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Das Los: Thriller (German Edition)

Das Los: Thriller (German Edition)

Titel: Das Los: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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keinen zu großen Vorsprung bekommt. Denken Sie, Sie können …«
    »Schon gut«, murmelte Carter. Er kam sich vor wie in einer der Serien, die im Fernsehen rauf und runter liefen. Aber es war kein Krimi und auch keine Ärzteserie. Dafür waren die Schmerzen zu groß und die Ärzte zu hässlich.
    »Dann bis nachher.« Dr. Reid und seine beiden Kollegen wandten sich zum Gehen.
    »Doktor!«, rief Carter seinem Arzt hinterher, kurz bevor der die Tür erreicht hatte. »Kann ich Sie kurz unter vier Augen sprechen?«
    Dr. Reid hielt kurz inne, dann nickte er und redete kurz mit seinen beiden Kollegen, die daraufhin fortgingen. Er schloss die Tür und kam mit gemächlichen Schritten zurück zum Bett.
    »Das, was Sie da zu den Wartezeiten und so gesagt haben, habe ich verstanden. Ich denke, Sie wissen, wer ich bin, und dass ich, wie soll ich sagen, über sehr viel Geld verfüge …«
    Er machte eine kurze Pause, um seine Worte wirken zu lassen. Der Arzt stand weiterhin vor ihm und blickte auf ihn herab. Carter konnte in seinem Gesicht keinerlei Regung erkennen. Vielleicht war Dr. Reid genau der richtige Mann für sein Anliegen.
    »Jedenfalls frage ich mich, wie lange die Wartezeit auf eine Spenderniere für jemanden wie mich beträgt«, fuhr Carter fort. »Mein Vermögen sollte sich doch irgendwie auf diese Dringlichkeit, von der Sie sprachen, auswirken, oder?« Er versuchte zu lächeln, so gut es ging. Es juckte ihn am Oberschenkel, doch er ignorierte es.
    Auch der Doktor begann nun zu lächeln. »Sie meinen, dass wir Sie auf der Warteliste weiter nach vorn setzen sollten?«
    »Na ja«, sagte Carter. »Ich dachte eher … so an die Spitze. Nach ganz oben.«
    »Und im Gegenzug spenden Sie einen großen Betrag für die Klinik?«, fragte der Doktor, immer noch freundlich lächelnd.
    »Nun ja. Das muss nicht direkt die Klinik sein. Vielleicht haben Sie ja auch ganz persönlich Verwendung für eine … großzügige Spende. Ich könnte auch in Anteilen an meinem Fonds bezahlen.«
    Der Doktor schien es zu erwägen. Er schürzte abschätzend die Lippen und vergrub seine Hände in den Taschen seines Kittels. Dann drehte er sich zur Tür, hinter der die Polizisten warteten, als wolle er sich versichern, dass sie auch wirklich geschlossen war. Anschließend richtete er den Blick auf Carter und sagte: »Und dadurch, dass Sie nach vorne rutschen – im Austausch gegen ihre ›Spende‹ –, rutschen viele andere, bei denen wirkliche Dringlichkeit besteht, um jeweils einen Platz nach hinten?«
    Carter wusste nicht, wie der Arzt dies nun meinte, und suchte vergeblich nach einer Erwiderung.
    »Vielleicht steht ein schwerkrankes vierjähriges Kind ganz oben auf der Liste, dessen Leben von dieser Niere abhängt, für die Sie so großzügig spenden wollen, damit Sie das Organ erhalten. Wie viel eigentlich? Hunderttausend Dollar? Eine Million? Oder hundert Millionen? Wie viel ist für Sie das Leben dieses Kindes wert?«
    »So habe ich es nicht gemeint«, brachte Carter ausweichend hervor.
    »Oder vielleicht stirbt ein Familienvater, der fünf Kinder zu ernähren hat, weil die nächste Niere, die er wirklich dringend gebraucht hat, zu spät kommt. Spenden Sie für die Kleinen, die dann ohne Vater aufwachsen, auch einen ordentlichen Betrag?« Mittlerweile blickte der Arzt nicht mehr freundlich, sondern sehr streng auf ihn herab. »Mr. Carter, mit Geld kann man vielleicht vieles kaufen, aber Gott sei Dank nicht alles. Und Nieren gehören in unserem Land bislang zu den unverkäuflichen Dingen. Wir haben hier erfreulicherweise noch keine Verhältnisse wie in Indien oder anderen Schwellenländern, wo man, wie man hört, sogar Organe kaufen kann.«
    »Sie drehen mir die Worte im Mund herum«, jammerte Carter.
    »Dann verzeihen Sie mir und sagen mir bitte genau, wie Sie es gemeint haben«, antwortete Dr. Reid scheinbar verbindlich.
    Carter rang einen Augenblick nach Worten, dann presste er die Lippen zusammen.
    »Dann hätten wir das also geklärt. Ich schiebe Ihren Bestechungsversuch einmal auf die Medikamente und werde den Officern da draußen nichts davon erzählen«, sagte der Arzt und wandte sich zum Gehen. Kurz vor der Tür blieb er stehen. »Im Übrigen, wenn man dem glaubt, was man so hört, sollen die Anteile an Ihrem Fonds gar nicht mehr so attraktiv sein?« Er fixierte Carter, doch noch bevor der dazu eine passende Antwort fand, machte der Doktor eine wegwischende Handbewegung und verschwand durch die Tür, wo die zwei Polizeibeamten

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