Das Lustschiff
und machte sich dann wieder an die Arbeit, die schönsten Momente festzuhalten. »Ja, genau so, du siehst phantastisch aus. Und ihr zwei da, cremt euch ruhig ein. Schaut nicht in die Kamera!«
Der Fotograf war mit Leib und Seele bei seiner Arbeit. Irgendwie gelang es ihm, alles aus den Mädchen herauszuholen und die Urlaubsstimmung perfekt einzufangen.
Lena zwinkerte ihr zu. Sie schien das Ganze zu genießen. Für Carolin war das nichts. Sie mochte sich auf Fotos nicht sonderlich leiden, auch wenn ihr klar war, dass man auf professionellen Aufnahmen gewiss anders rüberkam als auf Schnappschüssen.
»Komm bitte noch mal aus dem Wasser raus. Wir müssen dich anders in Szene setzen, so sieht man dich ja kaum«, sagte er zu dem Mädchen im Pool, ging mit diesem ein Stück weit von der Kamera weg und winkte dann Carolin zu sich herüber. »Würden Sie uns Ihre Uniformjacke ausleihen, Frau Winter?«
»Meine Jacke?«, fragte sie erstaunt.
»Wenn es Ihnen nichts ausmacht? Ich würde sie gern Kiki geben. Sie scheinen dieselbe Größe zu haben.«
Carolin lachte. »Natürlich, das ist kein Problem.« Sie zog die Jacke aus, reichte sie Kiki, die sogleich hineinschlüpfte.
»Lass sie offen, dann sehen wir noch etwas von deinem süßen Bikini.«
»Wo soll ich mich hinstellen? Zu den anderen Mädchen?«
»Ja, ich denke, da wirst du dich gut machen …«
Kiki drehte sich um, als die Models plötzlich loskreischten und Wasser über die Mädchen hinwegspritzte, sogar bis zu Carolin schwappte. Die jungen Frauen sprangen auf, rannten in alle Richtungen, um dem unangenehmen Nass zu entkommen.
»O mein Gott!«, schrie der Fotograf und eilte zum Pool. »Mein Laptop! Meine Kamera! Das darf doch nicht wahr sein!«
Carolin versuchte sich in dem Chaos einen Überblick zu verschaffen und erstarrte, als sie Josh Sullivan am Rand des Pools erblickte. Wo kam der so plötzlich her?
»Das tut mir wirklich leid. Das war nur ein Versehen«, beteuerte er.
»Haben Sie denn keine Augen im Kopf? Sehen Sie nur, was Sie angerichtet haben. Meine komplette Ausrüstung liegt im Pool. Das war doch Absicht! Sabotage!«
»Was unterstellen Sie mir? Ich bin ausgerutscht, und da ist es passiert.«
Während sich die Männer noch stritten, handelte Carolin schnell. Sie machte einen Hechtsprung ins Wasser, tauchte und beförderte sowohl die Kamera samt Stativ als auch den Laptop an die Oberfläche zurück.
Der Fotograf nahm ihr die Sachen ab. »Ich hoffe, das ist noch zu retten.«
Carolin hievte sich aus dem Wasser. »Ich kümmere mich um diese Angelegenheit«, versprach sie dem jungen Mann und packte Josh am Arm, zog ihn beiseite.
»Was ist denn in dich gefahren?«, fuhr sie ihn an, als sie außer Hörweite waren.
»Das war ein Versehen«, beharrte er. »Ich habe doch keinen Grund, dem guten Mann zu schaden. Ich wollte nur einen Morgenspaziergang machen und bin dann ausgerutscht. Hier sind ja auch überall Pfützen um den Pool herum.«
Etwas lag in seinem Blick, was sie irritierte. War es Schuld? Fast erlag sie dem Eindruck, es wäre doch Absicht gewesen. Doch Josh hatte recht, es machte keinen Sinn, einen arglosen Katalogfotografen zu sabotieren. Die beiden Männer kannten sich ja nicht einmal.
»Hör zu, es tut mir leid. Bring doch bitte für mich in Erfahrung, ob der Kerl seine Daten noch hat retten können.«
Sie seufzte. Also schön, den Gefallen konnte sie ihm schließlich tun.
Josh wartete in seiner Kabine auf Carolin. Das schlechte Gewissen nagte an ihm, weil er sie angelogen hatte. Natürlich hatte er die Kamera und den Laptop absichtlich in den Pool befördert, um mögliche Beweismittel gegen ihn zu vernichten. Hätte er sie einweihen, ihr von seinem Verdacht gegen diesen Katalogfotografen erzählen sollen? Doch im Nachhinein wäre das vielleicht genau verkehrt gewesen, sie hatte doch recht seltsam reagiert, war sofort ins Wasser gesprungen, um die Daten zu retten. Fast so, als wären sie ihr wichtig.
Es klopfte an seiner Tür. »Herein«, rief er, und eine noch klitschnasse Carolin betrat seine Kabine.
»Ich habe mit dem Mann gesprochen. Die Geräte und alles, was darauf war, sind hinüber.«
Josh atmete auf. Das waren gute Nachrichten. »Tut mir leid«, sagte er dennoch.
»Ja, ja, schon gut.«
Ihre Laune schien nicht gerade die beste zu sein. Er erhob sich, griff sie sanft bei den Schultern. »Sei mir nicht böse. Ich werde den Mann entschädigen, versprochen.«
Sie nickte nur. Sanft streichelte er ihre Wange. »Du hast ein
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