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Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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toben, und nächste Woche lachen wir gemeinsam darüber. Ich kenne den Mann!«
    »Ihr kanntet den Mann«, sagte sie. »Der König ist Euch ein Fremder.« Catelyn erinnerte sich an den toten Schattenwolf im Schnee, das zerbrochene Geweih in der Kehle. Sie musste ihn überzeugen. »Stolz ist für einen König alles, Mylord. Robert ist den ganzen Weg hierher zu Euch gekommen, um Euch diese große Ehre anzutragen, und Ihr könnt sie ihm nicht so einfach vor die Füße werfen.«
    »Ehre?« Ned lachte bitter.
    »In seinen Augen, ja«, sagte sie.
    »Und in Euren?«
    » Und in meinen«, fuhr sie ihn zornig an. Wieso sah er es
nicht ein? »Er bietet unserer Tochter seinen eigenen Sohn zur Heirat an, wie würdet Ihr es anders nennen? Vielleicht wird Sansa eines Tages Königin. Ihre Söhne könnten von der Mauer bis zu den Bergen von Dorne herrschen. Was ist so schlecht daran?«
    »Bei allen Göttern, Catelyn, Sansa ist erst elf «, sagte Ned. »Und Joffrey … Joffrey ist …«
    Sie beendete den Satz für ihn. »… Kronprinz und Erbe des Eisernen Throns. Und ich war erst zwölf, als mein Vater mich Eurem Bruder Brandon versprach.«
    Das rief einen bitteren Zug um Neds Mundwinkel. »Brandon. Ja. Brandon wüsste, was zu tun ist. Das wusste er immer. Alles war für Brandon gedacht. Du, Winterfell, alles. Er war dazu geboren, die Rechte Hand des Königs zu sein und Königinnen zu zeugen. Ich habe nie darum gebeten, dass mir dieser Kelch gereicht würde.«
    »Vielleicht nicht«, sagte Catelyn, »aber Brandon ist tot, der Kelch wurde weitergereicht, und Ihr müsst daraus trinken, ob es Euch nun gefällt oder nicht.«
    Ned wandte sich von ihr ab, sah wieder in die Nacht hinaus. Er stand da und starrte in die Dunkelheit, betrachtete wohl den Mond und die Sterne oder vielleicht auch die Wachen auf der Mauer.
    Es besänftigte Catelyn, als sie seinen Schmerz sah. Eddard Stark hatte sie an Brandons Stelle geheiratet, wie es Sitte war, doch der Schatten seines Bruders stand noch immer zwischen ihnen, wie auch der andere, der Schatten dieser Frau, die er nicht preisgeben wollte, der Frau, die ihm seinen unehelichen Sohn geboren hatte.
    Schon wollte sie zu ihm gehen, da klopfte es an der Tür, laut und unerwartet. Stirnrunzelnd wandte sich Ned ab. »Was gibt es?«
    Desmonds Stimme drang durch die Tür. »Mylord, Maester Luwin ist draußen und bittet dringend um eine Audienz.«
    »Ihr habt ihm erklärt, dass ich Weisung gegeben habe, nicht gestört zu werden?«

    »Ja, Mylord. Er besteht darauf.«
    »Also gut dann. Schickt ihn herein.«
    Ned trat an den Kleiderschrank und warf sich ein schweres Gewand über. Catelyn spürte, wie kalt es plötzlich geworden war. Sie setzte sich im Bett auf und zog die Felle bis ans Kinn. »Vielleicht sollten wir die Fenster schließen«, schlug sie vor.
    Ned nickte abwesend. Maester Luwin wurde hereingeführt.
    Der Maester war ein kleiner, grauer Mann. Seine Augen waren grau und schnell und sahen viel. Sein Haar war grau, auch wenn ihm die Jahre nur wenige gelassen hatten. Seine Robe war aus grauer Wolle, mit weißem Fell besetzt, den Farben der Starks. In den großen, hängenden Ärmeln waren Taschen verborgen. Ständig stopfte Luwin manches in diese Ärmel und zauberte anderes aus ihnen hervor: Bücher, Botschaften, seltsame Artefakte, Spielzeug für Kinder. Bei allem, was er in seinen Ärmeln verbarg, überraschte es Catelyn, dass Maester Luwin seine Arme überhaupt heben konnte.
    Der Maester wartete, bis sich die Tür geschlossen hatte, bevor er sprach. »Mylord«, sagte er zu Ned, »verzeiht mir, dass ich Eure Nachtruhe störe. Man hat mir eine Nachricht hinterlassen.«
    Ned schien verdutzt. »Hinter lassen ? Wer? War ein Reiter da? Man hat mir nichts gesagt.«
    »Es war kein Reiter, Mylord. Nur ein geschnitzter Holzkasten, den jemand auf dem Tisch meines Observatoriums abgestellt hat, während ich schlief. Meine Diener haben niemanden gesehen, doch muss er von jemandem aus dem Gefolge des Königs gebracht worden sein. Wir hatten sonst keinen Besuch aus dem Süden.«
    »Ein Holzkasten, sagt Ihr?«, sagte Catelyn.
    »Darin war eine feine, neue Linse für das Observatorium, allem Anschein nach aus Myr. Die Linsenschleifer von Myr sind ohnegleichen.«
    Ned legte die Stirn in Falten. Er hatte nur wenig Geduld
mit solcherart Dingen, wie Catelyn wusste. »Eine Linse«, sagte er. »Was hat das mit mir zu tun?«
    »Dieselbe Frage habe ich mir auch gestellt«, antwortete Maester Luwin. »Ganz offensichtlich war

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