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Das Luzifer Evangelium

Das Luzifer Evangelium

Titel: Das Luzifer Evangelium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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die Augen. » Sie sind es.«
    »Woher sollen die wissen, wo ich mich befinde?«
    »Sie wissen es.«
    »Woher?«
    »Später, Bjørn, später.«
    Auf der Piazza Venezia kamen uns zwei Polizeimotorräder entgegen. Ich dachte, dass sie etwas spät kamen, um unsere halsbrecherische Jagd durch den Stadtverkehr zu beenden, aber sie signalisierten uns, dass sie uns auf unserem weiteren Weg eskortieren wollten.
    »Woher wussten Sie, dass uns jemand in den Vatikan gefolgt ist?«, fragte ich.
    »Sie sind wiedererkannt worden, jedenfalls einige von ihnen.«
    »Von wem?«
    »Später, Bjørn.«
    »Dann wissen Sie, wer das ist?«
    »Nur zur Hälfte.«
    »Und woher kam dieses Auto?«
    »Das stand bereit.«
    »Ich dachte, wir wären einfach Ihrer Eingebung gefolgt und in den Vatikangarten hinuntergegangen. Und Sie hatten da ganz zufällig einen Wagen stehen?«
    »Wir haben befürchtet, dass so etwas geschehen könnte.«
    »Wir? Wer wir?«
    Er nahm das Hörgerät aus dem Ohr. Dann fischte er ein Minimikrofon mit Sender aus der Brusttasche. »Wir wollten kein Risiko eingehen.«
    »Mit wem kommunizieren Sie überhaupt?«
    »Später, Bjørn, über all das müssen wir später noch reden.«
    Die zwei Polizeimotorräder zogen uns hinter sich her durch den dichten Stadtverkehr.
    2
    Wer sich der Liebe aussetzt, sagen die Brasilianer, setzt sich dem Leiden aus. Ich muss tief in meinem Herzen Brasilianer sein.
    Ich habe in meinem Leben ein paar Frauen geliebt. Nicht alle haben meine Liebe erwidert. Während meines Archäologiestudiums war ich schrecklich verliebt in meine Professorin, Grethe. Sie war eine von Papas Kolleginnen. Sollte sie jemals auch nur einen Anflug von Hingabe für mich empfunden haben, hat sie das gut verborgen. Ich war bei ihr, als sie starb. Viele Jahre später.
    Ich habe mich schon oft gefragt, ob es Grethe war, die diese gestörte Neigung zu reiferen Frauen ausgelöst hat. Oder hat sie nur in eine bereits schwelende Glut geblasen? Mariann. Nina. Karine. Vibeke. Charlotte. Diane. Beatriz. Hinter jedem dieser Namen verbirgt sich ein Gesicht, ein Duft, ein wenig Zärtlichkeit. Monique …
    Diane war viel jünger als ich. Die Ausnahme. Ich habe sie in London kennengelernt. Wir waren ein paar Wochen zusammen. Das ist jetzt bald zehn Jahre her. Aber noch immer bin ich nicht über sie hinweggekommen.
    3
    Später – wir waren in der Wohnung, die Aldo Lombardi uns zur Verfügung gestellt hatte – versammelten wir uns in dem großen Wohnzimmer am Esstisch. Monique setzte Kaffeewasser auf, während ich die Tassen und Teller holte. Aldo Lombardi führte ein endloses Telefonat, hielt dabei aber die Hand vor den Mund, so dass ich nicht hören konnte, was gesprochen wurde. Außerdem spreche ich kein Italienisch.
    Ich trank Kaffee und versuchte, meine Nerven zu beruhigen. Monique hatte ihr Strickzeug herausgeholt. Auf dem Geländer des französischen Balkons gurrte eine Taube. Ich trat an das geöffnete Fenster, und die Taube flatterte davon. Unten auf der Straße standen das Allradfahrzeug und zwei weitere Autos, sie hatten halb auf dem Bürgersteig geparkt. Durch die Spiegelungen auf der Scheibe erkannte ich die Gesichter. Aldo Lombardi kam zu mir und blickte über die Dächer der Stadt. Zwischen seinen Händen hielt er eine Tasse Kaffee, als fröre er.
    »Was sind das für Leute?«, fragte ich und nickte in Richtung der geparkten Wagen.
    »Haben Sie keine Angst, die sind auf unserer Seite.«
    »Aber wer sind sie?«
    »Sie passen auf uns auf.«
    Professor Aldo Lombardi nahm die Tasse mit zurück zum Esstisch, an dem Monique sich einen Kräutertee aufbrühte. Ich blieb, den Rücken der Stadt zugewandt, stehen und lehnte mich ans Geländer. Hinter mir, auf dem offenen Platz unten auf der Straße, flog eine Schar Tauben auf. Monique trank Tee, ohne einen von uns eines Blickes zu würdigen. Das Sinnlose, Unverständliche der ganzen Situation lähmte mich. Die Menschen, die Christian Keiser, Taras Koroljov, Marie-Élise Monnier und Gott weiß wen noch ermordet hatten, hatten es allem Anschein nach geschafft, mich hier in Rom aufzuspüren. Und Aldo Lombardi hatte ebenso offensichtlich Verbindung zu einer Gruppe von Sicherheitsleuten, die mich überwachten und auf mich aufpassten. Beides kam mir mehr als absurd vor. Professor Lombardi war ein Theologieprofessor, ein friedliebender Erforscher der Worte und Gedanken.
    Oder war das alles nur in Szene gesetzt worden, um mich zu täuschen? Stand Aldo Lombardi hinter einem gut inszenierten

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