Das Locken der Sirene (German Edition)
sie dabei zu verletzen.
„Zach, wie viele Whiskeys hattest du Samstag? Und ich konnte dich noch immer mit – wenn wir ehrlich sind – minimalem Aufwand anmachen, stimmt’s? Tu jetzt bitte nicht so, als würdest du dich nicht zu mir hingezogen fühlen.“
„Ob ich mich zu dir hingezogen fühle oder nicht, ist doch egal. Wir dürfen nicht miteinander schlafen. Und das nicht nur wegen des Buches.“
Nora kam ihm näher. Sie betrachtete ihn nachdenklich.
„Du fürchtest dich gar nicht vor mir, stimmt’s?“, fragte sie.
„Ich habe Angst vor dir.“
„Nein, hast du nicht. Ich kenne Typen wie dich. Du verehrst die Frauen. Hebst sie auf ein Podest und glaubst, sie seien zerbrechlich und perfekt. Darum bist du derjenige, der sich entschuldigt. Obwohl du Samstagabend hilflos an meinen Schreibtisch gefesselt auf dem Rücken gelegen hast. Zach! Du hast Angst vor dir selbst!“
„Ich habe keine …“
„Oh doch, hast du. Ich bin noch nie einem erwachsenen Mann begegnet, der sich so sehr vor seinem eigenen Begehren fürchtete. Was ist mit dir passiert? Was hast du getan, dass du so eine Angst hast, einfach loszulassen?“
„Dieses Gespräch ist beendet.“
„Sag’s mir. Was es auch sein mag, ich verspreche dir, ich habe Schlimmeres getan.“
„Glaub mir, Nora. Das hast du bestimmt nicht.“
„Es war Grace, nicht wahr? Was hast du ihr getan?“
Noras Worte prasselten auf ihn ein, aber er konnte ihr nicht sagen, dass sie aufhören sollte. Er wusste, er verdiente den Schmerz, den ihre Worte erzeugten.
„Bitte“, flüsterte er.
„Du weißt, wie man bettelt. Das ist ein guter Anfang.“
„Keine neuen Spiele. Bitte. Ich bin nicht wie du.“
„Wir sind uns ähnlicher, als du zugeben willst.“
„Ich bin nicht so …“, er zögerte und suchte nach dem richtigen Wort, „so frei wie du.“
„Das könntest du aber sein.“ Sie machte noch einen Schritt auf ihn zu. „Ich kann es dir zeigen, wenn du mich lässt. Die Welt, in der ich lebe, ist anders. Dort herrscht eine Freiheit, die du dir nicht annähernd vorstellen kannst, Zach. Probier es einfach aus.“
„Das kann ich nicht.“ Tiefe Traurigkeit senkte sich über ihn.
„Komm mit mir“, sagte Nora. Zach spürte, wie er dem Zauber erlag, den sie mit ihren Worten spann. „Lass mich dir zeigen, wie das Leben ist, wenn man im Moment lebt. Keine Vergangenheit, keine Zukunft, nur der eine, perfekte Augenblick, in dem du dich gerade befindest. Es gibt keine Schuld, es gibt keine Scham, und es gibt absolut nichts, vor dem man Angst haben muss …“
Zach schloss die Augen. Er versuchte sich ihre Welt vorzustellen. Doch sobald er die Augen schloss, sah er nur Dunkelheit und roch das Kupfer von frisch vergossenem Blut.
„Es tut mir leid.“
Nora schaute ihn immer noch an, als er die Augen öffnete.
„Scheiß auf ‚Tut mir leid‘.“ In ihren Augen funkelte die Wut. Sie drehte sich auf dem Absatz um. „Ich hab immer noch ein Buch zu schreiben.“
16. KAPITEL
N och drei Wochen …
„Warum bleibst du bei mir?“, fragte William. Mit der Fingerspitze fuhr er die Kontur eines Striemens nach, der von einer Schulter zur anderen reichte
.
Caroline drehte sich im Bett auf die andere Seite und sah ihn an. „Wegen der Weiber von Weinsberg“, sagte sie, als wäre das die einzig logische Antwort
.
„Ich fürchte, ich bin mit den besagten Ladys nicht vertraut.“ Sanft ließ William die Hand über ihre Hüfte gleiten. Sie erbebte unter der Berührung. Für jeden Schmerz, den er ihr bereitete, wusste er ihr auch mindestens im selben Maße Lust zu bereiten
.
„Sie sind vielleicht nur eine Legende. Mir gefällt aber die Vorstellung, dass die Geschichte wahr sein könnte. Vor langer Zeit wurde in Deutschland die Stadt Weinsberg belagert. Der gegnerische Herrscher war gefährlich, aber nicht unbarmherzig. Als der Fall der Stadt unausweichlich war, flehten die Männer von Weinsberg ihn an, wenigstens ihre Frauen zu verschonen und ihnen zu erlauben, die Stadt lebend zu verlassen. Der Herrscher gab nach und erlaubte den Frauen, die Stadt zu verlassen und alles mitzunehmen, was sie auf ihren Rücken tragen konnten. Der Tag kam, und die Tore der Stadt öffneten sich. Staunend musste der Herrscher mit ansehen, wie die Frauen aus dem Tor stolperten. Sie brachen fast zusammen unter der Last ihrer Männer und Väter, die sie auf dem Rücken trugen. Ihre Liebe demütigte den Herrscher, und er ließ verkünden, dass das Leben aller verschont werde.“
„Und
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