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Das Löwenamulett

Das Löwenamulett

Titel: Das Löwenamulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schwieger
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wertvolles Exemplar, aus Silber, mit Edelsteinen besetzt. Senator Metellus hatte ihn immer auf seinem Schreibtisch liegen. Der Kerl wollte wohl gerade zum entscheidenden Stoß ausholen, der Senator lag vor ihm, da kam Afra ins Zimmer, erfasste die Lage sofort und schrie aus Leibeskräften. Und das hat den Kerl in die Flucht geschlagen.«
    »Das heißt …«, stammelte Delia, »… das heißt, der Senator ist nicht …?«
    »Tot?«, sagte ihr Vater. »Nein, er ist nicht tot. Er hat nur eine große Schramme im Gesicht und eine gewaltige Beule am Hinterkopf. Und Kopfschmerzen hat er, riesige Kopfschmerzen. Nicht auszudenken, wenn Afra auch nur einen Wimpernschlag später gekommen wäre. Als sie ihn fand, war ihr Herr bewusstlos, er ist dann aber noch in der Nacht wieder zu sich gekommen.«
    Bei allen Göttern, war ich erleichtert! Der Senator war nicht tot! Der Unbekannte hatte ihn nicht umgebracht. Myron hatte sich getäuscht. Wahrscheinlich war alles viel zu schnell gegangen und er hatte in der Dunkelheit gar nicht feststellen können, ob der Senator noch lebte oder nicht. In diesem Moment dachte ich, und das war wirklich naiv, wir müssten uns keine Sorgen mehr machen. Der Senator lebte und Myron würde entkommen. Vielleicht würde er ein Schiff finden, das ihn nach Griechenland brachte. Dort könnte er dann in einer Bibliothek arbeiten, eine nette Frau kennenlernen …
    »Man hat den Gauner kurz vor Sonnenaufgang erwischt.«
    37

    »Was???«, riefen Delia und ich wie aus einem Munde.
    »Ja, aber das ist doch nicht schlimm.« Ovid war wegen unserer Reaktion irritiert.
    »Nein«, log ich, »im Gegenteil. Das ist toll.« Meine Erleichterung war wie weggeblasen.
    »Klar«, stammelte Delia, »das ist gut. Wer war es denn?«
    »Dieser neue Sklave!«, sagte Lydia schnippisch. »Hatte mir doch gleich gedacht, dass der nichts taugt. Ein Grieche! Tut immer so freundlich und gebildet – und dann so was!«
    »Er heißt Myron«, erzählte Ovid, »ein junger Kerl.«
    Ob ich auch so blass wurde wie Delia?
    »Wir haben ihn«, sagte ich mit zitternder Stimme, »also diesen Myron, wir haben ihn gestern getroffen. Im Circus Maximus. Er war sehr nett.«
    »Pah!«, schnappte Lydia. »So sind sie, diese Griechen. Geben sich charmant und freundlich. Und in der Nacht, da stehlen sie dir das Bettlaken unter dem Hintern weg. Oder schlagen dir den Schädel ein.«
    »Lydia«, Ovid schaute sie durchdringend an, »ich glaube, du hast in der Küche genug zu tun, nicht wahr?«
    »Ja, Herr, ich meine doch nur …«
    »Soll ich noch deutlicher werden?«
    »Nein, Herr, ich habe schon verstanden. Lass deine Milch nicht kalt werden.«
    Als sie im Haus verschwunden war, fragte Ovid uns: »So, ihr habt diesen Myron also kennengelernt?«
    »Ja«, sagte Delia, »gestern bei den Wagenrennen. Er hatte seinen Herrn begleitet. Du weißt doch, nach dem ersten Ren-38

    nen hatten wir uns etwas zu trinken geholt. Da haben wir mit ihm gesprochen, aber nur kurz.«
    Ich schaute Delia an. Würde sie ihrem Vater von unserem nächtlichen Besuch erzählen? Würde sie ihm sagen, dass Myron unschuldig war und dass er uns gebeten hatte, den wahren Täter zu suchen? Würde er uns glauben? Könnte er uns bei der Suche helfen? Delias Gesicht verriet ihre An-spannung.
    »Er war wirklich sehr nett«, sagte sie. »Was ist mit ihm?
    Ich meine, wo hat man ihn gefunden?«
    »Am Ufer des Tiber«, sagte Ovid. »Er hatte sich im Schilf versteckt. Das hat zumindest Afra erzählt. Wie ein Löwe soll er sich gewehrt haben. Die Sklaven des Senators, die ihn gefunden haben, hatten die allergrößte Mühe, ihn fest-zuhalten. Immer wieder hat er gerufen, dass er unschuldig sei.«
    »Oh.«
    »Aber das wird ihm nicht viel nützen. Morgen sind die Feiertage zu Ende. Dann nehmen die Praetoren ihre Arbeit wieder auf. Und dann wird man ihn …, aber das weißt du ja.
    Die Sachlage ist eindeutig.«
    »Was haben denn die Praetoren mit der Sache zu tun?«, fragte Delia verwundert. »Sind die überhaupt für Myron zuständig?«
    »Nein, im Grunde nicht«, sagte ihr Vater. »Eigentlich könnte Senator Metellus ihn selbst verurteilen und bestrafen, Myron ist ja schließlich sein Sklave. Normalerweise beschäftigt sich ein Praetor gar nicht mit so einem Fall. Aber Metellus’ Sklaven haben Myron im Morgengrauen gleich in 39

    den Amtssitz eines Praetors geschleppt. Sie hatten wohl keine klaren Anweisungen. Oder sie dachten, ihr Herr sei tot.
    Wie auch immer. Er wird jetzt dort in einem Kellerloch sitzen

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