Das Lustschiff
um zu helfen.«
Andrea räusperte sich, versuchte auf sich aufmerksam zu machen, doch Lena und der Arzt schienen in ihr Gespräch vertieft. Weshalb fragte der Schiffsarzt nicht sie nach ihrem Befinden? Sie war immerhin die Patientin.
»Der Puls ist in Ordnung, messen wir noch rasch den Blutdruck«, sagte Dr. Meinhardt, so der Name auf dem Schild an seinem Kittel. Andrea freute sich über die zurückgewonnene Aufmerksamkeit des Arztes wie ein kleines Kind, dem man einen Lolli schenkte. Der Blutdruck war etwas zu hoch, aber aufgrund der Umstände nicht besorgniserregend.
»Ich gebe Ihnen ein paar Tropfen mit, die Sie bitte dreimal am Tag einnehmen. Die werden Sie beruhigen und die Übelkeit mildern.«
Andrea nickte und nahm gleich ein paar Tropfen ein. Obwohl der Arzt nun direkt mit ihr sprach, brachte sie noch immer keinen Ton heraus, weil sie viel zu abgelenkt und fasziniert von ihm war. Er wirkte wie einer jener Ärzte aus dem Fernsehen, die eigentlich viel zu schön für ihren Beruf waren.
»Ich werde aufpassen, dass sie sich daran hält!«, versprach Lena und übernahm abermals das Sprechen für sie. Anschließend brachte sie ihre Freundin in die gemeinsame Kabine zurück.
»Das ist schon erstaunlich«, sagte Lena und grinste von einem Ohr zum anderen, während sie Andrea dabei half, sich wieder hinzulegen.
»Was meinst du?«
»Ich habe dich selten so sprachlos gesehen. Der Doc hat dir gefallen, stimmt’s?«
War das so offensichtlich gewesen? Andrea hoffte nicht! Vor allem hoffte sie, dass Doktor Meinhardt nichts davon mitbekommen hatte. Das wäre ihr mehr als peinlich, wirkte es doch geradezu verzweifelt, wenn man sich als Passagierin in den Schiffsarzt verguckte.
»Dir wohl auch. Du hast dich ja von deiner besten Seite präsentiert.«
»Ach was, der Kerl ist doch viel zu zahm für eine wie mich, auch wenn er ganz süß aussieht«, gab Lena zu. Wollte sie etwa doch etwas von ihm? Gegen ihre Freundin hätte Andrea wohl kaum eine Chance.
»Keine Bange, Süße. Vor mir hast du nichts zu befürchten. Aber wenn du willst, helfe ich dir, den Doc zu erobern. Du wärst nicht die erste Freundin, der ich zu ihrem Glück verhelfe.« Sie zwinkerte Andrea zu.
Andrea hatte schon von Lenas verrückten Verkuppelungsversuchen gehört, sie hatte noch jedem zum persönlichen Happy End verholfen. Doch Andrea war ein besonders schwieriger Fall, der schwer zu vermitteln war. Zumindest war dies ihre eigene Überzeugung.
»Mal sehen«, sagte sie leise.
Die Medizin schien schon ein bisschen anzuschlagen. Jedenfalls hatte sie nicht das Gefühl, alles um sie herum würde nur noch schwanken. Dafür suchte sie eine starke Müdigkeit heim, der sie sich kaum erwehren konnte. Sie gähnte laut.
»Scheint wohl eine Nebenwirkung des Medikaments zu sein«, mutmaßte Lena. »Ruh dich einfach für ein paar Stunden aus, ich gehe solange auf das Sonnendeck. Und später schauen wir uns eine dieser heißen Tanzshows an, in der die Männer ihre Hüllen fallen lassen. Was wir wegen des Docs unternehmen, können wir später ausknobeln.« Sie kicherte.
Für Andrea klang das nach einem Deal. Sie folgte Lenas Rat, zog die Decke bis zum Kinn und schloss die Augen. Wohltuende Wärme umfing sie. Ein Gefühl, als würde sie schweben. Offenbar eine weitere Nebenwirkung des Medikaments. Was das wohl für Tropfen waren? Hatte sie zu viel davon genommen? Aber das hätte der Doc doch sicher gemerkt. Eine Tür schlug zu. Lena war fort, und Andrea genoss den Zustand der Schwerelosigkeit, fühlte sich wohl in ihrer Haut, die sich unter der warmen Decke förmlich auflud. Ihre Finger- und Zehenspitzen kribbelten. Hitze stieg ihr ins Gesicht, und ihre Wangen glühten heiß. Aber nicht nur die. Die Hitze übertrug sich auf den Rest ihres Körpers, strömte zielstrebig ihrer Mitte entgegen, wo sie sich sammelte und pulsierte. Es fühlte sich an, als tobte ein Wirbelsturm in ihrem Inneren, ein Tornado, der mit jedem Augenblick an Kraft und Geschwindigkeit gewann. Etwas zwang sie förmlich dazu, ihre Hände unter ihr Höschen zu schieben und ihre wild pulsierende Scham zu beruhigen. Andrea erschrak über die Hitze, die sich zwischen ihren Beinen gebildet hatte.
»Wollen doch mal sehen, was ich für Sie tun kann.«
Andrea blickte erschrocken zur Seite. Da stand Dr. Meinhardt neben ihrem Bett, schaute wissend auf sie herunter, lächelte sie an. Wie lange war er schon in ihrer Kabine? War er überhaupt wirklich hier?
Ich muss halluzinieren, meldete sich eine
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