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Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition)

Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition)

Titel: Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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man den immer brauchte, zögerte aber beim Sauerbraten und nahm stattdessen ein Kilo Hackfleisch mit. Während sie an den Regalen entlangschritt, war sie sich der neugierigen Blicke der übrigen Kunden sehr wohl bewusst. Sie bedauerte nur, nicht doch eine andere Hose angezogen oder wenigstens ihre eigene Jacke aus dem Schlafzimmer geholt zu haben, statt in Florians viel zu großen Anorak zu schlüpfen, aber das war nun nicht mehr zu ändern.
    Der Einkaufswagen füllte sich. Milchreis gab es im Sonderangebot, auch Schwammtücher, beides war nicht verderblich und konnte auf Vorrat gekauft werden. Sie nahm auch noch Kinderzahnpasta für Julia mit und Kognakbohnen für Florian. Die aß er so gerne. Zum Schluss legte sie noch drei Blumenkohlköpfe in den Wagen, weil die besonders groß und besonders preiswert waren. Dann rollte sie ihre Ausbeute zur Kasse. Nicht einmal Martha konnte ihr mangelndes Preisbewusstsein vorwerfen, sie hatte wirklich sehr überlegt ihre Wahl getroffen.
    Peinlich war nur, dass sie unter den geduldigen Blicken der Kassiererin lediglich einen zerknüllten Zwanzigeuroschein aus der Tasche ziehen konnte und eingestehen musste, den Geldbeutel zu Hause vergessen zu haben. Verflixte Schusselei! Ausgerechnet am ersten Tag musste das passieren! Am Ende hielt man sie noch für eine Betrügerin! Die Leute guckten auch schon so komisch, und am Gemüsestand steckte man bereits die Köpfe zusammen.
    Während sie noch überlegte, ob sie zu Hause anrufen und sich durch Florian auslösen lassen sollte, nahte weiß bekittelt der rettende Engel. Mit verbindlichem Lächeln beteuerte der Geschäftsführer, das alles mache gar nichts, selbstverständlich könne die gnädige Frau beim nächsten Mal bezahlen, jeder könne mal etwas vergessen, er selbst habe zum Beispiel erst kürzlich seinen Termin beim Zahnarzt vergessen, hahaha, und ob er vielleicht beim Einladen der Ware behilflich sein dürfte? Nein? Auch gut, dann also besten Dank, auf Wiedersehen und eine Empfehlung an den leider noch unbekannten Herrn Gemahl.
    Später wusste Tinchen nicht mehr, wie sie aus dem Laden heraus- und in das Auto hineingekommen war. Die heruntergefallene und aufgeplatzte Milchreispackung hatte sie einfach liegen gelassen, alles andere in den Kofferraum geworfen und mit quietschenden Reifen den Ort ihrer Blamage verlassen. Das Geld konnte Florian nachher vorbeibringen. Sie selbst würde in der nächsten Zeit wohl besser im anderen Supermarkt einkaufen.
    Als sie in die Garage fuhr, hatte sie sich wieder etwas beruhigt. Es war ja auch zu albern, sich wegen solch einer Lappalie aufzuregen. Was sind schon achtundachtzig Euro einunddreißig, wenn man Bender heißt und zur Hautevolee von Steinhausen gehört? Oder zumindest mit dieser eng verwandt ist.
    Am Küchentisch saß Clemens und frühstückte Schweizer Käse. Sollte er nicht längst in der Uni sein?
    »Morgen, Tinchen. Sag bloß, du warst schon einkaufen. Hast du zufällig einen Bückling mitgebracht?«
    »Nein, nur Ölsardinen.«
    »Auch gut. Wo sind sie?«
    »Noch im Wagen. Ich habe nämlich bloß zwei Hände.«
    »Tja, kein Mensch ist eben vollkommen.« Dann bequemte er sich aber doch zum Aufstehen. »Kann ich dir helfen?«
    »Frag nicht so dämlich, fass lieber mit an!«
    Sein Gesicht wurde immer länger, je mehr Waren sich auf dem Tisch stapelten. »Sieben Packungen Milchreis? Wer soll denn diese Pampe essen? Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, dass in den letzten zehn Jahren so was hier auf die Teller gekommen ist.«
    »Ich zwingte ja auch niemand dazu. Meine Kinder mögen Milchreis sehr gerne«, erklärte Tinchen vorsichtshalber, obwohl sie ihre Behauptung noch niemals hatte überprüfen können, denn nachdem sich auch beim dritten Versuch der Reis in eine klebrige, leicht schwärzliche Masse verwandelt hatte, war dieses Gericht ebenfalls von der Speisekarte gestrichen worden.
    »Aber gleich sieben Pfund …«, zweifelte Clemens. Dann sah er den Blumenkohl und lachte. »Den hat doch Martha bestimmt nicht bestellt.«
    »Nein. Es gab ihm im Angebot, und davon konnte sie gar nichts wissen.«
    »Na, dann sieh mal zu, wem du das Gemüse unterjubeln kannst. Seitdem Melanie vor zwei Jahren eine Raupe in ihrem Blumenkohl gefunden hat, rührt sie keinen mehr an. Aus Mitleid mit der bedrohten Tierwelt, und weil er sich sowieso nichts draus macht, hat sich Rüdiger dem Boykott angeschlossen. Ich esse die Sauce Hollandaise übrigens auch lieber ohne. Aber Julia und Tobias sind sicher

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