Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332)
standen sie in der Nacht wieder auf und töteten. Einer hat Ser Jarmy Rykker umgebracht, der andere hatte es auf mich abgesehen, woraus ich schließe, dass sie sich noch an einiges aus ihrem früheren Leben erinnerten, aber Gnade kannten sie nicht mehr.«
Der Mund der Frau stand offen, eine feuchte rosafarbene Höhle, doch Craster schnaubte nur. »Solche Schwierigkeiten haben wir hier nicht … und ich wäre Euch dankbar, wenn Ihr so schauerliche Geschichten nicht mehr unter meinem Dach zum Besten geben würdet. Ich bin ein den Göttern gefälliger Mann, und die Götter behüten mich. Falls solche Wesen kommen, weiß ich, auf welche Weise ich sie in ihre Gräber zurücktreiben kann. Trotzdem könnte ich eine scharfe neue Axt gebrauchen.« Mit einem Klaps auf das Hinterteil schickte er seine Frau weiter und rief dazu: »Mehr Bier, und zwar schnell.«
»Gut, Ihr habt also keine Schwierigkeiten mit den Toten«,
meinte Jarman Bockwell, »aber was ist mit den Lebenden, Mylord? Mit Eurem König?«
» König! «, kreischte Mormonts Rabe. » König, König, König. «
»Dieser Manke Rayder?« Craster spuckte ins Feuer.»König-jenseits-der-Mauer. Wozu braucht das freie Volk Könige? « Er zwinkerte Mormont zu. »Ich könnte Euch viel über Rayder und seine Taten erzählen, wenn ich wollte. Diese leeren Dörfer, die sind sein Werk. Diese Halle hättet Ihr auch leer vorgefunden, wäre ich ein Mann, der sich einschüchtern lässt. Er schickt einen Reiter und lässt mir ausrichten, ich müsse meinen eigenen Bergfried aufgeben und mich ihm zu Füßen werfen. Ich habe ihm den Reiter zurückgeschickt, aber seine Zunge behalten. Dort drüben habe ich sie an die Wand genagelt.« Er zeigte darauf. »Vielleicht könnte ich Euch sagen, wo Ihr Manke Rayder suchen müsst. Wenn ich wollte.« Wieder das braune Lächeln. »Dazu bleibt noch genug Zeit. Sicher werdet Ihr unter meinem Dach schlafen und meine Schweine essen wollen.«
»Ein Dach über dem Kopf wäre uns höchst willkommen, Mylord«, sagte Mormont. »Wir haben einen harten und vor allem feuchten Ritt hinter uns.«
»Dann seid für eine Nacht meine Gäste. Länger nicht, so sehr mag ich die Krähen nun auch wieder nicht. Der Schlafboden oben ist für mich und die Meinen, aber Ihr könnt es Euch auf der Erde bequem machen. Fleisch und Bier bekommt Ihr für zwanzig Mann, mehr nicht. Der Rest Eurer schwarzen Krähen kann seine eigenen Körner picken.«
»Wir haben ausreichend Vorräte, Mylord«, erwiderte der Alte Bär. »Gern würden wir unser Essen und unseren Wein mit Euch teilen.«
Craster wischte sich den schiefen Mund mit dem Rücken der behaarten Hand. »Von Eurem Wein will ich kosten, Lord Krähe, ganz gewiss. Eine Sache noch: Jeder Mann, der Hand an eine meiner Frauen legt, verliert diese Hand!«
»Unter Eurem Dach gelten Eure Regeln«, antwortete Thoren Kleinwald, und Lord Mormont nickte steif, obwohl er nicht allzu erfreut aussah.
»Das wäre also geklärt.« Craster grunzte. »Habt Ihr einen Mann, der Karten zeichnen kann?«
»Sam Tarly.« Jon drängte sich vor. »Sam mag Karten.«
Mormont winkte ihn zu sich. »Hol ihn her, nachdem er gegessen hat. Und er soll Feder und Pergament mitbringen. Außerdem suchst du Tollett. Sag ihm, ich brauche meine Axt. Als Geschenk für unseren Gastgeber.«
»Wer ist der Junge?«, fragte Craster, bevor Jon gehen konnte. »Er sieht aus wie ein Stark.«
»Mein Bursche und Knappe, Jon Schnee.«
»Ein Bastard, wie?« Craster musterte Jon von oben bis unten. »Wenn ein Mann mit einer Frau das Bett teilen will, sollte er sie auch zum Weib nehmen. So halte ich es jedenfalls.« Er scheuchte Jon mit einer Geste davon. »Jetzt lauf und tu deine Arbeit, Bastard, und sorg dafür, dass die Axt scharf ist, denn stumpfen Stahl kann ich nicht gebrauchen.«
Jon Schnee verneigte sich steif und ging hinaus. Ser Ottyn Wyters kam ihm in der Tür entgegen, und sie wären beinahe zusammengestoßen. Draußen hatte der Regen nachgelassen. Überall auf dem Hof standen Zelte. Jon konnte weitere unter den Bäumen vor dem Erdwall erkennen.
Der Schwermütige Edd fütterte die Pferde. »Dem Wildling eine Axt schenken, klar, warum nicht?« Er zeigte auf Mormonts Waffe, eine Streitaxt mit kurzem Schaft, deren schwarze Stahlklinge mit goldenen Schneckenverzierungen versehen war. »Er wird sie ihm zurückgeben, das schwöre ich. Der Alte Bär wird sie mitten in den Schädel bekommen. Warum überlassen wir ihm nicht gleich alle unsere Äxte, und die
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