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Das Los: Thriller (German Edition)

Das Los: Thriller (German Edition)

Titel: Das Los: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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versuchte Casanova zu protestieren, hielt jedoch mitten im Satz inne. »Was, wenn der König nicht auf mich hört?«
    »Dann werde ich versuchen, Investoren zu finden, die die Pacht und die zwei Millionen Taler aufbringen. Mein Plan ist, dass sie sich für die Summe verbürgen und im Notfall einspringen. Wirft die Lotterie aber Gewinn ab, so werden sie daran beteiligt. Ich denke, es gibt derzeit keine bessere Möglichkeit, sein Geld für sich arbeiten zu lassen. Solltet Ihr den König nicht erweichen können, werde ich die letzte Ziehung als Werbung für meinen Plan verwenden. Wirft sie nur reichlich Gewinn ab, werden die Investoren mir die Tür einrennen!« Calzabigis Worte überschlugen sich.
    Casanova zog mit einem lauten Geräusch die Luft tief ein und hielt den Atem eine Weile in der Brust gefangen, bevor er ihn mit einem kräftigen Stoß wieder ausblies, sodass das Blatt Papier in Calzabigis Hand wehte. Dann griff er widerwillig nach der Feder und setzte seine Initialien unten auf das Blatt Papier.
    »Hervorragend!«, rief Calzabigi, der nun seinerseits auf das Blatt pustete, um die Tinte zu trocknen. Dann frohlockte er: »So düster mir vorhin noch alles schien, so bin ich nun wieder voller Zuversicht! Scheint so, als habe der Himmel Euch zu mir geschickt!«
    »Allerdings hat er das!«, murmelte Casanova. »Allerdings.«

64
    M UMBAI
    Sie saßen in der Nähe des Bahnhofs in einem kleinen Drink House , das Trisha niemals gewagt hätte zu betreten, wäre ihr Durst nicht so groß gewesen und hätte Pradeep es nicht vorgeschlagen. Das Interieur bestand aus einem Tresen mit zerbrochenem Glas, aus ehemals weißen und nun grauen Kacheln, einigen völlig verstaubten Regalen sowie mehreren Plastiktischen und -stühlen, die alle besetzt waren. Sie hatten noch drei freie Plätze in der Nähe des Eingangs gefunden. Schräg über ihnen an der Decke drehte sich ein mit langen Staubfäden behangener Ventilator – zu langsam, um wirklich Abkühlung zu bringen. Vor ihnen standen aufgeschnittene, noch unreife Kokosnüsse, aus denen sie Kokoswasser mit langen Strohhalmen tranken. Trisha kannte Kokosmilch. Aber dieses Kokoswasser schmeckte ganz anders als gewohnt, und sie fand es erstaunlich erfrischend. Gierig zog sie am Strohhalm. Sie klopfte sich noch immer den Staub von ihrer Kleidung, doch es schien ein verlorener Kampf.
    Kaum hatten sie die Müllhalde umrundet, waren sie tatsächlich auf Gleise gestoßen. Pradeep hatte sie bis zu einem Haltesignal geführt, an dem sie nicht lange warten mussten, bis ein Zug stoppte. Helfende Hände streckten sich ihnen entgegen, als sei es das Normalste der Welt, auf freier Strecke in einen Zug zu steigen, und so erreichten sie noch am helllichten Tag wieder Mumbai.
    Während der gesamten Fahrt hatten sie beide mit Pradeep kein einziges Wort gewechselt. Henri schien von den Anstrengungen des Fußmarschs erhebliche Schmerzen zu haben und hielt sich, wenn er sich unbeobachtet fühlte, immer wieder die verletzte Stelle an der Seite. Aber auch Trisha war von dem Ausflug zur Müllhalde und dem Anblick des in einen Sack gepackten Pradeeps so mitgenommen gewesen, dass sie sich lieber schweigend erholt hatte. Jetzt, wo sie Pradeep endlich in Ruhe gegenübersaßen und an ihren Strohhalmen nuckelten – wie Kinder, die sich an einem heißen Sommertag ein paar kalte Getränke verdient hatten –, musterte der Inder sie wie Wesen aus einer anderen Welt. Und so fühlte Trisha sich auch.
    »Wenn ihr es nicht wart, wer hat mich dann entführt?«, wollte Pradeep wissen, während er die Kokosnuss vor sich mit beiden Händen umklammerte. Noch immer war ihm das Misstrauen anzusehen.
    »Keine Ahnung«, entgegnete Henri. »Ein Fahrer hielt vor unserem Hotel, nannte deinen Namen und brachte uns zu dir.«
    Pradeep war mit der Antwort sichtlich unzufrieden. »Und warum wart ihr bei mir zu Hause?« Er stockte kurz, dann blickte er zu Trisha und erkundigte sich leise: »Wie geht es Pandita?«
    »Wir haben dich wegen der Lotterie gesucht. Und ich glaube, es geht Pandita nicht gut«, antwortete Trisha. Sie war überrascht, als sie in Pradeeps Augen Tränen sah. »Warum kommst du nicht mehr nach Hause?«
    Er antwortete nicht auf diese Frage und sah mit glasigen Augen durch sie hindurch. »Wenn ich mein Geld von der Lotterie zurückhabe, komme ich nach Hause und rette sie«, sagte er schließlich. »Warum schickt die MHADA Ausländer? Kauft ihr die Wohnung von mir ab? Ich dachte, das erlauben die Regeln

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