Das Lügenlied vom Glück: Erinnerungen (German Edition)
Projekt, kein Mensch wird eine Fortsetzung finanzieren wollen. Bitter. aber wahr und bedauerlich für ein Land, das sich offenbar keine Vielseitigkeit »leisten« kann .
Während jener Monate trat ein Herr an mich heran, der in meiner Agentur mein Ansprechpartner gewesen war und sich nun mit einer eigenen Firma selbstständig machen wollte. Ich weiß im Rückblick, dass ich die Finger davon hätte lassen sollen. Die anderen waren sauer, dass ich mich ihm anschloss, aber er hatte durch seine direkte Arbeit mit mir die Agentur für mich verkörpert und besaß zu dieser Zeit mein Vertrauen. Er wusste, dass er mit mir sozusagen ein zugkräftiges Pferd im Stall hatte. Vorerst war ich seine einzige Künstlerin, erst später sollten andere hinzukommen.
Als ich 1981 in den Westen ging, hatte mir jemand einen guten Rat gegeben: Nimm nie einen armen Manager, der stellt dich in jede Ecke! Leider habe ich diesen Rat nicht berücksichtigt, ich musste schmerzlich erfahren, dass das ein schwerer Fehler war. Doch die Auswahl ist begrenzt im Land.
Wenn man als Künstler einen Exklusivvertrag abschließt, wie ich das mit der Agentur ja bereits getan hatte, ist man vielem ausgeliefert. Man ist angeschmiert, wenn die Agentur nicht die richtigen Ansprechpartner findet oder einen so teuer an Veranstalter weiterreicht, dass die denken: einmal und nie wieder! Aber solange der Vertrag gilt, hat man keine anderen Möglichkeiten, selbst wenn man spürt, dass der Partner nach dem Prinzip »verbrannte Erde« handelt. Dann dient das Management nicht dem Künstler, wie es richtig wäre, sondern der Künstler dem Management. Vorauszusehen ist so etwas selten; es gehört zum Wesen einer Agentur, zunächst viele »Geschichten« zu erzählen, so nennen wir es. Und wenn man dann erst mal vor vollendeten Tatsachen steht, ist es längst zu spät zum Gegensteuern.
Der neue Stern am Agentenhimmel jedenfalls seifte mich zunächst ordentlich ein. Nach einer recht guten Anfangsphase änderte sich der Umgangston – oder besser gesagt hörte ich einfach immer weniger von ihm. Es schien, als habe ihn plötzlich eine merkwürdige Krankheit befallen, die mit Mund- und Schreibfaulheit einherging. Er meldete sich einfach nicht, beantwortete meine Fragen nicht mehr oder nur noch sporadisch und ließ mich am ausgestreckten Arm verhungern. Eine beliebte Taktik: Wenn man etwas nicht klären will oder auf Zeit spielen möchte, lässt man sein Gegenüber so lange auflaufen, bis es Angst bekommt und gehorcht. Der Ärger war vorprogrammiert.
Und er eskalierte, als im Jahr 2006 mein fünfunddreißigjähriges Bühnenjubiläum anstand, das ich gerne feiern wollte. Andreas und ich wälzten Pläne und überlegten, wie wir daraus einen spannenden Abend gestalten konnten. Er brachte den Vorschlag auf, gute Kolleginnen einzuladen. Wer kam dafür infrage? Ich nannte Jocelyn B. Smith. Josi hatte ich Mitte der Achtziger kennengelernt. Sie war damals frisch aus New York in Good old Germany gelandet und hatte erst einmal Geld verdienen müssen. Wovon ich profitierte. Wolfgang Loos, der Produzent von Spiegelbilder , hatte sie eines schönen Tages mit ins Studio gebracht, damit sie die Backgroundvocals, die Chorstimmen, einsang. Ich war sehr angetan von ihrer schönen Stimme. Auch bei den Songs »Träumer wie wir« und »Tief im Sommer« war sie bei der Produktion dabei und begleitete uns für kurze Zeit auf unserer Jubiläumstour.
Neben ihr dachte ich noch an Ulla Meinecke und »die Lütte«, Angelika Mann. Bei Ulla sah ich Parallelen, was das Songmaterial anging, und auch wenn Lütte inzwischen eher im Schauspielbereich tätig war, gab es Gemeinsamkeiten. Andreas hatte als junger Musiker mit ihr gearbeitet, sie kannten sich privat sehr gut.
Wir schrieben also die Kolleginnen an und fragten, ob sie diesen Abend gemeinsam mit mir begehen wollten. Sie sagten zu! Als Nächstes gingen wir daran, die Band aufzustocken, der exzellente Pianist und Organist Mathias Bätzel kam dazu. Alle waren bereit für den großen Abend. Wir hatten eine ganze Woche geprobt, das Einzige, was nun noch fehlte, war die Generalprobe, vier Tage später sollte die Tour losgehen. Andreas hatte mich vor Beginn darauf aufmerksam gemacht, dass unser Manager gerade im Urlaub war. Das war mir neu. Gab es nicht alle Hände voll zu tun vor dieser Tournee? Was ist das für ein Manager, der in Urlaub fährt und die Hauptkünstlerin, die den Kopf hinhalten muss, noch nicht mal informiert.
Am Tag der Generalprobe
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