Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Luzifer Evangelium

Das Luzifer Evangelium

Titel: Das Luzifer Evangelium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
Vom Netzwerk:
Luciana zuckte zusammen. Sie sah zu Giovanni, der den Hörer abnahm.
    Es war Enrico.
    Giovanni reichte ihr den Hörer. Sie drückte die Zigarette fest im Aschenbecher aus und sagte, dass es jetzt nicht passe, Silvana sei krank und sie wisse nicht, ob sie morgen zur Arbeit kommen könne. Dann verabschiedete sie sich und legte auf.
    »Das war aber ein kurzes Gespräch«, sagte Giovanni.
    »Ich will die Leitung nicht blockieren.«
    »Nein, schon klar.«
    »Was, wenn die anrufen?«
    *
    Der große Zeiger der Standuhr tickte unerbittlich weiter. Luciana saß mit geschlossenen Augen da. Giovanni fragte sich, ob sie schlief. Er nahm wahr, wie streng er roch, und wäre gerne unter die Dusche gegangen, fürchtete aber, dass sie gerade dann anriefen. Luciana würde es niemals schaffen, mit ihnen zu reden. Sie hatte die Hände gefaltet. Betete sie? Er wurde einfach nicht schlau aus Lucianas Beziehung zu Gott.
    Er lehnte sich auf dem Sofa zurück und hörte sie schwer durch die Nase atmen. Er selbst bekam nicht genug Luft, wenn er durch die Nase atmete. Er dachte an Silvana – mein liebes, kleines Mädchen – und merkte nicht, dass er einschlief.
    *
    Beide schraken auf, als es an der Tür klingelte. Giovanni blickte auf die Uhr. Es war Mitternacht. Luciana zupfte sich die Haare zurecht. Mein Gott, Luciana, es spielt doch keine Rolle, wie du aussiehst! Giovanni war schlaftrunken und orientierungslos. Er blieb sitzen und blinzelte mit den Augen, bis es ein weiteres Mal klingelte. Lange, eindringlich.
    »Giovanni!«, flüsterte Luciana.
    Er taumelte in den Flur und blickte durch den Türspion. Vier Männer. Zwei im fortgeschrittenen Alter, zwei weitere etwas jünger. Distinguiert, soigniert. Alle in Anzügen.
    Das waren sie .
    Natürlich hätten es auch Polizisten in Zivil sein können, trotzdem zweifelte er keine Sekunde daran, dass das die Entführer waren.
    Er schloss auf und öffnete die Tür.
    » Buona sera , Professor Nobile«, sagte der Älteste der Männer.
    » Buona sera «, wiederholte er mechanisch.
    »Ich vermute, Sie wissen, wer wir sind«, sagte der Mann, den Giovanni für den Anführer hielt. Er sprach Italienisch mit Akzent.
    Er ließ sie eintreten.
    Luciana stand in der Wohnzimmertür, die Hände vor der Brust verschränkt. Ihr Gesicht war verzerrt. »Was … was haben Sie … mit ihr gemacht?«, jammerte sie. »Mit Silvana? Was haben Sie ihr angetan?«
    »Luciana …«, sagte Giovanni halb beschwichtigend, halb flehend.
    »Erlauben Sie, dass wir uns erst vorstellen«, sagte der Anführer. »Diese zwei Herren …«, er deutete auf die beiden jüngeren, kräftigen Männer, »tragen den Titel Ritter dritten Grades .« Er nickte in Richtung seines Nebenmannes: »Primus Pilus. Ich selbst bin der demütige Großmeister unseres Ordens.«
    Primus Pilus? Großmeister?, dachte Giovanni.
    »Wo ist sie?«, fragte Luciana etwas zu schrill. »Wo ist Silvana? Was haben Sie mit ihr gemacht?«
    Der Großmeister richtete nur kurz seinen Blick auf sie.
    »Dazu kommen wir noch«, sagte der Primus Pilus. »Es ist ihr nichts geschehen.«
    Giovanni holte Stühle aus dem Esszimmer, damit sich alle ins Wohnzimmer setzen konnten.
    Der Großmeister und der Primus Pilus nahmen Platz. Die beiden kräftigen jungen Männer blieben stehen, setzten sich aber, als der Großmeister ihnen nickend ein Zeichen gab.
    »Ich habe der Polizei nichts gesagt«, sagte Giovanni.
    »Das wissen wir«, sagte der Primus Pilus.
    »Was wollen Sie?«
    »Zuerst sollen Sie wissen«, sagte der Großmeister, »dass es Silvana gut geht.«
    Giovanni beugte sich plötzlich auf seinem Stuhl vor. Die zwei Muskelmänner taten es ihm nach. »Gut?«, platzte er hervor. »Was meinen Sie mit gut?«
    » Perché? «, fragte Luciana. »Mein Gott, sie ist ein kleines Mädchen, sie ist erst zehn Jahre alt, warum?«
    »Es gibt für alles einen Grund«, sagte der Primus Pilus.
    »Sie haben es auf das Manuskript abgesehen, nicht wahr?«, fragte Giovanni. »Es geht um Luzifers Evangelium , oder? Ist es das?«
    »Eine einleuchtende Schlussfolgerung, Professor Nobile.«
    »Aber mein Gott, hätten Sie nicht einfach danach fragen können?«
    »Hätten Sie es uns denn gegeben?«
    »Natürlich nicht. Aber Sie hätten mich bedrohen können. Nicht meine Tochter! Mich! Sie glauben gar nicht, was ich alles zu tun bereit wäre, wenn man mir eine Pistole an die Schläfe hält!«
    »Wo ist das Manuskript?«
    »Ich habe es nicht mehr.«
    »Natürlich nicht«, sagte der Primus Pilus misstrauisch.
    Der

Weitere Kostenlose Bücher