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Das Luxemburg-Komplott

Das Luxemburg-Komplott

Titel: Das Luxemburg-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Ditfurth
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Ihre Erkenntnisse mit der Kommission teilen sollen«, fiel Zacharias ihm ins Wort.
    Friesland blinzelte ihn böse an. Wut lag in seinem Blick.
    »Vielleicht will der Genosse Friesland uns verraten, was er weiß«, sagte Clara Zetkin.
    »Dass Sie sich mal zu etwas anderem äußern als Ihren Weibersachen, erstaunt mich. Aber ich will der Aufforderung gern folgen«, sagte Friesland. Er legte seinen Oberkörper fast über den Tisch, ballte beide Fäuste auf der Platte, und dann sagte er: »Wer hat den Nutzen von diesem Anschlag? Die Konterrevolution, vor allem E bert und Scheidemann …«
    »Ebert kann es ja kaum gewesen sein, der sitzt ein«, unterbrach ihn Rosa.
    »Dieser Anschlag ist gewiss von langer Hand geplant worden. Das ist kein Werk von ein paar Tagen. Haben Sie Ebert schon befragt?« Sein Blick forderte Zacharias auf zu antworten.
    »Nein.«
    »Ganz offensichtlich ist der Genosse Zacharias eine Fehlbesetzung als Leiter der Kommission. Ich beantrage, ihn abzusetzen und an seiner Stelle einen fähigen Genossen einzusetzen. Dafür spricht auch die Tatsache, dass er – ich konnte es nicht glauben, als ich es hörte – Polizeibeamte eingestellt hat, die vor ein paar Wochen noch ihre Hauptaufgabe darin sahen, Arbeiter zu verfolgen und zu ermorden. Die sollen jetzt den Mordanschlag auf die Genossin Luxemburg aufklären. Das ist der Hohn!« Den letzten Satz schrie er heraus.
    Unruhe kam auf. Alle starrten Zacharias an. Pieck rief: »Unerhört!«
    Zetkin betrachtete ihn von der Seite und schüttelte leicht den Kopf. »Vielleicht ist der Genosse einfach zu jung für diese Aufgabe«, sagte sie.
    Rosa schaute Zacharias nur an. Vielleicht dachte sie daran, dass er ihr das Leben gerettet hatte. Sie hatte ihn kennengelernt und wusste, er war nicht leichtfertig, a ber womöglich hatte er in diesem Fall versagt.
    Zacharias erinnerte sich an Frieslands Drohung. Er und seine Kumpane wollten den Anschlag ausnutzen, um endlich bolschewistische Methoden durchzusetzen. Zacharias hätte es sich leicht machen können. Einfach erklären, die Drahtzieher seien Reaktionäre, die die Revolution im Chaos ersticken wollten. Genauere Ermitt lungsergebnisse könne er aus einsichtigen Gründen nicht bekanntmachen. So oder ähnlich, und alle hätten sich mit dieser Erklärung zufriedengegeben. Und wenn er es sagen würde, um Zeit zu gewinnen? Um die Leninfraktion zu täuschen? Dann hätte er etwas auslösen können, was nicht rückgängig zu machen wäre. Das hatte er gelernt: Wenn der Terror begann, hörte er so schnell nicht mehr auf.
    Liebknecht sagte ins Stimmengewirr hinein: »Wir können den Genossen Zacharias nicht ablösen. Er arbeitet für den Rat der Volkskommissare und ist dem Genossen Däumig unterstellt.«
    »Formalkram«, sagte Pieck. »Wenn die Zentrale beschließt, Zacharias soll zurücktreten, dann wird Zacharias zurücktreten und Däumig nichts anderes übrigbleiben, als den Rücktritt anzunehmen. So einfach ist das. Also, ich beantrage, dass die Zentrale den Genossen Zacharias anweist, sofort zurückzutreten.«
    Stimmengewirr. Zacharias hörte heraus, dass Pieck eine Mehrheit für seinen Antrag gewinnen würde.
    »Halt«, sagte Rosa. »So schnell schießen die Preußen nicht …«
    »Aber wir Revolutionäre!« rief einer dazwischen. Gelächter.
    Dann ging die Tür auf, und Radek trat ein. »Wenn Sie nichts dagegen haben, Genossen. Und Sie natürlich auch nicht, Genossin Luxemburg …«
    Liebknecht winkte ihn herein. »Gewiss hat niemand etwas dagegen, dass Sie an der Sitzung teilnehmen.«
    Radek setzte sich nicht an den Tisch, sondern auf einen Stuhl an der Wand. Damit zeigte er geschickt, dass er nur Zuhörer sein und sich nicht in die Angelegenheiten der deutschen Partei hineinmengen wolle.
    Zacharias empfand Radeks Anwesenheit als Bedrohung. Der war Lenins wichtigster Deutschlandberater, und wahrscheinlich arbeitete er mit Bronski zusammen. Er musste abwägen. Wenn er seine Ablösung verhindern wollte, musste er seinen Verdacht äußern, und das würde die Leninfraktion alarmieren. Sie mussten dann etwas tun. Um jeden Preis verhindern, dass Zacharias und seine Mitarbeiter den Mann fanden, der die Attentäter angeführt hatte. Er musste Zeit gewinnen, und deshalb änderte er seine Taktik.
    Zacharias meldete sich zu Wort.
    »Zuerst wird der Genosse Friesland seinen Diskussionsbeitrag fortsetzen«, sagte Liebknecht.
    »Da gibt es nicht mehr viel zu reden. Aber vielleicht will der Genosse Radek das Wort ergreifen und die

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