Das Lustroulette: Erotischer Roman (German Edition)
Nebenbuhler denken können. Nun schämte er sich in Grund und Boden, auch dafür, grob zu ihr gewesen zu sein, denn nicht nur Lust hatte ihn dazu verleitet, sondern auch purer Egoismus und der Teil seiner Dominanz, der dunkel und gefährlich war.
Schmunzelnd trat sie an ihn heran und küsste ihn auf die Wange, was ihn derart erstaunte, dass er sich nicht rührte. Sie machte nicht den Fehler, ihn auf seine Eifersucht anzusprechen, sondern sagte lediglich: »Ich habe keinen Freund und auch sonst niemanden, mit dem ich ausgehe. Mein Wagen hat Probleme gemacht. Ich musste ihn heute früh in die Werkstatt bringen. Erst morgen Vormittag kann ich ihn wieder abholen. Deshalb habe ich meinen Dad gebeten, mich zur Arbeit zu bringen und abzuholen.«
»Entschuldige.« Die Worte schienen an seinem Gaumen zu kleben. »Ich …«
»Schon gut.« Sie schaute ihn an, als erwartete sie, dass er sie küssen würde, doch er wagte es nicht. Nicht ihretwegen, sondern wegen der unüberschaubaren Konsequenzen. Ein Dominus musste immer die Kontrolle behalten. Das war in einer Beziehung unmöglich. Und ein Kuss gehörte in die Welt von Liebenden, nicht in den Mikrokosmos von Dominanz und Unterwerfung. Aber er hatte sie schon geküsst. Wahrscheinlich war das ein Fehler gewesen. Er hatte ein falsches Zeichen gesetzt.
Sie lächelte unsicher, machte einige Schritte auf die Tür zu und drehte sich noch einmal um. »Was ist mit dir?«
»Was meinst du?«
»Bist du liiert?«, fragte sie mit überraschend fester Stimme.
Er schüttelte den Kopf. »Das spielt keine Rolle.«
»Für mich schon.«
Sein Herz pochte. Er fürchtete, sie machte sich falsche Hoffnungen.
Doch sie meinte es glücklicherweise anders. »Ich möchte mit keinem Mann schlafen, der in festen Händen ist. Das kann ich nicht. Und will es auch nicht. Nicht nur meinetwegen, sondern ebenso wegen der anderen Frau.«
»Und wenn ich eine offene Beziehung führe?«, fragte er grimmiger als beabsichtigt.
»An so etwas glaube ich nicht. Das geht über kurz oder lang immer schief.« Plötzlich veränderte sich ihre Miene. Sie wirkte verunsichert. »Hast du andere Sklavinnen neben mir? Nicht die Mitglieder des Zirkels, sondern Subs, die du erziehst?«
Er wünschte, sie würde gar nicht darüber nachdenken. Selbst das ging ihm schon zu weit. »Das musst du nicht wissen.«
»Doch, bitte.« Eng drückte sie die Tasche an ihren Bauch.
»Es würde nichts an unserer Vereinbarung ändern«, bemühte er sich, so neutral wie möglich zu erwidern.
»Vereinbarung? Das klingt so«, sie schnaubte, »geschäftlich.«
»Ich führe dich in die Welt von BDSM ein, du unterwirfst dich meinem Willen, ich lasse dich auf lustvolle Art und Weise leiden und schenke dir für deinen Gehorsam Höhepunkte, die dir auf ewig im Gedächtnis bleiben werden. Danach trennen sich unsere Wege wieder. Nichts, was da draußen passiert«, er zeigte zur Tür, »wer wir sind oder was wir tun, ist wichtig zwischen uns. Es zählt einzig und allein, was in unserem privaten Darkroom geschieht – ob du mir gehorchst, ob ich Lust darauf habe, dich zu bestrafen, selbst wenn du folgsam bist, und ob du trotz der Furcht, der Ungewissheit, der Schmerzen und der Anstrengung wiederkommen möchtest. Ist das der Fall?«
Sie nickte so eilig, dass er beinahe geschmunzelt hätte, aber er zügelte sich, um ihr keine falschen Signale zu schicken.
»Dann vergiss, wer du im Alltag bist, und frage auch nicht, wer ich bin, denn während der Session definieren wir uns anders.« Er erkannte die Skepsis in ihrem Blick. Wie er nun mit seinem Daumen über ihre Unterlippe fuhr, hatte nichts Sinnliches. Es wirkte viel zu professionell, zu routiniert und zu distanziert für die Situation. Beinahe schämte er sich. »Sieh das als Vorteil. Du kannst dich vollkommen fallen lassen und sein, wer du sein möchtest. Jetzt fahr heim. Schlaf gut.«
»Ja«, sagte sie kaum hörbar. »Gute Nacht.«
Er verließ sie übereilt, bevor sie misstrauisch nachhaken konnte, warum er sie nach dem Mann gefragt hatte, der auf dem Parkplatz auf sie wartete, wenn es doch keine Rolle spielte. Aber er hatte nicht nur sie, sondern auch sich selbst an seine Regeln erinnern müssen. Er hatte ja gesehen, wozu er fähig war.
Rhys wollte Valentines Leben nicht aufs Spiel setzen!
12
Rhys hatte ihr wehgetan. Nicht mit seinem Griff an ihren Hals, sondern mit seinen Worten: »Ich führe dich in die Welt von BDSM ein. Danach trennen sich unsere Wege wieder.«
So lautete ihr Deal, ja.
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