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Das Los: Thriller (German Edition)

Das Los: Thriller (German Edition)

Titel: Das Los: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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öffnete, fiel der Blick auf mehrere Tische, an denen Jungen tief gebeugt über Büchern saßen und ob der Störung erschrocken aufblickten. Als sie Calzabigi erkannten, winkten sie ihm freudestrahlend zu.
    »Das ist … Das ist ja wunderbar!«, jubilierte Marie. Ihre Augen wurden feucht. »Das muss ich unbedingt Charles zeigen!«
    »Er kennt es schon«, antwortete Calzabigi und überließ die Jungen wieder ihrem Studium. »Er hat bereits geholfen, die Almanache auszutragen.« Grinsend fügte Calzabigi hinzu: »Er musste mir versprechen, die Überraschung für dich nicht zu verderben.«
    »Und wo sind die alten Vetteln, die hier vorher geherrscht haben?«, fragte Marie mit düsterem Blick.
    »Im Frauenkerker«, antwortete Gotzkowsky.
    »Leider nur als Wärterinnen«, ergänzte Calzabigi mit einer bedauernden Geste.
    Marie begann erneut zu strahlen.
    »Danke!«, sagte sie, vergaß ihre Zurückhaltung, stellte sich auf die Zehenspitzen und gab Calzabigi einen Kuss auf die Wange.
    Dieser griff sich dorthin und betrachtete verzückt seine Handfläche, als habe er einen Schmetterling gefangen.
    Nach einem kurzen Moment der Besinnung wandte er sich Gotzkowsky zu und dankte ihm überschwänglich. Dann griff er sich einige der Büchlein und ging mit Marie nach draußen, wo sie wieder die Kutsche bestiegen.
    Bald kreuzten sie erneut die Lindenallee.
    »Ihr habt ein großes Herz«, erklärte Marie. Sie merkte, wie ihre Worte ihn erwärmten.
    »Hoffnung«, sagte er. »Ich gebe den Waisenkindern Hoffnung.«
    »Und Gotzkowsky?«, fragte sie besorgt.
    »Auch ihm. Beim Streben nach Gewinn ist er grandios gescheitert. Nun strebt er nach Absolution.«
    Marie nickte.
    »Hoffnung«, wiederholte Calzabigi und warf ihr einen schmachtenden Blick zu.
    Marie hatte diese Art von Blick in dem Etablissement von Signorina Pellegreni häufig bei den Männern beobachtet, die immer wieder ein und dieselbe Hure aufgesucht hatten und darüber bankrottgegangen waren.
    »Wie süß die Hoffnung ist«, ergänzte Calzabigi mit sehnsüchtiger Stimme.
    Die Kälte schien Maries Lächeln einfrieren zu lassen.
    »Nichts anderes gebe ich den Menschen hiermit«, fuhr Calzabigi fort und hob einen der Lottokalender in die Höhe. »Hast du das Lottofieber in den Straßen bemerkt? Die langen Schlangen vor den Einnahmestellen? Die freudige Erwartung in den Gesichtern der Menschen während der Ziehung? Sie können noch so arm sein. Noch so ausgebeutet. Ein einziges Los kann alles verändern. Aus jedem einen Lottokönig machen! Und bevor dies geschieht, trägt sie die Hoffnung durch dunkle Gassen und kalte Nächte. Durch einsame Nächte.« Bei letzteren Worten hüllte sich seine Stimme plötzlich in Trauer. Wieder schienen sich seine Augen in sie vergraben zu wollen.
    Marie schlug den Kragen ihres Mantels nach oben. »Ihr nennt die Hoffnung süß, ich nenne sie bitter«, sagte sie dann mit bebender Stimme.
    »Bitter?«, fragte Calzabigi bestürzt.
    Marie nickte. »Wie unendlich traurig muss es sein, wenn man in Gedanken ein Leben lebt, das nicht das eigene ist, sondern eines, das nur in der Vorstellung existiert? Wie verzweifelt muss man sich fühlen, wenn man vor Augen hat, was man begehrt, jedoch nicht danach greifen kann?« Marie holte kurz Luft. »Wie bitter kann Hoffnung also sein, wenn sie einen aus dem Hier und Jetzt in ein Morgen treibt, das es gar nicht gibt?« Nun füllten sich ihre Augen mit Tränen.
    Calzabigi starrte sie mit offenem Mund an, und auch bei ihm glaubte sie nun Tränen zu entdecken.
    »Und auch nie geben wird?«, fügte sie an.
    Dann wandte sie sich um und gebot dem Kutscher anzuhalten. Bevor Calzabigi fähig war, zu reagieren, öffnete sie die Tür und sprang mit mädchenhafter Geschmeidigkeit hinaus. Dabei öffnete sich ihr Mantel, und die Ärmel blähten sich zu beiden Seiten wie Flügel auf.
    »Setzt Euren Weg ohne mich fort!«, rief sie Calzabigi zu, während sie zu den Pferden trat und einem der Rappen einen kräftigen Klaps auf das Hinterteil gab, worauf der Kutscher die Peitsche hob und der Wagen sich mit einem Ruck in Bewegung setzte.
    Calzabigi drehte sich zu ihr um und streckte mit einem stummen Ausruf auf den Lippen seinen Arm nach ihr aus.
    »Ich gehe allein. Wartet nicht auf mich!«, schrie sie und sah der Kutsche mit Calzabigi nach, die allmählich immer kleiner wurde.
    Erstmals fühlte sie so etwas wie Mitleid mit ihm. Ein kalter Wind schlug von der Seite in ihr Gesicht. Sie würde sich auf dem Fußmarsch nach Hause den Tod

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