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Das Los: Thriller (German Edition)

Das Los: Thriller (German Edition)

Titel: Das Los: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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während er Luna ein gequältes Lächeln zuwarf. Hinter ihr kamen die Beine einer Stewardess in sein Sichtfeld.
    »Sir, es tut mir sehr leid. Ich hoffe, das Upgrade in die erste Klasse entschädigt sie ein wenig. Bitte wenden Sie sich wegen der Reinigung an die Fluggesellschaft. Ich gebe Ihnen nachher ein Formular dafür mit, auf dem ich den Vorfall bestätige.«
    Sie sprach mit einem Mann um die Dreißig, der ihr folgte. Auf seinem weißen Hemd war ein großer Fleck zu erkennen. Carter tippte auf Kaffee.
    »Hier ist Ihr Platz. Machen Sie es sich bequem, ich bringe Ihnen gleich ein Glas Champagner!«, sagte die Stewardess mit entschuldigender Geste und platzierte den Passagier auf der gegenüberliegenden Seite des Ganges. Der Mann setzte sich und begann, sein Hemd aufzuknöpfen, dann zog er es aus und betrachtete fluchend den Fleck. Darunter trug er ein weißes T-Shirt. Auf dem Oberarm erkannte Carter Fields eine Tätowierung. Zwei Spielkarten, einen Herzkönig und eine Herzdame.
    Auch Luna hatte ihren neuen Sitznachbarn interessiert gemustert, während sie an ihrem Getränk nippte. Carter stieß ihr sanft in die Seite, sodass sie aufkreischte und nur mit Mühe verhindern konnte, dass sie etwas verschüttete.
    »Hey!«, beschwerte sie sich und stellte ihren Becher auf dem kleinen Tisch ab.
    Er griff nach ihrer Hand und zog sie zu sich heran. »Wenn ich meine Sachen erledigt habe, fahren wir auf die Keys«, raunte er in ihr Ohr. »Vielleicht für länger.«
    Luna lächelte und gab ihm einen Kuss.
    Sie schmeckte nach Tomatensaft.

38
    H AMBURG , S ANTA F U
    »Kann ich reinkommen?«
    Vor der Zellentür stand der Geldbüßer und fuhr sich verlegen mit den Händen durch die fettigen Haare. Henri beugte sich vor und schaute prüfend in den Gang, als wolle er sich versichern, dass niemand sie beobachtete. Dann gab er den Eingang frei.
    Unsicher trat sein Besucher ein. Der Aufenthalt im Knast hatte ihn nicht lebendiger werden lassen. Im Gegenteil. Seine Haut war grau und fahl. Die Haare hatten sich zu klebrigen Strähnen zusammengefunden. Alles an ihm wirkte nervös. Das Zappeln seiner Schultern. Das Kneten seiner Hände. Vermutlich litt er immer noch unter Entzug. Henri hatte in den vergangenen Jahren viele solcher lebenden Toten kennengelernt. Er überlegte kurz, wie noch mal sein Name war. Martin?
    »Willst du dich setzen?«, fragte Henri, der die Tür hinter ihnen geschlossen hatte.
    Die Anstaltsregeln verboten es, die Türen tagsüber zu schließen, bei ihm machten die Wärter jedoch eine Ausnahme. Wie so vieles hatte er auch dies vor Gericht erstritten. Recht auf Privatsphäre als Sicherheitsverwahrter.
    Martin schüttelte den Kopf und blieb mitten im Raum stehen. Immer noch bearbeitete er seine Hände wie Kuchenteig.
    »Habe gehört, Sie kommen vielleicht bald raus«, sagte er mit zitternder Stimme.
    Henri stutzte. »Wer erzählt so was?«
    Martin zuckte mit den Schultern. »Irgendwer«, antworte er unsicher.
    Er hatte also bereits seine ersten Knastlektionen gelernt. Verrate nie, wer was gesagt hat. Plaudertaschen waren hier nicht willkommen.
    »Ist nur ein Gerücht«, sagte Henri und kam langsam auf Martin zu.
    »Und was ist mit meinem ›Fall‹, wenn Sie hier weg sind?«
    Henri blieb vor seinem Besucher stehen und verschränkte die Arme. »Bist du taub?«, schnauzte er. »Ich sagte doch, da ist nix dran.«
    Der Geldbüßer erschrak wegen Henris ärgerlichem Ton und biss sich auf die Unterlippe. »Und jetzt?«, murmelte der Geldbüßer, mehr zu sich selbst.
    Henri blickte ihn verwundert an. »Wie meinst du das?«
    Martin stöhnte laut auf, als würde ihn ein innerer Schmerz plagen, und legte seine linke Hand auf die Stirn. Erneut stieß er einen klagenden Laut aus.
    »Was ist los?«, fragte Henri ungeduldig.
    »So eine Scheiße!«, jammerte Martin. »Ich kann das nicht!«
    Nun riss Henri der Geduldsfaden. Er packte ihn an der Schulter und schob ihn unsanft in Richtung Zellentür, was nicht schwerfiel, da Martin nur aus Haut und Knochen zu bestehen schien.
    »Fass mich nicht an!«, brüllte der Geldbüßer plötzlich und schlug Henris Hand weg.
    Henri löste seinen Griff und schritt zur Zellentür, um sie zu öffnen.
    Plötzlich spürte er einen Schlag in der Seite – und kurz darauf einen zweiten. Ein Schmerz wie ein Blitz durchzuckte ihn. Er fasste dorthin, wo der Schmerz war. Seine Hand fühlte sich merkwürdig warm an. Er wollte sich umdrehen, war aber unfähig, sich zu bewegen.
    »Mist …«, stieß er aus und

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