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Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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mehr an dieser Sache, als es den Anschein hatte.«
    Unter dem schweren Gewicht ihrer Felle erschauerte Catelyn. »Eine Linse ist ein Instrument, das uns helfen soll zu sehen.«
    »Das ist sie allerdings.« Er fingerte an seiner Ordenskette herum, die schwer und eng um seinen Hals hing, gleich unter seiner Robe, jedes Glied aus anderem Metall geschmiedet.
    Catelyn spürte, wie sich wieder diese Angst in ihr breit machte. »Was mag es sein, von dem man möchte, dass wir es deutlicher erkennen?«
    »Genau das habe auch ich mich gefragt.« Maester Luwin zog ein fest zusammengerolltes Stück Papier aus seinem Ärmel. »Ich fand die eigentliche Botschaft in einem doppelten Boden, als ich den Kasten zerlegte, doch ist dieser Brief nicht für meine Augen bestimmt.«
    Ned streckte eine Hand aus. »Dann gebt ihn mir!« Luwin rührte sich nicht. »Verzeiht, Mylord. Die Nachricht gilt auch nicht Euch. Sie ist für die Augen der Lady Catelyn bestimmt, und nur für sie. Darf ich mich nähern?«
    Catelyn nickte, wagte nicht zu sprechen. Der Maester legte das Papier auf den Tisch neben dem Bett. Es war mit einem kleinen Klecks von blauem Wachs versiegelt. Luwin verneigte sich und wollte gehen.
    »Bleibt!«, befahl ihm Ned. Seine Stimme klang drohend. Er sah Catelyn an. »Was ist? Mylady, Ihr zittert.«
    »Ich sorge mich«, gab sie zu. Sie griff nach dem Brief und hielt ihn mit bebenden Händen. Unbemerkt rutschten die Felle von ihrem nackten Leib. Im blauen Wachs waren Mond und Falke zu erkennen, das Siegel des Hauses Arryn. »Er ist von Lysa.« Catelyn sah ihren Gatten an. »Er wird uns keine Freude bereiten«, sagte sie. »Trauer liegt in diesem Brief, Ned. Ich kann es spüren.«

    Ned runzelte die Stirn, und seine Miene verfinsterte sich. »Öffnet ihn!«
    Catelyn brach das Siegel.
    Ihre Augen zuckten über die Worte. Anfangs ergaben sie keinen Sinn. Dann erinnerte sie sich. »Lysa ist kein Risiko eingegangen. Als wir beide Mädchen waren, hatten wir eine Geheimsprache, sie und ich.«
    »Könnt Ihr sie lesen?«
    »Ja«, gab Catelyn zu.
    »Dann sagt es uns.«
    »Vielleicht sollte ich mich zurückziehen«, sagte Maester Luwin.
    »Nein«, sagte Catelyn. »Wir werden Euren Ratschlag brauchen. « Sie warf die Felle zurück und stieg aus dem Bett. Die Nachtluft war kalt wie ein Grab auf ihrer Haut, als sie barfuß durch das Zimmer lief.
    Maester Luwin bedeckte seine Augen. Selbst Ned sah sie erschrocken an. »Was tut Ihr?«, fragte er.
    »Ich will ein Feuer machen«, erklärte Catelyn. Sie suchte ihren Morgenmantel und zog ihn über, dann kniete sie vor dem kalten Kamin.
    »Maester Luwin …«, sagte Ned.
    »Maester Luwin hat alle meine Kinder zur Welt gebracht«, sagte Catelyn. »Es ist nicht der rechte Augenblick für falsche Scham.« Sie schob das Papier zwischen die Zweige und legte schwere Scheite darauf.
    Ned durchmaß den Raum, nahm sie beim Arm und zog sie auf die Beine. So hielt er sie, sein Gesicht nur Zentimeter von dem ihren entfernt. »Mylady, sagt es mir! Was besagt diese Nachricht?«
    Catelyn versteifte sich in seinem Griff. »Eine Warnung«, erklärte sie sanft. »Wenn wir klug genug sind, sie herauszuhören. «
    Seine Augen suchten in ihrem Gesicht. »Weiter.«
    »Lysa sagt, Jon Arryn wurde ermordet.«
    Seine Finger schlossen sich um ihren Arm. »Von wem?«

    »Den Lennisters«, erklärte sie. »Der Königin.«
    Ned ließ ihren Arm los. Dunkelrote Abdrücke waren auf ihrer Haut zu sehen. »Bei allen Göttern«, flüsterte er. Seine Stimme war heiser. »Eure Schwester ist krank vor Trauer. Sie weiß nicht, was sie sagt.«
    »Sie weiß es«, sagte Catelyn. »Lysa ist leidenschaftlich, ja, aber diese Nachricht war sorgsam geplant, klug verborgen. Sie wusste, dass es den Tod bedeutet, wenn der Brief in falsche Hände geriete. Um so viel zu riskieren, muss sie mehr als nur einen Verdacht gehabt haben.« Catelyn sah ihren Mann an. »Jetzt haben wir tatsächlich keine Wahl mehr. Ihr müsst Roberts Rechte Hand werden. Ihr müsst mit ihm in den Süden ziehen und die Wahrheit in Erfahrung bringen. «
    Augenblicklich sah sie, dass Ned zu einem gänzlich anderen Entschluss gekommen war. »Die einzigen Wahrheiten, die ich kenne, sind hier. Der Süden ist ein Nest von Nattern, das ich besser meiden sollte.«
    Luwin zog an seiner Kette, wo sie an der weichen Haut des Halses gescheuert hatte. »Die Rechte Hand des Königs besitzt große Macht, Mylord. Macht, die Wahrheit über Lord Arryns Tod herauszufinden, seine Mörder vor Gericht

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