Das Lustschiff
sie fest.
Zum ersten Mal seit langer Zeit machte es Carolin nichts aus, gehalten zu werden, sich zu öffnen, verletzlich zu sein. Sie schmiegte sich an ihn, schloss die Augen und genoss seine Nähe.
»Ich möchte, dass du heute Nacht bei mir bleibst«, flüsterte er.
Carolin sah ihn überrascht an. Meinte er das ernst? Es musste wohl so sein, weshalb sollte er ihr sonst dieses Angebot machen? Sollte sie es annehmen? Einfach hierbleiben, sich fallen lassen, glücklich sein. Sie lächelte und nickte.
Da zog er sie noch enger an sich und gab ihr einen Kuss. »Ich mag dich sehr«, gestand er.
Carolins Herz begann schneller zu schlagen. Seit langem war sie endlich wieder glücklich, fühlte sich wohl. Wärme strömte durch ihren Körper. Sie war aufgekratzt und müde zugleich, und es fühlte sich an, als wäre sie nach einer langen Reise endlich zu Hause angekommen. Dennoch, oder gerade deswegen, fielen ihr die Augen zu, und als sie diese wieder aufschlug, war es längst helllichter Tag.
Wie spät war es? Wahrscheinlich viel zu spät! Sie musste los, sie hatte Dienst. Wie hatte sie nur verschlafen können! Sie war sonst Frühaufsteherin. Doch in Joshs Armen hatte es sich so wunderbar angefühlt, dass sie darüber die Zeit und ihre Pflichten vergessen hatte.
»Guten Morgen«, grüßte sie Josh, der gerade aus dem Bad kam, nur ein Handtuch um die Hüften trug und sich mit einem zweiten die Haare trocken rubbelte.
Sie starrte ihn mit offenem Mund an. Was für Bauchmuskeln! Da konnte der Nacktkellner Greg aus dem L’amour nur neidisch werden. Dieser Mann war ein fleischgewordener Traum. Sie schüttelte benommen den Kopf. Langsam kehrte die Erinnerung an den gestrigen Abend zurück. Sie waren ja gar nicht in ihrer Kabine, sondern in seiner!
Auch das noch! Sie musste schnell zu ihrer Kabine, sich umziehen. Sie schlug die Decke zurück und wollte los, doch Josh hielt sie am Arm fest. »Was ist los? Wohin so schnell?«
»Ich habe Dienst!« Sie befreite sich aus seinem Griff.
»Tut mir leid, das wusste ich nicht, hatte gehofft, wir könnten zusammen frühstücken?«
»Wir können uns in der Mittagspause treffen. Ist das ein Angebot?«
Er grinste. »Ein Angebot, das angenommen ist. Bis später, Süße.«
Süße? So hatte sie noch kein Mann genannt, doch es gefiel Carolin irgendwie. Mit einem Lächeln verließ sie seine Kabine, um schnell zu ihrer eigenen zu eilen. Im Nu hatte sie geduscht und sich die Uniform übergestreift. Zum Glück trat sie ihren Dienst lediglich eine halbe Stunde verspätet an, und in der Zeit hatte sich nichts ereignet, was ihre Aufmerksamkeit erfordert hätte. Carolin war ohnehin sehr unkonzentriert, denn sie musste immerzu an Josh denken. Wieder und wieder durchlebte sie den gestrigen Abend. Es war schön, morgens neben jemandem aufzuwachen, der einem wichtig war. Und schon jetzt vermisste sie ihn wieder. Seine Nähe, seine Küsse, die Komplimente, die er ihr machte. In seiner Gegenwart fühlte sie sich weiblich und begehrenswert. Das war eine neue Erfahrung für sie. Ihr Exfreund Daniel hatte sie immer niedergemacht, ständig an ihr etwas auszusetzen gehabt. Joshs Zuneigung heilte all diese Wunden nach und nach.
Josh wartete am Mittagsbüfett auf Carolin. Sein Herz begann schneller zu schlagen, als er sie in ihrer sexy Uniform erspähte. Eigentlich konnte er Frauen in Uniformen nichts abgewinnen. Aber Carolin bildete da eine Ausnahme. Wahrscheinlich kam es darauf an, wer die Uniform ausfüllte. Sie machte darin eine tadellose Figur.
»Wartest du schon lange auf mich?«, fragte sie besorgt.
Er schüttelte den Kopf. Auch wenn es nicht ganz stimmte, immerhin stand er schon seit einer halben Stunde hier, weil er es einfach nicht hatte erwarten können, sie endlich wiederzusehen.
»Das sieht gut aus«, bemerkte sie und deutete zu den reichlich gedeckten Büfetttischen, auf denen sich exotische Köstlichkeiten fanden: verschiedene Früchte, Meerestiere, Fleischbällchen, Kornbrötchen, Eier und vieles mehr.
» Du siehst gut aus«, betonte er. Ihre Wangen röteten sich, es sah zauberhaft aus. Ihre Haut wirkte herrlich frisch. Und ihre Augen funkelten stärker denn je. Er konnte sich in dieser unendlichen Tiefe verlieren. Ihre Lippen öffneten sich, bebten leicht, aber sie machte keine Anstalten, ihn zu küssen. Carolin war keine Frau, die impulsiv agierte. Sie war ein Kopfmensch, der sich stets unter Kontrolle hatte. Früher hatte er mit Kopfmenschen nicht viel anfangen können, vielleicht
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