vielleicht auch Tote. Alistairs Magen war ein einziger Knoten. Er war kein Held. Er hatte Angst. Warum konnte man ihn nicht einfach in Ruhe lassen? Und was würde bloß aus seinen Sachen werden, wenn das Wasser weiter stieg?  
    War Duncan auch bei den Aufrührern? Würde er –  
    »Wo ist eigentlich

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