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Das Lied der roten Erde (German Edition)

Das Lied der roten Erde (German Edition)

Titel: Das Lied der roten Erde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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aufgewacht zu sein. Ein leichter Wind kühlte Moiras erhitzte Haut, es roch nach Eukalyptus und feuchter Erde.  
    Erneut füllte sie ihre Lungen mit der klaren Frische der südlichen Nacht. Sie fröstelte, so dünn, wie sie bekleidet war. Warum hatte sie nicht wenigstens ihr Schultertuch mitgenommen? Immerhin war jetzt Winter, und der zeigte sich hier hauptsächlich in heftigen Regenschauern.  
    Auf dem Platz vor dem Haus konnte sie im schwachen Licht der Mondsichel Pfützen schimmern sehen. Ihr Blick fiel auf das langgestreckte Kutschenhaus auf der anderen Seite des Platzes, und wie von selbst löste sie sich von dem Pfeiler und trat hinaus in die Nacht.  
    Kühler Schlamm quoll zwischen ihren nackten Zehen hervor. Es kümmerte sie nicht. Die Tür des Kutschenhauses ließ sich fast lautlos öffnen. Dunkelheit und die scharfen Ausdünstungen der Pferde umfingen sie, als sie zögernd eintrat. Sie zog die Tür wieder zu. Es war stickig hier drinnen. Ihre Beine waren schwach, als wäre sie gerannt.  
    Sie stieß ein paar beruhigende Laute aus, um die Pferde nicht zu erschrecken. Halb blind tastete sie sich vorwärts, bis sie einen warmen Leib berührte, feuchte Nüstern, die sich ihr entgegenreckten. Das Tier schnaubte.  
    »Schsch …«, machte sie. »Ganz ruhig, ich will dir nichts tun.«  
    Sie strich über die weiche Flanke, fühlte sich für einen winzigen Moment fast wieder wie zu Hause. Aber hier war nicht zu Hause. Und sie war nicht wegen der Pferde gekommen.  
    Sie trat ein paar Schritte zurück. Allmählich gewöhnten sich ihre Augen an die Dunkelheit; sie konnte Decken und die goldblitzenden Beschläge eines Sattels erkennen. Nachts waren hier die Pferde untergebracht, ein jedes in einem eigenen Verschlag, getrennt durch eine halbhohe Bretterwand. Einige der Verschläge schienen leer zu sein. Für die Kutschen war der hintere Teil des Gebäudes vorgesehen.  
    Sie hörte Holz knirschen, als jemand die Leiter vom Heuboden herabstieg. Duncan.  
    Seit sie von Wentworths Farm zurückgekehrt waren, hatte sie nicht mehr mit ihm gesprochen. Sie hatte versucht zu vergessen, was vorgefallen war. Ihn zu vergessen. Es war ihr nicht gelungen.  
    Sie spürte, dass er jetzt dicht hinter ihr stand, aber sie wagte nicht, sich umzudrehen. Ihr Herz klopfte so laut, dass es in ihrem Kopf widerhallte.  
    »Mrs McIntyre?«, flüsterte er.  
    Sie schüttelte den Kopf. »Moira. Bitte, nenn mich Moira.«  
    »Moira«, wiederholte er leise. »Was macht Ihr … Was machst du hier?«  
    Sie hob in einer hilflosen Geste die Schultern. »Ich habe es da drinnen nicht mehr ausgehalten. Ich … ich glaube, ich musste dich sehen.«  
    Er antwortete nicht sofort. »Hier bin ich«, sagte er dann leise.  
    Jetzt endlich wagte sie es, sich umzudrehen. Sie konnte ihn kaum erkennen, nur einen vagen Umriss vor einem dunklen Hintergrund.  
    »Soll ich Licht machen? Irgendwo habe ich eine Laterne, ich muss nur –«  
    »Nein!«, fiel ihm Moira ins Wort. »Nein, kein Licht. Ich …« Ihr Herz schien zu stolpern. »Ich brauche dich«, flüsterte sie, dann schloss sie die Augen und wartete, hoffte, wünschte, dass er sie noch einmal so küsste, wie er es bei Wentworth getan hatte.  
    Aber nichts geschah. Moira öffnete die Augen wieder. Duncan rührte sich nicht. Er stand nur da und sprach kein Wort.  
    Moira hielt den Atem an, bis Enttäuschung und Scham ihre Wangen brennen ließen und ein Kälteschauer ihren Körper durchlief.  
    »Entschuldige.« Sie drehte sich um. »Ich werde besser wieder gehen.«  
    Dann war er plötzlich an ihrer Seite, ganz nah und warm. »Nein«, sagte er endlich. Sanft und ohne ein weiteres Wort zog er sie in einen leeren Verschlag.  
    Er hielt sie, küsste sie, und alles war wieder so wie beim ersten Mal. Wie hatte sie nur an ihm zweifeln können? Sie kam sich vor, als schwebe sie ein Stück über dem Boden, sie fühlte sich schwindelig und federleicht zugleich.  
    Sie presste sich näher an ihn, wollte ihn spüren, ihn berühren. Sein Hemd hing locker über den Bund seiner Hose, so, als hätte er es sich schnell übergestreift. Durch den dünnen Musselin ihres Nachthemds bemerkte sie, wie sich etwas bei ihm regte. Mutig wanderte ihre Hand abwärts, forschte nach und fand lebendige Härte.  
    Er stöhnte leise auf und löste sich zögernd von ihr. »Bitte, Moira, wir …«  
    »Sch …«, machte sie. »Nicht reden.«  
    Er redete auch nicht mehr. Nicht mehr, als er sie erneut küsste, und

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