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Das Luzifer Evangelium

Das Luzifer Evangelium

Titel: Das Luzifer Evangelium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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Beltø …«
    Aus seinem Mund klang mein Name wie eine Drohung. Herr Beltø … Er presste die Fingerkuppen aneinander. Seine Nägel waren lang und spitz. Ungeniert glitt sein Blick über meinen nackten Körper. Die anderen Männer standen schweigend und regungslos um uns herum. Ihre Blicke waren nach oben gerichtet, ins Leere, weg von mir, weg von dem Mann, der den Raum betreten hatte.
    Er trat einen Schritt näher.
    »Wer sind Sie?«, fragte ich, um ihn auf Distanz zu halten. Es hätte mich nicht überrascht, wenn er sich als Satan persönlich vorgestellt hätte.
    »Ich bin der Primus Pilus meines Heiligen Ordens.«
    »Was bitte?«
    »Sie haben mich verstanden.«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.«
    »Hat man Ihnen nicht gesagt, wer wir sind?«
    Mit dem spitzen Zeigefingernagel zeichnete er einen Strich von meiner Kehle bis zu meinem Nabel. Die brennende Berührung kam mir fast obszön vor, barbarisch, als hätte er mich mit einer einzigen Bewegung aufgeschlitzt und meine Eingeweide bloßgelegt.
    Er schloss die Augen. » In nomine Magna Dei Nostri Satanas .«
    Die Männer im Kreis wiederholten seine Worte. Sie waren völlig ausdruckslos und glichen sich in ihrer Uniformität wie Kadetten.
    Der Primus Pilus legte seine Hand auf meine Brust, direkt über dem Herzen, als wollte er sich vergewissern, dass es schlug. Sie fühlte sich kalt, fast metallisch an. Als er seine Nägel in meine Haut bohrte, wimmerte ich vor Schmerz und Angst. Hatte er vor, mir mit bloßen Händen das klopfende Herz aus der Brust zu reißen?
    »Ki’q Melek Taus r’jyarh wh’fagh zhasa phr-tga nyena phragn’glu.« Er schob seine Hand nach unten und ließ sie nur wenige Zentimeter über meinem Geschlecht auf meinem Bauch liegen. Als er sie schließlich von meinem Körper nahm, hatte ich das Gefühl, von einer schweren Last befreit worden zu sein.
    »Sie wissen, was wir wollen.«
    Seine Stimme klang weder bedrohlich noch fordernd. Er konstatierte lediglich eine Tatsache.
    Fast hätte ich lachen müssen. Was sollte ich antworten? Natürlich war mir klar, dass er das Manuskript meinte. Aber würden sie mich freilassen, wenn ich ihnen mitteilte, dass sie das Manuskript in einem Gewölbekeller in Island finden konnten – oder würden sie mich trotzdem töten? Wie sollte ich meine Worte wählen? Wie erkauft man sich das Leben von religiösen Fanatikern?
    »Warum bin ich gefesselt worden? Warum bin ich nackt?«, fragte ich, um überhaupt etwas zu sagen, bevor das Unausweichliche geschah.
    »So ist es Brauch.«
    »Welcher Brauch?«
    »Den die Ältesten verkündet haben. Wo ist das Manuskript?«
    »An einem sicheren Ort.«
    »Wo?«
    »Sie töten mich, wenn ich es Ihnen sage.«
    In der Pause, die folgte, hörte ich seinen rauen Atem. »Sie glauben vielleicht, schweigen zu können.« Er sprach langsam und geduldig wie mit einem widerspenstigen Kind. »Dabei wissen Sie, wozu wir in der Lage sind und was wir mit den anderen getan haben, die ebenso starrköpfig waren wie Sie. Warum glauben Sie, uns widerstehen zu können?«
    »Sie haben bereits drei Menschen getötet. Mindestens. Und Sie haben vor, auch mich zu töten – egal, was ich Ihnen sage oder auch nicht!« Meine Stimme versagte für einen Augenblick. »Glauben Sie, ich werde Ihnen verraten, wo das Manuskript ist, damit Sie mich dann ausbluten lassen? Wenn Sie mich töten, finden Sie das Manuskript nie.«
    »Lassen Sie mich Ihnen etwas erklären … Unsere Vorgänger, die mutigen Mönche, die sich den Geboten und Lügen der Kirche widersetzten, machten in ihrem Kampf gegen die Übermacht der Katholiken zahlreiche wichtige Entdeckungen. Eine dieser Entdeckungen betrifft die Magie des Blutes.«
    Er nickte den Männern im Kreis zu. Einer von ihnen begann, mich von Kopf bis Fuß mit einem Schwamm und parfümiertem Wasser zu waschen. Ein anderer holte eine Holzkiste, in der sich ein großer, länglicher Krug befand. Ausreichend groß für fünf Liter Blut. Ein dritter brachte ein silbernes Tablett. Auf rotem Samt lagen kleine Messer, Skalpelle und Instrumente.
    »Wir möchten vermeiden, auch nur einen Tropfen Blut zu verschütten«, sagte der Mann, der sich Primus Pilus nannte. »Mit diesen Werkzeugen können wir einen menschlichen Körper in nur wenigen Minuten ausbluten lassen. Es steht aber auch in unserer Macht, diesen Prozess um Stunden oder Tage zu verlängern.«
    Der alt wirkende Krug war dekoriert mit fremdartigen Symbolen und Zeichnungen von hässlichen Wesen.
    Die Männer schoben den

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