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Das Los: Thriller (German Edition)

Das Los: Thriller (German Edition)

Titel: Das Los: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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lassen, und ich denke, ich war im Recht, mir ein wenig von der Zeit, die Ihr mir gestohlen habt, zurückzuerobern.«
    »Ohne Zweifel ist meine Zeit viel weniger wertvoll als die Eure. Ich muss für meine verspätete Ankunft um Verzeihung bitten, aber ich wurde auf meiner Reise aufgehalten!«
    »Aufgehalten?«, fragte der König und ließ sich mit einem Ächzen in den Sessel fallen. »Wie ich hörte, habt Ihr den braven Postillon um den vereinbarten Fahrpreis geprellt!«
    Calzabigi, der nun mit hinter dem Rücken verschränkten Armen neben dem Schreibtisch stand, warf dem König einen erstaunten Blick zu. Er konnte sich nicht erklären, wie der König davon so rasch erfahren hatte.
    »Ihr seid gut informiert, Eure Majestät.«
    »Es ist meine Aufgabe, alles zu wissen. Ich bin der König.«
    »Nachrichten taugen aber nur so viel wie der Bote, der sie überbringt. Und der Bote, der Euch diese Information lieferte, muss ein Taugenichts gewesen sein. Tatsächlich war vereinbart, dass der Postillon sogar den doppelten Fahrpreis erhält, wenn wir vor acht Uhr in Leipzig eintreffen, aber nichts, wenn wir später ankommen. Wir schätzten beide die etwaige Fahrtdauer; ich bezog die kalte Witterung in meine Kalkulation mit ein, der Kutscher jedoch anscheinend nicht. Er ließ sich auf diese Wette ein und verlor. Ein ehrliches Geschäft, an dem es nichts auszusetzen gibt.«
    »Der Postillon hat sich gleich nach der Ankunft bei meinem Rittmeister gemeldet und sich bitterlich über Euch beklagt. Er habe acht Kinder, und der Winter sei hart. Er hofft, dass ich ihm den entgangenen Lohn aus meiner Kasse zahle.«
    »Und werdet Ihr ihm etwas geben?«, erkundigte sich Calzabigi.
    »Das werde ich, aber ich werde es mir von Euch erstatten lassen«, antwortete der König. Dabei lehnte er sich entspannt in den Sessel zurück und faltete die Hände zu einem Dreieck.
    »Weshalb?«, protestierte Calzabigi entrüstet. Dann aber besann er sich, wem er gegenüberstand, und fuhr in moderatem Tonfall fort: »Ich schilderte doch gerade, dass es eine faire Wette war!«
    »Ihr habt seine Gier erst befeuert und dann ausgenutzt. Sein Geschäft ist es, den Wagen sicher über die Höllenpfade meines Königreiches zu steuern, und nicht, auf Gewinn oder Verlust zu spekulieren. Insofern unterscheidet sich seine Tätigkeit nur geringfügig von der meinen. Ihr habt ihm jedenfalls mehr in Aussicht gestellt, als ihm zustand, und ihn so gezwungen, am Ende weniger zu akzeptieren.«
    Calzabigi schien kurz zu überlegen, dann sagte er mit beschwichtigender Stimme: »Wenn Eure Majestät es so seht, so erlaubt mir, dass ich ihn selbst bezahle, bevor er sich morgen auf den Rückweg macht. Ich werde mit ihm zurück nach Berlin reisen und ihm beide Fahrten ordnungsgemäß vergüten. Auf dass es ihm eine Lehre gewesen ist.«
    »Ich begrüße Euren Großmut! Darin zeigt sich der wahre Edelmann«, lobte der König zufrieden. »Nun lasst uns über den eigentlichen Grund Eures Kommens sprechen. Ich habe Euren Brief, den Ihr mir aus London gesandt habt, sorgfältig gelesen. Aus zwei Gründen bin ich bereit, Euch anzuhören. Zum einen hat mein treuer Baron von Knyphausen für Euch ein gutes Wort eingelegt. Zum anderen bin ich in bester Hoffnung, dass der Krieg ein baldiges Ende findet. Es liegt mir fern, Euch mit meinen Staatsgeschäften zu langweilen, aber nehmt zur Kenntnis, dass morgen schon der Freiherr von Fritsch mit dem Gesandten der Kaiserin, Hofrat von Collenbach, auf dem Weg hierher sein wird. So wie es aussieht, werden wir nach sieben schrecklichen Jahren nun endlich einen billigen und gerechten Frieden erreichen. Ein status quo ante bellum . Alles wird wieder wie vor dem Krieg sein.«
    Der König sprach schnell und ohne Pause. Calzabigi legte unterdessen seine rechte Hand auf die Kante des Schreibtisches und achtete sorgsam, die darauf liegenden Dokumente nicht zu berühren. Dann beugte er den Oberkörper zur Seite und versuchte so, einen Teil seines Gewichtes auf den Handballen zu verlagern, um seine vom langen Stehen müde gewordenen Beine ein wenig zu entlasten. Der König beobachtet vom Sessel aus diese Veränderung der Körperhaltung, während er weitersprach, machte aber keine Anstalten, seinem Gast einen Platz anzubieten.
    »Sollte es nun Frieden geben, werden wir unser schönes Preußen wieder herrichten müssen. Dazu werden wir viel Geld benötigen. Ich weiß nicht, wie viele Münzen in der Staatskasse von schlechter Währung sind. Auch habe ich den

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