Das Lustschiff
Augen. Ihre Gedanken kreisten wieder und wieder um Josh. Kurz darauf schlief sie ein.
Dorian Zeissner blickte aus dem Fenster seines Gästezimmers. Der Mond stand bereits am Himmel, doch allzu viele Sterne konnte er nicht sehen. Sie wurden vom Kiefernwald verdeckt und von den unzähligen Lampions überstrahlt, welche die Insel säumten. Von überall her erklang Musik. Es war nicht das erste Mal, dass er auf Passionata feierte. Im Gegenteil. Er hatte die schönsten und aufregendsten Nächte seines Lebens hier verbracht. An diesem geheimnisvollen Ort der Lust und Sünde.
Das Klopfen an der Tür riss ihn aus seinen Gedanken. »Wer ist da?«, fragte er.
»Ich bin’s, Brigit. Darf ich hereinkommen?«
»Brigit? Natürlich!« Sein Herz begann schneller zu schlagen. Und als sie eintrat, in diesem fabelhaften Kleid, das ihre Figur betonte, ohne zu viel zu verraten, schlug es ihm bis zum Hals. Sie war die einzige Frau, die ihn durcheinanderbrachte, nervös machte und auf die sein Körper wie der eines Teenagers reagierte, der zum ersten Mal mit einem Mädchen ausging.
»Guten Abend, mon capitaine .«
Er nahm ihre Hand und hauchte einen Kuss darauf. »Du siehst zauberhaft aus, Brigit. Wie immer. Aber heute überstrahlst du alles.«
»Du bist ein Charmeur, Dorian. Ich mag es, wie du mit mir sprichst und was du für mich tust.«
»Ich bin dein Diener, Brigit. Ich tue alles für dich.«
Sie lächelte zauberhaft, und ihre Augen strahlten. »Deswegen bin ich aber nicht zu dir gekommen. Ich muss etwas mit dir besprechen.«
Das klang unerwartet ernst! Er setzte sich zu ihr und sah sie besorgt an. »Ist etwas passiert?«
Sie nickte, doch ihr Lächeln verriet, dass es nichts Negatives war, ganz im Gegenteil. Sein Magen rebellierte dennoch vor Aufregung. Unzählige Ideen kamen ihm in den Sinn, stürzten gleichzeitig auf ihn ein. Hatte sie jemand anderen kennengelernt? War sie schwanger? Von ihm?
»Ganz ruhig, mon capitaine . Es hat nichts mit dir zu tun.« Sie legte ihre Hand auf seine. Offenbar hatte sie bemerkt, wie nervös er geworden war. Aber ihre Worte beruhigten ihn nicht unbedingt.
»Ich bin hier, um mich zu verabschieden«, sagte sie schließlich und brach ihm damit das Herz. Seine Kehle fühlte sich mit einem Mal ganz trocken an.
»Verabschieden?«, wiederholte er heiser. Das sollte nichts mit ihm zu tun haben? Für ihn war es eine Katastrophe! Diese Worte rissen ihm den Boden unter den Füßen weg.
Er hatte immer gewusst, dass er nicht in ihrer Liga spielte, dass dieser Tag einmal kommen würde. Sie war ein Star. Zwischen ihnen war es nie wirklich ernst geworden. Für Brigit war es immer ein Spiel gewesen. Nicht mehr und nicht weniger.
»Ich habe ein Angebot bekommen, das ich unmöglich ausschlagen kann.«
»Ein Angebot?« Er kam sich wie ein Papagei vor, unfähig, etwas Eigenes, gar Sinnvolles zu formulieren. Er war viel zu geschockt von dieser Nachricht, musste sich erst einmal sammeln.
»Von der Reederei Smith & Trone . Sie wollen mich als Stargast auf einem ihrer Kreuzfahrtschiffe.«
Er verstand die Welt nicht mehr. Genau so einen Job hatte sie doch, bei ihm, an Bord der Sea Love . Weshalb wollte sie von Osburne weg zu Smith & Trone . Zahlten die tatsächlich so viel mehr?
»Wie … schön für dich …, Brigit.« Er versuchte sich für sie zu freuen. Natürlich wünschte er sich, dass sie glücklich war. Wenn sie dieses Engagement so sehr wollte, würde er es ihr nicht ausreden. Doch verstehen musste er diese Entscheidung nicht, wollte es auch gar nicht.
»Alle vier Abende eine Vorführung«, erklärte sie ihm die Konditionen. An Bord der Sea Love trat sie beinahe jeden Abend auf. Natürlich bedeutete das mehr Arbeit. Aber sicher konnte man mit dem Osburne-Management reden, das ließ sich regeln.
»Dies wird also unsere letzte Nacht sein, mon capitaine .«
Sie beugte sich zu ihm vor, wollte ihn küssen. Er zögerte. Dorian sehnte sich so sehr nach ihr, dass es schmerzte. Noch schlimmer war jedoch der Abschiedsschmerz, den er kaum ertrug. Ja, diese Nacht sollte unvergessen bleiben, für sie beide. Brigit sollte erkennen, was sie zurückließ. Und vor allem, wen sie zurückließ! Einen Mann, der bereit war, alles für sie zu tun, der sie so sehr begehrte, liebte, dass es schon an Selbstaufgabe grenzte.
Er riss sie an sich und küsste sie. Brigit wirkte überrascht, doch es schien ihr zu gefallen, dass er diesmal den Ton angab. Sie stöhnte leise in seinen Mund, erlaubte seiner Zunge, die
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