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Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition)

Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition)

Titel: Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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erinnern. »Ich wollte doch b-bloß nach H-hause fahren.«
    »In meinem Wagen?«, empörte sich Tinchen.
    »Der stand am nächsten. Aber d-dann habe ich die Sch-sch-schlüssel nicht gefunden.«
    »Soll ich ihn in die Kur nehmen?«, erbot sich Urban freudig. »Rüdiger hatte ich nach zwanzig Minuten wieder halbwegs fit.«
    »Das kann seine Mutter übernehmen. Ich bringe ihn jetzt nach Hause.« Florian schob sich hinter das Steuer und kurbelte das Fenster herunter. »Der braucht frische Luft.« Seinen willenlosen Beifahrer lehnte er in die Ecke. »Schnall ihn mal an, Karsten, der kippt mir sonst noch übers Lenkrad.«
    Die Abfahrt verzögerte sich, weil Tinchen erst die Schlüssel holen musste. Benjamin wurde zusehends munterer. »Is die Party schon aus? Wie sch-schpät isses denn?«
    »Fünf vor eins.«
    Einen Moment überlegte er. »Heute oder m-morgen?«
    »Morgen!«
    »Dann isses gut«, sagte er zufrieden. »Heute M-morgen sollte ich nämlich zum Zahnarzt.«
    Als Florian zurückkam, waren Haus und Garten geräumt. Urban demontierte gerade die letzten Lärmquellen. Karsten sammelte Pappteller ein. »Lass das Zeug doch liegen, morgen ist auch noch ein Tag. Ich bin hundemüde und will ins Bett.«
    »Dann geh doch!«
    »Mach’ ich auch. Ist noch was zu trinken da?«
    »Ja. Ginger Ale.«
    »Ich wollte was trinken und nicht die Zähne putzen.« Langsam schlurfte er ins Haus. An der Tür drehte er sich noch einmal um.
    »Frühstück gibt es morgen nicht vor zehn. Gute Nacht.«
    Früh um halb sieben klingelte das Telefon. Mit geschlossenen Augen tastete Florian den Nachttisch ab, fand den Hörer, hob ihn kurz an und ließ ihn zurück auf die Gabel fallen. »Unverschämtheit!« Bevor er wieder einschlafen konnte, läutete es erneut.
    »Hier ist das Heim für schwer erziehbare Mädchen«, bellte er in die Muschel, »aber momentan sind wir überbelegt. Wenden Sie sich an die Heilsarmee!« Dann zuckte er zusammen. »Wer ist da? Wo kommst du so plötzlich her? Was denn, jetzt gleich? Ich bin aber noch … ja, ist gut, in einer halben Stunde. Wiedersehn.«
    »Wer war denn das?«, murmelte Tinchen verschlafen.
    »Tante Gertrud. Sie steht in Heidelberg auf dem Bahnhof und will abgeholt werden.«
    »Jetzt?«
    »Natürlich jetzt.« Florian stieg bereits in seine Hose. »Steh auf und koch Kaffee, aber welchen aus Gerste. Tante Gertrud ist Vegetarierin.«
    »Wer ist das überhaupt?«
    »Tante Gertrud? Das ist Tante Klärchens Schwester.«
    Mit einem Ruck saß Tinchen kerzengerade in ihrem Bett. »Ich ziehe aus! Sofort! Noch so eine Verrückte ertrage ich nicht mehr!«

Je früher der Morgen, desto schlimmer die Gäste
    T ante Gertrud war genauso groß und hager wie ihre Schwester Claire, besaß den gleichen gezierten Tonfall beim Sprechen, drückte sich aber nicht so gewählt aus, und damit endeten die Gemeinsamkeiten auch schon. Von Kosmetik hielt sie nichts, sie benutzte lediglich eine Kräuterseife auf Algenbasis, die sie sowohl für das Gesicht als auch bei rauen Ellenbogen und gegen Hexenschuss verwendete. »Alles andere ist ungesund und verstopft nur die Poren.«
    Friseure waren in ihren Augen Halsabschneider, und deshalb hatte sie schon seit Jahren keinen mehr aufgesucht. Ihren grau melierten Pagenkopf bearbeitete sie selbst – sie machte das immer auf dem Flur, wo extra zu diesem Zweck zwei Spiegel einander gegenüberhingen –, und den ganzen anderen modischen Firlefanz lehnte sie genauso ab wie die meisten Errungenschaften der Zivilisation. Morgens wurde kalt geduscht, danach Tautreten im Garten, natürlich nicht im Winter, da gab es ja keinen, anschließend ein gesundes Frühstück mit Gemüsesaft und Vollkornbrot und dann einen ordentlichen Spaziergang. Jedes Jahr im Januar unterzog sie sich einer Schrotkur in Hindelang – »nur zum Entschlacken, man muss ja etwas für seine Gesundheit tun« –, und jedes Jahr im März rebellierte der Ischiasnerv und lieferte den gewünschten Vorwand, eines der meist südlich der Alpen gelegenen Thermalbäder aufzusuchen. Das gehörte zu ihrem Pflichtprogramm.
    Hin und wieder reiste sie aber auch nur zum Vergnügen – zu ihrem eigenen selbstverständlich. Die gelegentlichen Gastgeber, denen sie meist unvorbereitet ins Haus fiel, »weil ich gerade hier in der Gegend war«, empfanden es nämlich als weitaus weniger vergnüglich, sich den Gepflogenheiten von Tante Gertrud anzupassen. Sie gehörte zu den Frühaufstehern, die schon kurz nach Sonnenaufgang am offenen Fenster

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