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Das Luxemburg-Komplott

Das Luxemburg-Komplott

Titel: Das Luxemburg-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Ditfurth
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leichter, sie zu erschießen. Meine Großmutter hätte das geschafft, wenn sie da gestanden und es gewollt hätte.«
    Bärmann grinste.
    »Hatte Tibulski Besucher?« Langsam steuerte Zacharias das Gespräch dorthin, wo es für ihn vielleicht etwas ergab.
    Bärmann nickte.
    »Und Sie haben die natürlich gesehen. Schließlich leben Sie in einer Wohnung mit dem Genossen Tibulski.«
    Bärmann nickte.
    »Können Sie die Besucher beschreiben?«
    »Nur die, die ich gesehen habe. Gustav hat sich auch außerhalb der Wohnung mit Leuten getroffen. Ich habe ihn nicht gefragt, geht mich ja nichts an. Es ist besser, man weiß nicht alles.«
    Zacharias lehnte sich zurück. Die mysteriösen Auslassungen Bronskis fielen ihm ein. Ob es nicht besser wäre, Rosa wäre tot? Ermordet vom Feind. Eine Welle der Empörung würde durchs Land gehen, die Arbeiter würden sich endlich zusammenschließen und nicht nur warten, bis die Konterrevolution zuschlug. War Sonja doch eine Verräterin? War es Zufall, dass Rosas Quartier überfallen wurde, von dem eigentlich nur Sonja wissen konnte? Und Pieck, der geheime Wohnungen verwaltete und zuteilte.
    Zacharias beschrieb Sonja eher flüchtig. So viele Frauen dürften in Tibulskis Wohnung nicht ein und aus gegangen sein.
    Bärmann schüttelte den Kopf. »An eine Frau kann ich mich nicht erinnern.«
    »Sie kennen den Genossen Pieck?«
    »Natürlich, aber in der Wohnung habe ich den nie gesehen.«
    »Beschreiben Sie, wen Sie gesehen haben.«
    Es zeigte sich schnell, Bärmann war kaum fähig, andere Menschen zu beschreiben. Sosehr er sich mühte, niemand kam Zacharias bekannt vor.
    »Ach, was ich Sie noch fragen wollte: Welcher Partei gehört der Genosse Tibulski an?«
    »Er ist Mitglied bei den Unabhängigen, schon lange.«
    »Hatten Sie Besuch von führenden Funktionären der USP? Oder wissen Sie, dass der Genosse Tibulski zum Vorstand der USP gerufen wurde?«
    »Ich weiß davon nichts.«
    Wie es aussah, sagte er die Wahrheit. Zacharias ermahnte Bärmann, ihn sofort zu unterrichten, sollte der Genosse Tibulski auftauchen. Der sei offenbar hereingelegt worden, und es könnte ohne Strafe abgehen, wenn er auspacke.
    Dann setzte er noch einmal an: »Hatte Tibulski Freunde, Verwandte, bei denen er sich jetzt aufhalten könnte?«
    Bärmann hob die Schultern und ließ sie wieder fallen. »Gewiss, aber ich kenne sie nicht.«
    Zacharias nahm das Fotoalbum und holte das Foto heraus, das Kinder und eine Tante Hille zeigte. Er schob das Foto Bärmann zu. »Sagt Ihnen das etwas?«
    Der schaute das Foto an.
    »Drehen Sie es um.«
    Bärmann las schweigend. Er schaute, dann schüttelte er kaum sichtbar den Kopf. »Nein, kenne ich nicht, sagt mir nichts. Stammt das aus der Vorkriegszeit?«
    »Vermutlich.«
    »Da kannte ich Tibulski noch nicht. Und über sich selbst hat er wenig erzählt. War im Krieg, wer war das nicht? Ist wohl ein-, zweimal verletzt worden in Belgien. Über die Zeit vor dem Krieg hat er nie was gesagt. Wenn ich darüber nachdenke, dann ist das komisch, dass viele nichts sagen über die Zeit vor dem Krieg.«
    Am Abend ging Zacharias in die Reichskanzlei, wo sich Rosa aufhielt. Sie ließ ihn gleich ins Zimmer bringen, die Männer in der Schlange vor der Tür murrten.
    Statt einer Begrüßung sagte sie: »Die rennen mir die Bude ein. Jeder will etwas anderes. Meistens, was ich nicht geben kann.«
    Zacharias berichtete, er sei keinen Schritt weitergekommen bei den Ermittlungen. Wahrscheinlich sei es das Beste, die Kommission aufzulösen. Der einzige, der das Rätsel aufklären könne, sei verschwunden. Und ob er etwas sagen würde, wenn sie ihn ergriffen, sei ziemlich unwahrscheinlich. Während er berichtete, spürte er zum ersten Mal die Enttäuschung über sein Versagen.
    »Immerhin haben Sie herausbekommen, dass der Anschlag gar nicht mir galt.«
    Er nickte, aber es tröstete ihn nicht.
    Die andere Tür des Zimmers ging auf, und Jogiches trat ein. »Erinnerst du dich an die letzte Regierungssitzung, als Liebknecht plötzlich auf Däumig losging und den Anschlag als Beweis nutzte dafür, dass die Sicherheitsmaßnahmen nichts taugten, dass die gesamte Regierung von einer Handvoll Bewaffneter über den Haufen geschossen werden könnte?«
    »Du meinst, es ist eine Intrige gegen Däumig?«
    »Warum nicht? Vielen geht er auf die Nerven. Er redet und redet, aber er tut nichts. Friesland und Kameraden fordern, dass wir eine große Armee zusammenbringen, um die Konterrevolution anzugreifen. Bayern ist fast

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