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Das Los: Thriller (German Edition)

Das Los: Thriller (German Edition)

Titel: Das Los: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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Fahrzeugs klopfte. Hinter der Scheibe erkannte er die Mütze eines Verkehrspolizisten.
    »Ich melde mich später!«, sagte er, klappte den Laptop zu und legte ihn auf den Beifahrersitz neben sich. Zwei tiefe Atemzüge, dann öffnete er das Fenster. Keine dreißig Zentimeter von ihm entfernt blickte er in das Gesicht eines Polizisten, der erst ihn und dann den Innenraum seines Fahrzeugs skeptisch musterte.
    »Was gibt es, Officer?«, fragte er ohne jede Erregung in der Stimme.
    Der Polizist hob den Arm und deutete auf eine Reihe von Schildern auf dem Bürgersteig.
    »Sie können hier nicht stehen. Hier ist Halteverbot. Fahren Sie bitte weiter!«, forderte er ihn bestimmt, aber nicht unfreundlich auf.
    Gonzales hob entschuldigend die Hand und startete mit der anderen das Auto.
    »Verzeihen Sie!«, sagte er, und nachdem der Polizist einen Schritt zurückgetreten war, rollte er langsam an. Im Außenspiegel sah er, wie der Beamte ihm noch einige Meter hinterherblickte und ihm dann den Rücken zudrehte.
    Er hasste es, wenn jemand Gott spielte.

56
    M UMBAI
    Gedanken waren merkwürdige Wesen, überlegte er. Wilde Geschöpfe, die man zu bändigen hatte. Meist taten sie, was man wollte, doch wenn man nicht aufpasste, sprang einen plötzlich ein Gedanke von der Seite an und verbiss sich in der Seele. Am schlimmsten war es nachts, wenn sie zu Geistern wurden, von denen man wusste, dass es sie eigentlich nicht gab, die einen aber dennoch zu Tode erschrecken konnten.
    Er mochte nicht mehr nach Hause gehen, bevor er nicht ein Bündel Rupien mitbringen konnte. Vor allem mochte er nicht mehr Pandita und Janni in die Augen schauen. Der einen nicht, weil er befürchtete, dass sie brachen, der anderen nicht, weil er in ihren Pupillen sehen würde, dass ihr Herz gebrochen war.
    So streifte er durch die Straßen der Stadt, ganz so wie früher als Straßenjunge.
    Aus sicherer Entfernung beobachtete er, wie Tüten voller Klebstoff und anderer Drogen den zumeist schmutzigen Besitzer wechselten. Groß war die Versuchung, auf diese Art und Weise selbst Linderung für sein Leid zu suchen. Doch er fürchtete, dass die Drogen seinen Nieren schaden würden, und so hielt er sich fern.
    Einer dieser wilden, nicht im Zaum zu haltenden Gedanken hatte ihn am Morgen angesprungen, als die Ladeanzeige seines Handys eine rote Farbe angenommen hatte und daneben die Umrisse einer leeren Batterie erschienen.
    Seitdem hatte er immer wieder voller Sorge auf das Display geschaut, bis ihm die Idee kam, dass er Energie sparen musste und das Handy am besten gar nicht mehr berührte. Sollte es morgen ausgehen, würde er noch einmal zu Sushil in den Telefonladen gehen müssen, um den Akku aufladen zu lassen. Davor graute ihm. Er hatte ein schlechtes Gefühl, wenn er an Sushil dachte, und das war der zweite Gedanke, der ihn immer wieder attackierte. Und dann, als er hungrig eine Straße entlanglief und darüber sinnierte, warum er sein Leben lang vom Pech verfolgt war, und plötzlich neben ihm ein Mann einen anderen mit einem lauten »Salaam!« begrüßte, tauchte aus dem Nichts ein Gedanke auf wie ein Fabelwesen.
    Keine Stunde später blickte er, den Körper durch die offene Zugtür weit hinausgelehnt, auf das Schild der Andheri Railstation. Mitten vor einer Säule blieb er stehen. Mit dem Fingernagel kratzte er über die rote Farbe, bis er an einer Stelle eine Schicht aus Lack und Rost, deren scharfe Kante in sein Nagelbett schnitt, anheben konnte. Darunter kam ein verblichenes Gelb zum Vorschein. Geradezu bedächtig schritt er den Bahnsteig ab, blieb stehen und starrte auf den Stein vor sich, der genau so von einer Schicht Staub und Dreck bedeckt war wie alle anderen auch.
    Dann verließ er den Bahnsteig durch den Ausgang und wandte sich vor dem Bahnhof nach rechts. Wie an der Schnur gezogen folgte er einer Spur, die nur er sehen konnte und die auf einem großen, unbebauten Grundstück endete. Auf ihm lagerte neben verrosteten Stahlträgern und einem vor Jahrzehnten im Monsun umgestürzten Kran allerlei Unrat. Mit vorsichtigen Schritten bahnte er sich seinen Weg durch die Hindernisse, bis er den von dunklem Rost überzogenen Arm des Krans erreicht hatte. Wie an einem Brückengeländer hangelte er sich daran entlang, stieg über verrottetes Plastik und anderen Müll, bei dem er auf den ersten Blick erkannte, dass er nichts wert war und von den Müllsammlern daher achtlos liegen gelassen worden war. Schließlich erreichte er das Führerhaus, das sich beim Fall des

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