Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332)
auch immer sie sein mochte; ihr scharfer Witz war eine willkommene Abwechslung zu der feuchten Düsternis von Peik. »Soll ich mein Langschiff nach Euch benennen und die Harfe für Euch spielen und Euch im Turmzimmer meiner Burg einsperren, wo Ihr nur Juwelen tragen dürft, ganz wie jene Prinzessin aus den Liedern?«
»Ihr solltet das Schiff tatsächlich nach mir nennen«, gab sie zurück und ging auf den Rest nicht ein. »Schließlich habe ich es gebaut.«
»Sigrin hat es gebaut. Der Schiffsbauer meines Vaters.«
»Ich bin Esgred. Ambrodes Tochter, Sigrins Frau.«
Er hatte nicht gewusst, dass Ambrode eine Tochter hatte oder Sigrin ein Weib … aber dem jüngeren Schiffbauer war er nur einmal begegnet, während er sich an den älteren kaum noch erinnerte. »Wenn Ihr bei Sigrin lebt, ist das eine Verschwendung.«
»Oho. Sigrin sagt, dieses schöne Schiff an Euch zu geben sei Verschwendung.«
Theon fuhr auf. »Wisst Ihr, wer ich bin?«
»Prinz Theon aus dem Hause Graufreud. Wer sonst? Sagt mir die Wahrheit, Mylord, wie groß ist Eure Liebe für Eure neue Braut? Sigrin möchte es wissen.«
Das neue Langschiff roch nach Pech und Harz. Sein Onkel Aeron würde es morgen segnen, aber Theon war von Peik herübergeritten, um es sich vor dem Stapellauf anzuschauen. Es war nicht so groß wie Lord Balons Großer Krake oder die Eiserner Sieg seines Onkels Victarion, aber immerhin sah es schlank und schnell aus, wenn es auch noch auf dem Strand lag; der schwarze Rumpf war gute dreißig Meter lang, ein einzelner Mast reckte sich in die Höhe, fünfzig Ruderer fanden unter Deck und hundert Mann auf Deck Platz … und vorn am Bug eine große Eisenramme in Form einer Pfeilspitze. »Sigrin hat mir gute Dienste geleistet«, gab er zu. »Ist es so schnell, wie es aussieht?«
»Schneller – wenn der Kapitän sein Handwerk versteht.«
»Ich bin schon seit einigen Jahren nicht mehr auf einem solchen Schiff gesegelt.« Und noch nie zuvor habe ich eines befehligt, um bei der Wahrheit zu bleiben. »Trotzdem, ich bin ein Graufreud und ein Eisenmann. Das Meer liegt mir im Blut.«
»Und Euer Blut wird ins Meer fließen, wenn Ihr so segelt, wie Ihr redet«, sagte sie.
»Eine so holde Jungfrau würde ich niemals falsch behandeln. «
»Holde Jungfrau?« Sie lachte. »Eher ist sie eine Seehure.«
»Da, nun habt Ihr den Namen gefunden. Seehure. «
Das belustigte sie; ihre dunklen Augen funkelten. »Und Ihr wolltet sie nach mir benennen«, erwiderte sie und legte Gekränktheit in ihre Stimme.
»Das habe ich auch getan.« Er ergriff ihre Hand. »Helft mir, Mylady. In den grünen Landen glaubt man, eine Frau, die ein Kind trägt, bringe jedem Mann Glück, der mit ihr ein Bett besteigt.«
»Und was wissen sie dort über Schiffe? Oder über Frauen, was das betrifft? Außerdem habt Ihr Euch das ausgedacht.«
»Wenn ich es Euch gestehe, werdet Ihr mich dann noch lieben?«
»Noch? Wann habe ich Euch je geliebt?«
»Niemals«, gab er zu, »aber ich gebe mir alle Mühe, diesen Mangel zu beheben, meine holde Esgred. Der Wind ist kalt. Kommt an Bord meines Schiffes und lasst Euch von mir wärmen. Morgen wird mein Onkel Aeron den Bug mit Meerwasser bespritzen und dem Ertrunkenen Gott ein Gebet schicken, doch lieber würde ich sie mit der Milch meiner und Eurer Lenden segnen.«
»Dem Ertrunkenen Gott könnte das missfallen.«
»Soll der Ertrunkene Gott sich doch selbst ficken… Wenn er uns Schwierigkeiten macht, werde ich ihn einfach noch einmal ersäufen. In vierzehn Tagen ziehen wir in den Krieg. Wollt Ihr mich in die Schlacht schicken, nachdem ich vor Sehnsucht kein Auge zutun konnte?«
»Mit Freuden.«
»Welch grausame Maid. Mein Schiff trägt den richtigen Namen. Falls ich es in meiner Verzweiflung auf die Klippen steuere, müsst Ihr Euch die Schuld geben.«
»Wollt Ihr damit steuern?« Esgred strich abermals über das Vorderteil seiner Hose und lächelte, während ihr Finger die eisenharten Umrisse seiner Männlichkeit nachzeichneten.
»Kommt mit mir nach Peik«, schlug er plötzlich vor und
dachte: Was wird Lord Balon sagen? Ach, wen kümmert das? Ich bin ein erwachsener Mann, und wenn ich mit einem Mädchen das Bett teilen möchte, geht es niemanden etwas an.
»Und was soll ich in Peik tun?« Ihre Hand verharrte, wo sie war.
»Mein Vater speist heute Abend mit seinen Kapitänen.« Das tat er jeden Abend, solange sie auf die Nachzügler warteten, doch wozu sollte Theon ihr das erklären.
»Würdet Ihr mich für heute Nacht zu
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