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Das Locken der Sirene (German Edition)

Das Locken der Sirene (German Edition)

Titel: Das Locken der Sirene (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Reisz
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folgenden Morgen mit Striemen auf dem Körper und Blut auf ihren Schenkeln und seinen Laken aufgewacht war, hatte ihr erster Gedanke nicht der Angst oder Reue gegolten. Nein, sie hatte gedacht, dass es das wert gewesen war – die lange Wartezeit, der Schmerz und das Opfer, das sich jetzt gar nicht mehr wie ein Opfer anfühlte. Sie gehörte zu ihm. Und sie würde immer zu ihm gehören. Diese Worte hatte er oft genug zu ihr gesagt, doch jetzt erst spürte sie sie unter ihrer Haut summen. Das Lederband, das er ihr um den Hals gelegt hatte, umschloss nun auch ihr Herz
.
    Sie hob eine Hand zum Hals. Er war nackt. Er hatte ihr das Halsband abgenommen, während sie schlief. Weil sie wusste, dass er jetzt nicht den totalen Gehorsam von ihr verlangte, stand sie auf und folgte dem Geräusch von laufendem Wasser ins Badezimmer. Sie fand ihn in der Dusche. Ohne um Erlaubnis zu fragen, gesellte sie sich zu ihm unter den heißen Wasserstrahl. Er war deshalb nicht verärgert. Sie wusste, dass es ihn nicht störte. Jeder, den sie kannte, ließ sich von ihm einschüchtern. Von seiner Klugheit, seiner imposanten Größe und Stärke, auch von seiner überirdischen Schönheit. Aber sie kannte ihn nun als einen Mann aus Fleisch und Blut, mit einem erdverbundenen Verlangen, der sie mehr liebte, als sie begreifen konnte. Sie kannte sein freundliches Wesen, seine Großzügigkeit, und obwohl er ihren Körper vor Angst beben lassen konnte, wenn er sie nachts fesselte, gab es unter dieser Angst ein tiefes und unerschütterliches Vertrauen. Fünf Jahre lang hatte er sie gelehrt, ihm zu vertrauen. Und als er jetzt den Kopf senkte und sie küsste, lachte sie in seinen Mund, weil sie stolz darauf war, ihre Lektionen so gut gelernt zu haben
.
    Seine Hände, die an diesem Morgen so zärtlich waren, wie sie nachts brutal sein konnten, erkundeten jeden Winkel ihres Körpers. Sie fuhr mit ihren Fingern durch sein Haar und strich es ihm aus dem Gesicht. Als er seine Lippen an ihren Hals legte und das Wasser aus der kleinen Kuhle unterhalb ihrer Kehle trank, neckte sie ihn. „Keine Spielzeuge, keine Ketten – ich frage mich, wie du mich jetzt beherrschen willst?“
    Es geschah so schnell, dass sie nicht einmal Zeit hatte, nach Luft zu schnappen. Sie wurde mit dem Bauch fest gegen die Duschwand gedrückt. Zunächst hatte sie noch keine Angst
.
    „So zum Beispiel“, flüsterte er ihr ins Ohr. „So beherrsche ich dich.“ Und er stieß in den einzigen Teil ihres Körpers, den er noch nicht penetriert hatte
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    Der Schmerz war schlimmer als alles, was er ihr bisher angetan hatte. Ein tiefer Schrei entrang sich ihrer Kehle, sie stieß zerbrochene, formlose Worte aus, die so entzweigerissen waren, wie sie sich fühlte. Sie wusste, es gab eine Möglichkeit, ihn aufzuhalten, aber in ihrer Panik und ihrem Schmerz war der Weg dorthin vergessen. Sie schmeckte Blut auf ihren Lippen und merkte erst da, dass sie sich in den Arm gebissen hatte. Er nahm sie gnadenlos, und ihre Tränen vermischten sich mit dem Wasser und rannen über ihr Gesicht. Dann war es so schnell vorbei, wie es begonnen hatte. Er zog sich aus ihr zurück und ließ sie in der Dusche allein. Ihre Beine gaben unter ihr nach. Sie sank zu Boden. Das Wasser strömte weiter erbarmungslos auf sie nieder. Vollkommen bekleidet kehrte er zu ihr zurück
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    Sie zwang sich, langsam den Kopf zu heben und ihn anzuschauen. Mit hohler Stimme flüsterte sie: „Ich habe mein Safewort vergessen.“
    Entsetzen schimmerte in seinen Augen. Er ging vor ihr auf die Knie wie ein Mann, der beten wollte. Er streckte die Hand nach ihr aus, und sie wich instinktiv vor ihm zurück. Er wartete und machte keine Anstalten mehr, sie zu berühren. Schließlich kam sie langsam allein auf die Füße. Er hielt ihr ein Handtuch hin, und sie trat vor, damit er sie darin einwickeln konnte. Dann hob er sie hoch und trug sie ins Schlafzimmer zurück. Dort setzte er sich in den Sessel vor dem Fenster und wiegte sie sanft in seinen starken Armen, während sie weinte
.
    Er entschuldigte sich nicht, und das erwartete sie auch gar nicht
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    Sie vergaß ihr Safewort nie wieder
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    Nora las die Worte mit einem leichten Lächeln auf den Lippen, bevor sie die Arbeit der letzten Stunde mit einem wehmütigen Seufzen löschte. Sie öffnete ihr E-Mail-Programm und fand wieder einen Schwung Anmerkungen von Zach zu den letzten Kapiteln. Obwohl ihm gefiel, was sie aus dem Buch machte, war Zach wieder gewohnt angriffslustig. Sie konnte sich ein Grinsen

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