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Das Lügenlied vom Glück: Erinnerungen (German Edition)

Das Lügenlied vom Glück: Erinnerungen (German Edition)

Titel: Das Lügenlied vom Glück: Erinnerungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Fischer , Manfred Maurenbrecher
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für seine Konzerte. Allerdings ist eine eigene Band immer von Vorteil, es sei denn, es geht um eine besondere Konzeption mit besonderen Bedürfnissen wie einer Harfe beispielsweise, dann bucht man das speziell für eine CD. In dieser Zeit fehlte mir aber eine eigene Liveband. Deshalb war das eine gute Entscheidung.
    Curt Cress, Dieter Petereit und Billy Lang von Passport, Thomas Bauer von Lake und auch Achim spielten die Grundtracks ein. Es swingte. Das lag vor allem an Curt Cress und Dieter Petereit, den Rhythmikern. Sie sind die Grundlage der Musik. Ich sang die Pilotenstimmen ein – das heißt, ich gab meine Vorstellung vom jeweiligen Lied schon während der Grundaufnahmen vor. Die Musiker konnten sich darauf einstellen, in welchem Tempo ich ein Stück singen würde und mit welcher Intensität gespielt werden sollte. Das ist die beste Voraussetzung für die gelungene Umsetzung eines Songs, trotzdem klappt es nicht immer. Wenn ich heute so reinhöre, weiß ich, dass ich noch auf der Suche war. Noch nicht angekommen im Westen, trotz guten Singens. Meine Welt war noch nicht eins, mein Innenleben noch nicht heil.
    Aber es machte Spaß und es war eine großartige Erfahrung, mit diesen Topleuten zu musizieren. Auch Peter Weihe, ein besonderer Gitarrist, war dabei mit »Schön was du sagst«.
    Sehnsucht nach Wärme wurde, wie bereits gesagt, mein erster größerer Erfolg im Westen. Die Single »Du willst Deinen Spaß« lief richtig los, mit diesem Lied trat ich zum Beispiel in der Musiksendung Bananas auf, die von 1981 bis 1984 in der ARD ausgestrahlt wurde. Aber der eigentliche Türöffner für viele andere Sendungen war »Sehnsucht nach Wärme«. Der Westen nahm mich endlich wahr!
    Allerdings gab es einen Wermutstropfen. Mir fiel auf, dass ich nicht überall willkommen war, besonders nicht in der Berliner Szene. Nach Westberlin, wo niemand zum Wehrdienst musste, retteten sich traditionell die versprengten jungen Linken aus der BRD, und einige von ihnen zehrten von einer vagen Sympathie für den »Osten«, die DDR, die nie von Erfahrungen mit der sozialistischen Wirklichkeit getrübt wurde. Udo Arndt kam mir so vor, an ihm spürte ich, dass ich eine von drüben war, die doch hätte besser dableiben sollen. »Was wollen die hier, drüben ging es denen doch gut!«
    Tja, Unwissenheit an allen Fronten. Verständnis keines, woher denn auch. Das war gewünscht und hielt den Kalten Krieg am Leben. Natürlich gab es unvoreingenommene Leute in der Branche, aber Berlin war belastet. Im Norden, in Hamburg, wo ich vorwiegend zu tun hatte, und im Westen der Bundesrepublik empfand ich die Fehleinschätzung weniger.
    Der Erfolg des neuen Albums gab für uns den Startschuss, endlich live aktiv zu werden. Die Band wurde dafür etwas verändert, Joe Albrecht kam hinzu, Dieter Lorenz, Lutz Halfter, Ingo Bischof – so formiert brachten wir Sehnsucht nach Wärme auf die Bühnen. Endlich hatte ich ein gutes Repertoire und einen Namen, mit dem die Zuhörer ein Gesicht und eine Stimme verbanden. Allerdings war der Geschmack ein anderer als in der DDR.
    Joe Albrecht war ein guter Livepartner, er übernahm die Rolle des Leaders in der Band, was eine echte Hilfe war, denn Musiker möchten geführt werden. Wir spielten uns ein und eroberten das Publikum. Wir spielten an allen wichtigen Örtlichkeiten, vor allem im Norden und Westen. Der Süden der Bundesrepublik tat und tut sich schwer mit deutschsprachigen Künstlern.
    Wir spielten auch in Westberlin im ausverkauften Quartier Latin und das nicht nur einmal. Es sah ganz so aus, als sei ich im Westen angekommen…
    Sie muss an den Tag ihrer eigenen Einschulung denken, als sie sieht, wie stolz Benjamin seine Schultüte herumschwenkt. Ein bunter Ball hatte ganz oben in ihrer dringesteckt, damit war ein Drittel der Tüte schon ausgefüllt gewesen. Den Kindern heute brauchte man mit so etwas nicht zu kommen. Ein kleiner Ball: nicht der Rede wert. Eine Einschulung ist unter modernen Menschen ein bisschen wie der Ersatz einer Kommunion, der feierliche Übertritt in die Phase des Lernens, die ein Leben lang andauern wird, wie Politiker und Fernsehnasen seit Neuestem nicht müde werden zu betonen. Als ob das wirklich neu wäre, als ob man früher hätte überleben können, ohne sich ständig selbst zu hinterfragen und dazuzulernen.
    Alle, die heute gekommen sind, weil sie mitfeiern wollen, haben das hinter sich oder sind mittendrin – in einem Leben, das Lernen bedeutet. Gewohnheiten überprüfen,

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