Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332)
Acht geben.«
»Das liegt auch in meiner Absicht. Jeder Mann, der ihr ein Leid zufügen will – nun, ich bin zu klein, um zu den Schwarzohren zu gehören, und ich prahle nicht mit meinem Mut.« Begreift Ihr, Eunuch? Ich spreche Eure Sprache. Krümmt ihr nur ein Haar, und ich lasse Euch den Kopf abschlagen.
»Jetzt muss ich Euch verlassen.« Varys erhob sich. »Ich weiß, wie erschöpft Ihr sein müsst. Ich wollte Euch lediglich willkommen heißen, Mylord, und Euch wissen lassen, wie sehr mich Eure Ankunft erfreut. Wir brauchen Euch dringend im Rat. Habt Ihr den Kometen bemerkt?«
»Ich bin klein, aber nicht blind«, gab Tyrion zurück. Draußen
auf dem Königsweg bedeckte er den halben Himmel und leuchtete heller als die Mondsichel.
»In der Stadt nennt man ihn den Roten Boten«, erklärte Varys. »Es heißt, der Komet sei ein Herold, der vor einem König einherschreite und vor herannahendem Feuer und Blut warne.« Der Eunuch rieb sich die gepuderten Hände. »Darf ich Euch zum Abschluss noch ein kleines Rätsel aufgeben, Lord Tyrion?« Er wartete die Antwort nicht ab. »In einem Raum sitzen drei große Männer, ein König, ein Priester und ein reicher Mann mit seinem Gold. Zwischen ihnen steht ein Söldner, ein Mann niederer Abstammung und von bescheidenem Verstande. Jeder der Großen bittet ihn, die anderen beiden umzubringen. ›Töte sie‹, sagt der König, ›denn ich bin dein rechtmäßiger Herrscher.‹ ›Töte sie‹, sagt der Priester, ›denn ich befehle es dir im Namen der Götter.‹ ›Töte sie‹, sagt der reiche Mann, ›und all dieses Gold soll dein sein.‹ Sagt mir – wer überlebt und wer stirbt?« Mit einer tiefen Verbeugung eilte der Eunuch in seinen weichen Schuhen aus dem Schankraum.
Nachdem er gegangen war, schnaubte Chella, und Shae legte ihre hübsche Stirn in Falten. »Der reiche Mann überlebt, nicht wahr?«
Tyrion nippte nachdenklich an seinem Wein. »Vielleicht. Oder auch nicht. Das hängt vom Söldner ab, scheint mir.« Er setzte den Becher ab. »Komm, gehen wir nach oben.«
Oben auf dem Absatz musste sie auf ihn warten, denn ihre Beine waren schlank und geschmeidig, während seine kurz und verkümmert waren und zudem schmerzten. Aber sie lächelte, als er bei ihr eintraf. »Habt Ihr mich vermisst?«, neckte sie und ergriff seine Hand.
»Fürchterlich«, gestand Tyrion ein. Shae war kaum einen Meter sechzig groß, und dennoch musste sie auf ihn hinunterblicken … in ihrem Fall machte ihm dies jedoch nichts aus. Sie war so süß, dass er gern zu ihr aufschaute.
»In Eurem Roten Bergfried werdet Ihr mich die ganze Zeit
vermissen«, sagte sie, während sie ihn zu ihrem Zimmer führte. »Ganz allein in dem kalten Bett in Eurem Turm der Hand.«
»Das ist leider allzu wahr.« Tyrion hätte sie zu gern mitgenommen, doch sein Hoher Vater hatte es ihm ausdrücklich verboten. Diese Hure wirst du nicht mit an den Hof nehmen, hatte Lord Tywin befohlen. Er hatte sie mit in die Stadt genommen, aufsässiger wagte er sich nicht zu zeigen. Seine gesamte Autorität bezog er von seinem Vater, das musste sie begreifen. »Du bist ja nicht weit weg«, tröstete er sie. »Du bekommst ein Haus mit Wachen und Dienern, und ich besuche dich, sooft ich kann.«
Shae stieß die Tür mit dem Fuß zu. Durch die trüben Scheiben des kleinen Fensters hätte er die Große Septe von Baelor sehen können, die sich auf Visenyas Hügel erhob, aber Tyrion wurde gerade von einem anderen Anblick abgelenkt. Shae bückte sich, packte ihr Kleid am Saum, zog es über den Kopf und warf es zur Seite. Für Unterwäsche hatte sie nicht viel übrig. »Ihr werdet niemals Ruhe finden«, sagte sie, während sie rosig und nackt und schön vor ihm stand und eine Hand in die Hüfte stemmte. »Jedes Mal, wenn Ihr zu Bett geht, werdet Ihr an mich denken. Dann werdet Ihr hart werden, und niemand kann Euch Linderung verschaffen, und schlafen werdet Ihr nicht können, es sei denn, Ihr« – sie setzte dieses verschlagene Grinsen auf, welches Tyrion so sehr liebte –, »heißt er deshalb der Turm der Hand, M’lord?«
»Sei still und küss mich«, befahl er.
Er schmeckte den Wein auf ihren Lippen und spürte ihre kleinen festen Brüste, die sich gegen ihn drückten, während sie an den Schnüren seiner Hose nestelte. »Mein Löwe«, flüsterte sie, als er den Kuss unterbrach, um sich seiner Kleidung zu entledigen. »Mein süßer Lord, mein Riese von Lennister. « Tyrion schob sie zum Bett hinüber. Als er in sie eindrang, schrie
Weitere Kostenlose Bücher