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Das Luxemburg-Komplott

Das Luxemburg-Komplott

Titel: Das Luxemburg-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Ditfurth
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die des Kriegs und der Revolution allemal. Doch fühlte Zacharias Sehnsucht nach dieser Zeit, als die Arbeiter so stark schienen und der Sieg so nahe. Es war die Zeit der Gewissheit, dass eines nicht fernen Tages der Sozialismus auf den Ruinen der Ausbeutergesellschaft auferstehen würde in aller Reinheit und Klarheit. Nun ist die Revolution da, aber nichts ist klar und rein schon gar nicht.
    Rosa war erschöpft, und doch redeten Hamburger Funktionäre auf sie ein, wollten alles wissen und verstanden eher zu wenig als genug. Zacharias hatte Mitleid mit ihr, doch hatte sie diesen Zustand nicht herbeigesehnt? Vor ein paar Monaten noch hatte sie im Gefängnis gesessen, weitab im Osten, wo sie hungerte und fror.
    Er schaute die Gruppe an, die mit Rosa diskutierte, während Jogiches schweigend das Gespräch verfolgte. Unter den Hamburger Funktionären war ein kräftig gebauter junger Mann, dessen Haare an der Stirn sich schon lichteten. Zacharias hörte, wie dieser immer wieder schärfste Maßnahmen gegen die Konterrevolution forderte und eine Miliz, die im Zweifel schoss. »Besser als einen Schuldigen entwischen zu lassen«, dröhnte der Mann.
    Rosa erkundigte sich nach seinem Namen.
    »Ernst Thälmann«, antwortete er. »Ich bin in der USP, aber wir arbeiten für die Einheit der Arbeiterparteien. Und dafür, die Bourgeoisie zu vernichten.«
    Jemand tippte Zacharias an die Schulter, er war eingeschlafen. Er öffnete die Augen, Rosa stand vor ihm, müde, aber sie lächelte ihn an. »Die Genossen haben ein Quartier für uns.« Jogiches stand hinter ihr, sein Gesicht zeigte nichts.
    Drei bewaffnete Hamburger Kommunisten begleiteten sie zu einer Wohnung in der vierten Etage eines Mietshauses in Barmbek.
    Dort empfing sie eine junge Frau mit altem Gesicht, deren Willkommenslächeln bitter aussah. Doch zeigte sie sich geehrt, den Volkskommissar Luxemburg beherbergen zu dürfen. Zacharias fragte sich, ob die Frau die Begrüßung geübt hatte.
    Als Rosa, Jogiches und Zacharias allein in der guten Stube saßen und die Frau in der Küche etwas zu essen bereitete, sagte Jogiches: »Das ist kein Sozialismus, das ist Anarchie. Jeder will etwas anderes. Die Betriebe produzieren, oder sie produzieren nicht. Die Nahrungsmittelversorgung ist zusammengebrochen, und die Arbeiter ziehen übers Land, um nicht zu verhungern. Vorhin hat mir ein Genosse erzählt, es habe in manchen Dörfern schon Schießereien gegeben. Arbeiter fordern was zu essen, aber die Bauern rücken nichts heraus. Sie nehmen kein Geld, wissen nicht, was sie damit anfangen sollen. Die Reichsmark ist jeden Tag weniger wert. Wer kann, flüchtet in Golddollar.« Er zündete sich eine Zigarette an und stieß den Rauch hastig aus. »Und wie war das in Russland, Genosse Zacharias? Wir haben Schlimmes gehört, aber stimmt das auch?«
    Zacharias nickte. »In Russland ist das Durcheinander mindestens genauso groß. Die Leute haben nichts zu essen und keine Kohle oder Brennholz. Dabei gibt es Nahrungsmittel, aber die geben die Bauern nur heraus, wenn die Sowjetmacht Gewalt anwendet. Der Sozialismus dort ist nicht zu retten durch Appelle. Ohne Rote Armee und Tscheka gäbe es ihn schon lang nicht mehr. Und das nicht wegen Koltschak, dem weißen Admiral, oder anderen Aufständischen, sondern wegen des Hungers und der Kälte.«
    Rosa hatte zugehört. »Wenn es in Deutschland so weitergeht mit der Revolution, dann werden wir scheitern, nicht einmal grandios, sondern jämmerlich. Wenn wir Gewalt anwenden, bleiben wir vielleicht an der Macht. Aber ist das dann Sozialismus?«

11
    M
    argarete, dachte Zacharias, als es an der Tür klingelte. Aber es war Bronski, der wirkte abgehetzt, er drängte fast in die Tür. Zacharias führte ihn in die Küche. Er war müde, erst gestern nacht waren sie von der Reise zurückgekehrt.
    »Und?« fragte Bronski. »Berichten Sie von Ihrer Reise mit den Genossen Luxemburg und Jogiches.«
    Zacharias berichtete. Sie waren von Hamburg nach Hannover gefahren, von dort ins Ruhrgebiet, Dort mund, Gelsenkirchen, Essen, Solingen. Sie hatten unzählige Funktionäre getroffen und auch Offiziere der Roten Armee, die die Macht in ihren Händen hatte an der Ruhr. »Aber nur, bis die Franzosen einmarschieren«, sagte Zacharias.
    Bronski nickte. »Das werden sie spätestens versuchen, wenn die Alliierten einen Friedensvertrag vorlegen, und der wird etwa so aussehen wie Brest-Litowsk. Der Genosse Lenin hat unlängst auf diesen Punkt hingewiesen. Und der Genosse Trotzki

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